Montag, 12. November 1917
Bewirtschaftung von Gemüse und Obst. Aus Berlin, 10. November, wird uns geschrieben: Wie Gemüse und Obst im nächsten Jahre bewirtschaftet werden wird, steht zur Zeit noch nicht endgültig fest. In den bis jetzt geführten Verhandlungen, die Freitag zu einem vorläufigen Abschluß gekommen sind, haben sich alle Erzeuger- und auch Verbrauchsverbände, darunter der Deutsche Städtetag, einstimmig für die Beibehaltung der Lieferungsverträge für Gemüse ausgesprochen. Daneben ist von den Verbrauchsverbänden lediglich um ein weiteres Fortschreiten auf dem Wege der Zwangsbewirtschaftung gebeten worden. Eine auch nur einigermaßen ausreichende Befriedigung des fast grenzenlosen Bedarfs an Gemüse ist aus Mangel an Ware, wozu auch noch der Wagenmangel kommt, allerwärts in Deutschland unmöglich. Es hat sich aber gezeigt und kann täglich von neuem beobachtet werden, daß diejenigen Kommunalverbände verhältnismäßig am besten mit Gemüse versorgt sind, welche sich am ausgiebigsten durch Lieferungsverträge eingedeckt haben. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ausgabe von 500.000 Zentnern Marmelade. Mit der Verteilung der von der Kriegsgesellschaft für Obstkonserven und Marmelade für den Winter vorbereiteten Marmelade wird in den nächsten Tagen begonnen werden. Die Gesellschaft hat vorläufig für das ganze Reich 500.000 Zentner freigegeben. Das Pfund wird zum Preise von 90 Pfennig im Kleinverkauf abgegeben. Es wird versichert, daß diese Marmelade, die nur aus Birnen, Aepfeln und Pflaumen besteht, keine Aehnlichkeit mit der berüchtigten „Kohlrübenmarmelade“ des Vorjahres hat, sondern von sehr guter, bekömmlicher Qualität ist. Die Marmeladenfabriken sind noch vollauf beschäftigt, haben auch noch sehr große Bestände am Lager, so daß eine ausreichende Versorgung gesichert ist. […]
Warnung vor einem Schwindler. Ein mit dem Eisernen Kreuz geschmückter junger Mann von etwa 25 Jahren versucht auf alle Art und Weise die Leute zu beschwindeln. Er gibt an, ein Vetter eines Krautfabrikanten aus Alfter zu sein und verspricht den Leuten Kraut und Marmelade zu 0,95 M. und 1,15 M. Er läßt sich Geld im Voraus bezahlen und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Auch versprach er jemand 7 Zentner Kartoffeln zu liefern, wollte unbedingt die Säcke mitnehmen und auch das Geld. Letzteres hat er glücklicherweise nicht bekommen. In einem anderen Falle wollte er Tabak gegen Marmelade vertauschen und den Tabak gleich mitnehmen, das Kraut andern Tags bringen. Er ist nicht wiedergekommen. Besondere Kennzeichen: an der rechten Hand fehlt der kleine Finger.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)