Dienstag, 4. Dezember 1917
Bürger, unterstützt die Zähler bei der Durchführung der Volkszählung am 5. Dezember!
Nach dem Ergebnis der Volkszählung werden der Stadt Bonn die zur Versorgung der Bevölkerung erforderlichen Lebensmittel zugeteilt.
Jedes Uebergehen eines Einwohners bei der Zählung bedeutet eine Verminderung der Lebensmittelzuteilung!
Es darf kein Einwohner vergessen werden!
Wer bis zum 4. Dezember abends noch keine Haushaltungsliste durch den Zähler erhalten hat, möge diese beim Volkszählungsbüro im Sparkassengebäude Friedrichsplatz 1 abholen lassen.
Bonn, den 29. November 1917.
Der Oberbürgermeister
I. V.: Piehl.
„Gedanken eines Frontoffiziers“ lautet die Aufgabe eines Vortrages, den am Dienstag nächster Woche der bayrische Leutnant Mehlhemmer im großen Saale des Bürgervereins halten wird.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Bund der Kriegsbeschädigten und ehemaligen Kriegsteilnehmer, Ortsgruppe Bonn. Am gestrigen Sonntag wurde im Bonner Hof der Bund der Kriegsbeschädigten und ehemaligen Kriegsteilnehmer, Ortsgruppe Bonn, gegründet. Dem Bunde traten sofort 51 Mitglieder bei. Der Bund will seinen Mitgliedern in allen Angelegenheiten der Kriegsbeschädigten unterrichten. Die Sitzungen finden am ersten Sonntag in jedem Monat statt.
Zureden hilft. Gestern abend war auf der Remigiusstraße nichts mehr von dem sonst üblichen wüsten Treiben Jugendlicher zu bemerken. Die Polizeibehörde hat die Aufsicht dort und auf der angrenzenden Marktbrücke verstärkt und wird nunmehr ganz energisch gegen alle Ausschreitungen vorgehen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zur Hilfsbereitschaft der Studentinnen. In zahlreichen Aufrufen sind in letzter Zeit die Studentinnen ausgefordert worden, sich irgendwie im Hilfsdienst zu betätigen, sei es in der Krankenpflege, in den Verwaltungsbetrieben, in den Fabriken usw. und noch in der vergangenen Woche konnte man in den Universitätsgebäuden einen Anschlag lesen, worin sich der Herr Minister nochmals dringend an die Damen wendet, dem Gebote der Stunde nachzukommen, dem Vaterland in der Not zu helfen.
Was ist bisher geschehen?
Während tausende junger Studiker draußen und drinnen ihre Kräfte dem Vaterlande widmen, verhalten sich die Studentinnen so undeutsch, daß man sich schämen muß, der Oeffentlichkeit darüber zu berichten. Das Volk, das seine Vaterlandspflicht erfüllt, muß aber endlich mal wissen, was es von den Studentinnen halten soll. Darum habe ich mich entschlossen, die Wahrheit zu sagen. Vielleicht erreiche ich damit mehr, als der Herr Minister mit all seinen Verordnungen resp. Aufforderungen, und es wäre damit eine große Paperersparnis erreicht, denn doch nur mit Mißachtung gehen die Studentinnen an solchen Aufrufen vorbei. Sie kümmern sich nicht darum, machen sich im Gegenteil recht lustig darüber und freuen sich sogar, daß sie nun einmal im Studium die Herren überholen, deren Plätze sie einnehmen können. Gerade diesen Krieg nutzen diese Damen zu ihrem Vorteil aus – das zeigen die mit Damen überfüllten Hörsäle, das hört man insbesonders aus ihren Reden, die ich hier nicht anführen will. Für das Vaterland tun sie fast nichts, jedenfalls so wenig, daß es ihren Stand nicht ehrt. Seht einmal all die ärmeren Frauen und Mädchen in Stadt und Land, in den einzelnen Betrieben, die sich Tag und Nacht abmühen, dem Vaterland das zu erhalten, was es jetzt braucht. Und nun betrachtet einmal die Selbstsucht der Studentinnen, ihre Sucht, möglichst früh fertig zu werden, möglichst ihre Kollegen, die Vaterlandspflicht erfüllen, zu verdrängen, jedenfalls schnell ihnen zuvor zu kommen. Seht Euch das Ergebnis an, das die Aufforderungen des Herrn Ministers zeitigten. Kläglich, jämmerlich. Das ist Tatsache! Noch nicht 1 Prozent der Studentinnen hat sich gemeldet. Sie überfüllen weiter die Hörsäle, machen sich weiter lustig! Deutsches Volk, Deutsche Regierung, erhebe Deine Stimme! Den Studentinnen fehlt’s an gutem Willen. Sie verfolgen nur selbstsüchtige Zwecke.
Sorget, daß den pflichtgetreuen Studenten nach ihrer Heimkehr durch ihre undeutschen Kolleginnen kein Nachteil entsteht!
H. Birken, stud. phil. nach seiner Rückkehr aus dem Felde.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Zur Behebung der Kleingeldnot. Trotzdem eine große Anzahl von Gemeinden, Gesellschaften und Geschäften Kriegsmünzen und Gutscheine ausgegeben haben, ist die Kleingeldnot noch immer nicht behoben. Immer wieder kommt es vor, daß man in Geschäften nur mit Mühe oder gar nicht gewechselt bekommen kann oder gebeten wird, überschießende kleinere Beträge herauszugeben. Um diese Schwierigkeiten etwas zu beheben, hat die Hauptmannsche Druckerei eine Anzahl von 25-Pfennigstücken prägen lassen. Um sie in den Verkehr zu bringen. Sie haben, wie die Kriegsmünzen von Trier und Mainz, eine achteckige Gestalt, sodaß sie mit anderen Münzen nicht verwechselt werden können. Die Geschäftsstelle der Deutschen Reichs-Zeitung löst diese Kriegsmünzen jederzeit in beliebiger Menge ein. Sie werden nach Behebung der Kleingeldnot wieder aus dem Verkehr gezogen.
Kriegsweihnachten 1917. An Spenden für Weihnachtsgaben für die rheinischen Truppen und für die Weihnachtsbescherung für die bedürftigen Witwen und Waisen von Bonner Kriegern sind eingegangen zusammen 4620 Mark. Weitere Beiträge werden von den hiesigen Banken und der Stadthauptkasse angenommen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)