Sonntag, 2. Dezember 1917
Zum Besten des Soldatenheims findet nächsten Mittwoch eine zweite Aufführung des Weihnachtsmärchens „Weihnachtsnacht im Zwergenreich“ statt, und zwar im großen Saale des Bonner Bürgervereins. Der Ertrag auch dieser zweiten Aufführung, an der 40 Kinder mitwirken, soll für Weihnachtsgaben an die Besucher des Soldatenheims verwendet werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein falsches Gerücht. Seit etwa 14 Tagen geht hier das Gerücht, daß eine Frau abends in der Hindenburgstraße von einem Unbekannten durch Vorhalten eines Revolvers gezwungen worden sei, ihre Schuhe auszuziehen, worauf der Straßenräuber mit seiner Beute entflohen sei. Dieselbe Geschichte wurde auch von der Stiftsgasse, vom Jagdweg, der Colmantstraße usw. erzählt. Ein Kölner Lokalblatt bringt in seiner Samstagsnummer auch diese Räubergeschichte aus Bonn, und zwar in der Lesart, daß zwei Männer, die den Hut tief ins Gesicht gedrückt hatten, die Frau zur Herausgabe ihrer Schuhe gezwungen hätten. Wie uns auf unsere Anfrage bei der hiesigen Kriminalpolizei mitgeteilt wird, ist ein derartiger Fall bisher nicht zur Anzeige gebracht worden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Umhertreiben Jugendlicher. Unsere Polizeibehörde erließ vor einiger Zeit eine Bekanntmachung, nach der es Jugendlichen verboten ist, sich in den Abendstunden auf öffentlichen Straßen und Plätzen zwecklos aufzuhalten oder umherzutreiben. Leider scheint die Remigiusstraße von diesem Verbot ausgeschlossen zu sein, denn nach Einbruch der Dunkelheit wird diese stark belebte Straße zum Kinderspielplatz. Eben der Schule entwachsene Mädchen treiben sich allabendlich dort mit gleichaltrigen Knaben umher. In Trupps zu Vieren und mehr nehmen sie den Bürgersteig in seiner ganzen Breite ein, rempeln sich gegenseitig an, dann großes Geschrei der Mädchen, Aufblitzen von Taschenlaternen, Entschuldigungen von Seiten der „Herren“, und zehn Schritte weiter wieder dasselbe Spiel. So geht das stundenlang, und Erwachsene, die öfters durch die Rüpeleien in Mitleidenschaft gezogen werden, müssen sich noch spöttische Redensarten gefallen lassen. Es wäre wirklich an der Zeit, daß die Polizei einmal dort nach dem Rechten sähe. Besser wäre es natürlich, wenn die Eltern dieser hoffnungsvollen Jugend sich einmal das Spielchen ansähen, ihre Sprößlinge bei den Ohren faßten und mit nach Hause nähmen. Jedenfalls muß etwas in dieser Sache geschehen, denn so wie bisher kann das wüste Treiben dort nicht weiter geduldet werden. K.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
In der großen öffentlichen Versammlung, welche die deutsche Vaterlandspartei am morgigen Sonntag, pünktlich 11¼ Uhr, im großen Saale des Bonner Bürgervereins veranstaltet, wird als Hauptredner Herr Kaplan Schopen-Godesberg sprechen. Weitere Ansprachen haben übernommen die Herren Oberlehrer Endemann-Godesberg, Lehrer Schultheiß-Bonn und Pfarrer Dr. Weber-Bonn. Wie wir hören, ist ein überaus zahlreicher Besuch der Versammlung schon jetzt als festehend zu betrachten, so daß frühzeitiges Erscheinen nur empfohlen werden kann.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Flegeleien in der Remigiusstraße und der Marktbrücke. Allabendlich kann man in der Remigiusstraße und in der Marktbrücke die tollsten Anrempelungen junger Burschen beobachten, auch scheint sich die weibliche Jugend nicht zu scheuen, unter dem Schutze der Dunkelheit mit halbwüchsigen Jungens ein Stelldichein zu geben. Unverschämte Flegeleien lassen sich die Burschen zuschulden kommen, mit Taschenlampen versehen, wird plötzlich das Licht dicht vor die Augen einer die Straße passierenden Person gehalten, wodurch schwere Schädigungen des Augenlichts herbeigeführt werden. Es ist ein Treiben, schlimmer als an den Karnevalstagen. Die Polizei ist infolge der wenigen Hilfskräfte nicht in der Lage, dem Unfug zu steuern. Wie wäre es, wenn eine Anzahl handfester Bürger in den Abendstunden die Straßen begingen und hier Remedur [Abhilfe] schafften. Oder muß man die Militärbehörden zu Hilfe nehmen. Civis Bonnensis.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)