Sonntag, 16. Dezember 1917
Die Goldaufkaufwoche geht am heutigen Sonntag zu Ende. Wie die staatlichen und städtischen Behörden, so haben auch die Geistlichen aller Glaubensbekenntnisse das vaterländische Werk, die Goldrüstung der Reichsbank und damit die Rüstung des Reiches in diesem furchtbaren Kriege zu stärken, allen ans Herz gelegt. Hoffentlich wird die Mahnung von denen, die ihre vaterländische Pflicht noch nicht erfüllt haben, noch in letzter Stunde beherzigt. Die Goldankaufstelle am Münsterplatz ist am heutigen Sonntag nur noch von 10 bis 12 Uhr vormittags geöffnet.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Mehrere Einbruchdiebstähle wurden in der Nacht zum 13. Dezember hier verübt. In einem Geschäft am Dreieck stiegen Diebe durch das Oberlicht ein und entwendeten Lederwaren, Sohlenleder und Oberleder im Werte von annähernd 2400 Mk. In der Marienstraße stahlen drei junge Burschen von hier nachts für mehrere tausend Mark Kleidungsstücke, Wäsche, Lebensmittel usw. Auf dem Kaiserplatz stellte ein Kriminalbeamter die schwer bepackten Diebe und verfolgte sie bis zur Bornheimerstraße. Während es zwei der Spitzbuben gelang, zu entkommen, wurde der dritte, ein Soldat, von dem Beamten festgenommen. Auf der Sternstraße entlief plötzlich der Soldat, blieb aber schließlich stehen, als der Beamte ihm einen Revolverschuß nachsandte. Die beiden entflohenen Spitzbuben konnten am andern Morgen aus dem Bett heraus festgenommen werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
In der Zentrumsversammlung, die am Freitag abend im Katholischen Vereinshause stattfand, und von etwa 150 Personen besucht war, wies Abgeordneter Chrysant darauf hin, daß die Kandidatur Henry ordnungsmäßig zustandegekommen sei. Geheimrat Trimborn begann mit einer Empfehlung des Herrn Henry und führte weiter aus: Wer sich nicht füge, vergehe sich schwer gegen die Parteidisziplin. Wir hätten noch keine russischen Zustände. Es sei besser gewesen, die Beschwerden über die Presse abzustellen, als den Burgfrieden in der Partei zu stören. In seiner weiteren Ausführung berührte er die Kriegsziele, die Kriegspolitik des Zentrums und den Kanzler. Rechtsanwalt Henry bezeichnete es als unrichtig, daß er als Kandidat zurückgetreten sei. In der darauffolgenden Diskussion wurde nachdrücklich und energisch Einspruch gegen die Worte des Herrn Chrysant erhoben, daß die Aufstellung des Kandidaten ordnungsmäßig vor sich gegangen sei. An dieser Diskussion beteiligten sich u. a. Sanitätsrat Dr. Schmitz u. Studiosus Orth; Herr Geheimrat Trimborn zog es vor, während derselben die Versammlung zu verlassen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)