Donnerstag, 20. Dezember 1917
Braunkohlen. Auch die Ortskohlenstelle will die Einwohner zu Weihnachten etwas besser versorgen, jede Haushaltung kann einen Zentner Braunkohle beziehen. Die Karten dafür müssen bei der Ortskohlenstelle abgeholt werden. Wir verweisen auf die Anzeige in dieser Zeitung.
Zigaretten. Um einer Schädigung sowohl des Steueraufkommens als auch des kaufenden Publikums infolge der starken Steigerung der Zigarettenpreise tunlichst entgegenzutreten, ist für den Bereich der Oberzolldirektion folgendes angeordnet worden. Die Zigarettenverkäufer sind verpflichtet, die Stückpreise der aus geöffneten oder bereits angebrochenen Umschließungen zum Verkauf kommenden Zigaretten in einer den Käufern allgemein sichtbaren Weise an den Umschließungen oder deren Aufbewahrungsstelle anzubringen. Auch ist in der Verkaufsstelle ein Preisverzeichnis über sämtliche zum Verkauf kommenden Zigaretten und Zigarettentabake an auffallender Stelle auszuhängen. In den Wirtschaften und Gasthäusern dürfen Zigaretten nur aus den Packungen heraus und nicht lose von Tellern oder dergl. verkauft werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die Bücher- und Lesehalle in der Quantiusstraße ist seit Sonntag geschlossen, und zwar „wegen Kohlemangels“, wie angeschlagen ist. Von den Freunden der Lesehalle wird dies in Zuschriften lebhaft beklagt.
Erweiterung der Bezugsscheinpflicht. Immer tiefer in das bürgerliche Leben greift die behördliche Regelung. Vom 1. Januar sollen, wie verlautet, Fahrten mit Autodroschken nur noch für kriegswichtige Angelegenheiten gestattet sein. – Weiter hört man, daß imprägnierte Dauerwäsche und mit Webwaren überzogene Papierkragen, nach einer Verordnung der Reichsbekleidungsstelle, bezugsscheinpflichtig seien.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Zigarren-Abschnitt-Sammelverein hielt am Sonntag in dem mit zwei großen Weihnachtsbäumen geschmückten Saale des Bürgervereins seine 41. Weihnachtsfeier ab, zu der sich die Besucher sehr zahlreich eingefunden hatten. Die Feier verlief wieder äußerst stimmungsvoll. Nach einem einleitenden Gesangsvortrag des Männerchores, der sich auch in diesem Jahre in den Dienst der guten Sache gestellt hatte, dankte der Vorsitzende, Herr Polizeikommissar Flaccus, mit herzlichen Worten den Gönnern und Freunden des Vereins. Ihre Opferwilligkeit habe es dem Verein wieder ermöglicht, auch diesmal 100 Kinder mit Schuhen und Unterzeug zu versehen und 25 Verwundete zu bescheren. Immer schwerer werde dem Verein seine Aufgabe, habe er doch heuer 5000 Mark Ausgaben, aber hoffentlich werde die Gebefreudigkeit der Mitbürger ihn auch über diese schwerste Zeit hinwegkommen lassen und im nächsten Jahre wieder das Weihnachtsfest wirklich wieder ein Fest des Friedens sein. Es wechselten dann die Gesangsvorträge des Männerchores mit den von Fräulein Wrede sorgfältig vorbereiteten lebenden Bildern ab. Die Bilder wurden jedes Mal mit einem erklärenden Gedichte eingeleitet und fanden bei jung und alt großen Beifall, vor allem der ersehnte Friede, der im letzten Bilde den Krieg ablöste, wurde hoffnungsfroh begrüßt. Im Anschluß an diese öffentliche Feier, deren hoffentlich ansehnlicher Ertrag die Wohltätigkeitskasse des Vereins stärken soll, fand die Bescherung der Kinder und der Verwundeten statt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)