Samstag, 10. November 1917

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. November 1917Die Stadtverordnetenwahlen der 2. Abteilung finden nur an einem Tage, am heutigen Samstag, vormittags von 10 bis 1 Uhr und nachmittags von 8 bis 6 Uhr statt. Die Bewohner der Altstadt wählen auf dem Rathause und die der Vororte im Verwaltungsgebäude in der Kirschallee, wie früher. – Neu ist dagegen, daß die Altstadt auch den Kandidaten der Vororte und die Vororte auch die Kandidaten der Altstadt, also alle zusammen 4 wählen. Wieder aufgestellt sind bekanntlich unsere bewährten Parteifreunde Baumeister Hans Blömers, Metzgermeister Karl Kaiser und Professor Dr. F. A. Schmidt, ferner der in den Vororten ausscheidende Stadtverordnete Jansen, da die Wahlen im Zeichen des Burgfriedens nach dem Grundsatz des alten Besitzstandes ohne Gegenkandidaten vor sich gehen sollen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

U 35 bei der Arbeit. Der Kommandant von U 35, Arnauld de la Perrière, ist der Held eines dreiaktigen Films, der von heute ab in den Lichtspielen im Stern gezeigt wird. Ein Stück gewaltigster Kriegsgeschichte ist hier aufgezeichnet mit dem ehernen Griffel, den die Wirklichkeit schreibt. Es ist kein Film, der mit fleißiger Kulissenarbeit daheim hinterm warmen Herd „gestellt“ worden ist; draußen auf dem Meere, im Kampf mit dem Feinde, sind die Bilder aufgenommen während der mühevollen Arbeit, die U 35 unter seinem tapferen Führer zu leisten hatte. So ist ein Kulturdokument entstanden, das seinen bleibenden Wert besitzt und allen daheim eine deutliche, kraftvolle Sprache redet. Wir sehen U 35, wie es den Heimathafen verläßt, wir sehen es im Kampf mit den Wogen, wir sehen es im heldenhaften Ringen mit den feindlichen Großhandelsschiffen, aber wir sehen auch die Frucht dieser Arbeit: Schiff auf Schiff versinkt vor unsern Augen in den Tiefen des Meeres. Lücke auf Lücke wird in den Ring gerissen, den England um uns ziehen wollte, immer enger wird der magische Ring, den wir selbst um unsere Feinde legen. Der Film bedeutet eine hervorragende Sehenswürdigkeit und verdient allgemeine Aufmerksamkeit.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 8. Nov. Aus einem Töchterpensionat n der Rüngsdorferstraße wurden in der verflossenen Nacht 16 Paar Damenschuhe gestohlen; im Ortsteile Muffendorf wurden in derselben Nacht einer Kriegerfrau zwei wertvolle Ziegen im Stalle abgeschlachtet und mitgenommen. – Aus einem großen Hotelbetrieb am Rhein, der sicherheitshalber seine notwendigen Vorräte an Fleisch und Fett statt im Keller im allerobersten Stockwerke seines Hotels in einer Kammer verwahrte, vermochten trotzdem die Diebe den ganzen Bestand zu stehlen, indem sie mittels einer sehr hohen Leiter während der Nacht durch das kleine Fenster in die Dachkammer eindrangen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

 

Godesberg. […] Der Vaterländische Frauenverein beabsichtigt, an alle Kriegsgefangenen aus der Bürgermeisterei Godesberg Weihnachtspakete zu senden. Die Angehörigen solcher Gefangenen werden daher ersucht, die genauen Adressen derselben in der Zentrale Rheinallee 26 umgehend niederzulegen. […]

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)