Montag, 3. Dezember 1917
Deutsche Vaterlandspartei. Dem Rufe der Deutschen Vaterlandspartei waren gestern zahlreiche Bürger gefolgt. Der Vorsitzende der Ortsgruppe Bonn, Geheimrat Litzmann, konnte eine stattliche Versammlung begrüßen und mit herzlichen Worten Zweck und Ziele der Partei klarlegen. Die Deutsche Vaterlandspartei will nach des Redners Worten von der äußersten Rechten bis zur äußersten Linken Alle sammeln zu gemeinsamer Arbeit für unser gemeinsames Vaterland. Sie will aufrichten die Schwachherzigen und Kleinmütigen und keiner politischen Partei zu nahe treten. Als beredter Rufer für die Partei trat Kaplan Schopen aus Godesberg an das Rednerpult. In der inneren Politik möge jeder bleiben, was er gewesen. Nicht auf das Gebiet der inneren Politik gehe die Vaterlandspartei: sie trete der Not gehorchend für die Außenpolitik ein. Bei der großen Zerrissenheit der Parteien unseres Landes sei es notwendig gewesen, eine alles umfassende Partei zu bilden, die unserem Volke das Gewissen stärke. Nicht dürfe mehr die Diplomatie mit sanftem Streicheln und freundlichem Lächeln den deutschen Michel einlullen und sachte ihm das gute Schwert in die Scheide stecken. Hunderte tausende tapferer deutscher Kämpfer seien schon den Soldatentod gestorben; nicht umsonst hätten sie in der Blüte der Jahre in Schrecknissen sterben müssen. Nicht umsonst dürften unsere Helden drei Jahre und mehr in Not und Gefahr gelegen haben. Für ihren Tod, für ihren Kampf, für die Jugend Deutschlands müsse ein Frieden erstritten werden, der des Kampfes würdig, der der ungeheuren Opfer wert sei. Der Friede solle alle Möglichkeiten neuer Ueberfälle unserer Feinde wenn nicht unterbinden, dann doch erschweren. Der Gedanke an unser gemeinsames Vaterland, an das Deutschland der Zukunft, solle unser einziger und gemeinsamer Gedanke bei dem abzuschließenden Frieden sein. Auf diesem Programm könnten und sollten sich alle Deutschen einigen, zur Rückenstärkung unserer führenden Männer, zur Gewissensschärfung unserer politischen Parteien.
Nach den Ausführungen des Hauptredners ergriff das Wort Oberlehrer Endemann-Godesberg, der als Friedensziele Belgien, besonders Antwerpen, für Deutschland forderte und Regulierung der Ostgrenze. Volksschullehrer Schultheiß-Bonn zeigte an Hand der Geschichte, wie man seit der Urzeittage unser Volk um seine gerechten Ansprüche betrogen, wie heute noch ernsthafte Franzosen unsere Heimat zu zerstückeln planten, und forderte einen Frieden, der den gebrachten Opfern voll entspricht.
Pfarrer D. Weber-Bonn mahnte zum Aushalten und Standhalten, auch England drohe der Hunger. Wir würden zu Verrätern am Vaterlande, wenn wir nicht aushielten. Von der Diplomatie und der Regierung verlangte Redner, daß sie stark blieben.
Mit Worten des Dankes und dem Liede „Deutschland, Deutschland über alles“ entließ Geheimrat Litzmann die Versammlung, die der Deutschen Vaterlandspartei zweifellos zahlreiche Anhänger gewonnen hat.
Der erste Schnee. Ueber nacht ist es Winter geworden. Bäume und Sträucher prangten heute früh im schönsten Winterkleid.
Schöffengericht. […] Ein Musketier, der einem Dienstmädchen und deren Herrin annähernd 50 Mk, unter dem Vorgeben abschwindelte, er werde ihnen dafür Schuhe und Lebensmittel mitbringen, erhielt einen Monat Gefängnis. – […] Eine Straßenbahnschaffnerin hatte eine bereits abgenutzte Fahrkarte an einen Fahrgast abgegeben und den Betrag von 15 Pfg. für sich verwandt. Sie wurde entlassen und jetzt vom Schöffengericht mit 20 Mk. bestraft. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)