Dienstag, 14. Juli 1914
Vaterländische Festspiele. Die Vorbereitungen zu den am Sonntag, den 19. Juli stattfindenden vaterländischen Festspielen sind bei allen teilnehmenden Vereinen in vollem Gange. Die Begeisterung und das Verständnis für alle Arten von Leibesübungen ist in den letzten Jahren, wie überall in deutschen Landen, auch in Bonn stark gewachsen. Die Zahl der aufmerksamen Zuschauer bei diesen sportlichen Kämpfen nimmt erfreulicherweise ständig zu. Die Wettkämpfe selbst werden immer spannender und die Leistungen besser.
Alle Mühen und Vorbereitungen, aber auch nachher alle Festfreude gelten dem Wohle des deutschen Vaterlandes. Dieser ausgesprochene hohe Zweck erhebt unsere „Vaterländischen Festspiele“ über andere Veranstaltungen ähnlicher Art. Der Festausschuß hat bisher keine Mittel gescheut, um die jährlichen Feste in der Gronau würdig und doch echt volkstümlich zu gestalten. Darum sind sie von Jahr zu Jahr schöner und abwechslungsreicher geworden. Die Zahl der Teilnehmer ist ständig gestiegen. Auch in diesem Jahre wird der Verlauf der Festspiele bei dem vielseitigen Turn- und Sportleben Bonns wieder viel Kraft, Frische und rheinischen Frohsinn entwickeln.
Als schönstes Sinnbild vaterländischen Verdienstes winkt den Siegern in den Wettkämpfen der schlichte Eichenkranz. Daneben kommen zu dauernder Erinnerung für die ersten Sieger Ehrenurkunden zur Verteilung. Ferner stehen noch drei Wanderpreise: ein Jugendbanner, die Schmidt-Plakette und der Kutsche-Ehrenschild zur Verfügung. Endlich werden zum ersten Male vier Kaiser Wilhelm-Plaketten vergeben für leichtathletische Uebungen.
Alles in allem winkt also reicher Lohn dem, der seine Leistungen in zäher Ausdauer und Willenskraft für die Festspiele vorbereitet hat. Hoffen wir, daß das Wetter hold bleibt, damit auch in diesem Jahre die Veranstaltungen in der Gronau allen Bonnern und den vielen Freunden, die zum Besuche kommen, als ein herrliches vaterländisches Fest in Erinnerung bleibt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Das Vorlesungsverzeichnis für das nächste Wintersemester der hiesigen Universität und der landwirtschaftlichen Akademie ist erschienen. Für Hörer aller Fakultäten werden lesen: Prof. Tillmann: Der Apostel Paulus und die Anfänge des Christentums; Prof. Schiefferdecker: Urgeschichte der Menschen und Menschenrassen; (…) Prof. Neumann: Tropenhygiene und Tropenkrankheiten; (…) Dr. Selz: Psychologie im Rechts- und Wirtschaftsleben; Dr. Hammacher: Nietzsche; Prof. Gausinetz: Le théatre de Molière; (…) Dr. Graebner: Völkerkunde der deutschen Schutzgebiete; (…) Prof. Pohlig: Eiszeit und Urgeschichte des Menschen (…) Dr. Bally: Allgemeine Vererbungslehre. Ferner werden u.a. lesen (...) in der juristischen Fakultät: Dr. Coenders: Psychologie des Verbrechens und des Strafvollzuges; Prof. Goetz: Geschichte und Recht des deutsch-russischen Handels im Mittelalter (...)
Die Poppelsdorfer Kirmes hat in diesem Jahre infolge des herrlichen Sommerwetters einen Andrang, wie seit langem nicht mehr. In den Spätnachmittagstunden – in den ersten Nachmittagsstunden ist die Hitze gar zu drückend – schiebt sich eine kaum durchdringende Menschenmenge durch die Budenstraßen. Die Wirtshäuser sind überfüllt und verzapfen wahre Ströme an Getränken.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Vorabendausgabe, Rubrik „Bonner Nachrichten“)