Mittwoch, 7. November 1917
Aus dem städtischen Lebensmittelamt.
Der Bau der neuen Kriegsküche Ecke Argelander- und Reuterstraße ist nunmehr vom Kriegsamt in Berlin genehmigt worden, so daß er nachdrücklichst gefördert werden kann. Die Teilnehmerzahl der Kriegsküchen ist diese Woche wieder etwas gestiegen. In der letzten Zeit ist es mehrfach vorgekommen, daß Einwohner, die ihre Kartoffeln schon bis 18. November im voraus entnommen hatten, beim Kauf der Kriegsküchen-Wochenkarten nicht mehr in der Lage waren, die Kartoffelmarken oder die entsprechende Kartoffelmenge abzugeben, weil sie ihre Vorräte bereits verzehrt haben. Es sei noch einmal nachdrücklichst daran erinnert, daß mit den eingekellerten Vorräten haushälterisch umgegangen werden muß.
Die Kartoffelzufuhr geht jetzt gut voran, auch die Beschaffenheit der Kartoffeln ist erheblich besser geworden. Es kann allen, die nach ihren Mitteln dazu in der Lage sind und über einen trockenen Keller verfügen, nur wiederholt geraten werden, ihre Kartoffeln bis 23. Februar einzukellern.
Wer beim Einkellern schlechte Kartoffeln erhalten hat, beschwert sich zweckmäßig am städtischen Kartoffelamt, Am Hof 1, Zimmer 12. Das Kartoffelamt entsendet dann einen Sachverständigen zur Nachprüfung und gibt nötigenfalls Ersatz. Die Beschwerde muß jedoch unverzüglich erfolgen, weil sonst aus leicht erklärlichen Gründen kein Anspruch mehr berücksichtigt werden kann.
Die neuen Lebensmittelkarten für die Zeit vom 19. November bis 10. März werden in diesen Tagen zugestellt. Allen Haushaltungsvorständen muß dringend geraten werden, die Karten sorgfältig aufzuheben. […] Verluste werden fortan nicht mehr ersetzt, weil sich herausgestellt hat, daß mit derartigen Anträgen größtenteils grober Betrug verübt wird. Die Karten haben, damit Fälschungen vermieden werden, diesmal besondere Kennzeichen erhalten. Die Geschäftsleute werden dringend ersucht, darauf zu achten, daß ihnen bei der Warenentnahme auch die Stammkarte mit dem Stempel des Lebensmittelamts vorgelegt wird. Trotz aller Vorsicht sind jetzt gefälschte Karten im Umlauf, solche Karten anzuhalten, liegt im eigensten Interesse der Geschäftsleute. Das Lebensmittelamt zahlt für jede Anzeige, durch die eine Fälschung zur gerichtlichen Bestrafung gebracht werden kann, eine Belohnung von wenigstens 100 Mark. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
In Groß-Bonn tritt seit einigen Tagen der bekannte Kölner Liederdichter und Humorist Willy Ostermann mit großem Erfolg auf. Natürlich bringt Ostermann nur neue Sachen, die meist auf die jetzige Zeit Bezug haben. Immer wieder wird er vor die Rampe gerufen, und Ostermann läßt sich nicht lumpen, er hat immer noch ein kleines platt-kölnisches Krätzchen auf Lager. So erkundigt sich ein Herr, der stark stottert, bei einem Knaben nach einer St – otte – rer-Anstalt. Der Junge sieht den Herrn von der Seite an und meint dann im Weggehen: „Watt wells Do dann doh. Do Jäck, Do kanns et joh!“ – Ein origineller Kauz ist auch der Farbenkomiker Rolf Holbein. Er malt ein FAß, schlägt einen Krahnen hinein und zapft sich ein Glas Münchener daraus. Aus einer gemalten Zigarrenkiste nimmt er sich eine Havanna und seinen Hut hängt er an einen gemalten Nagel. Daneben ist Holbein ein vorzüglicher Landschafter. – Auch die übrigen Nummern des neuen Programms sind durchweg gut.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ein Probe-Flieger-Alarm findet am Mittwoch den 14. d. M. vormittags 10.30 Uhr statt. Es handelt sich lediglich um eine vorbeugende Maßnahme. Die Signale sollen ausprobiert werden und die Bevölkerung Gelegenheit nehmen, sich mit dem Alarmsignal vertraut zu machen. Auch soll jeder zum Nachdenken darüber angeregt werden, wohin er sich im Falle eines Fliegerangriffes zu begeben hat.
60 Gramm Rüböl und ein Ei werden diese Woche verkauft. Das Rüböl ersetzt Butter und Margarine, die es diese Woche nicht gibt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)