Dienstag, 6. November 1917

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. November 1917Zur Gassperrre. Laut Bakanntmachung im Anzeigenteil dieser Zeitung tritt die zeitweise Sperrung der Gasabgabe ab Freitag, den 9. November, nachmittags 2 Uhr ein. Wegen der Gefahr von Gasausströmungen bei Verlöschen der Flammen und Zündflammen, die entgegen dem Verbote in der Sperrzeit benutzt werden, sei nochmals dringend vor Zuwiderhandlungen gewarnt.
   Aehnliche zum Teil noch erheblich weitergehende Gassperren sind übrigens in diesen Tagen auch in Dülken, Düren, Krefeld, Elberfeld und anderen Orten verfügt worden.

Lebensmitteldiebstähle im Großen haben Spitzbuben begangen, von denen einer Samstag in einem hiesigen Gasthof, ein anderer schon vorher in Heidelberg festgenommen worden ist. Sie haben über ganze Eisenbahnwagen voll Waren verfügt und aus deren Verkauf hohe Summen erzielt. Der in Bonn verhaftete und gestern ebenfalls nach Heidelberg übergeführte Spitzbube ist ein 25 Jahre alter Fahnenflüchtiger, der nannte sich Vizefeldwebel Peters und trat auch in der Uniform eines Vizefeldwebels auf, der in Heidelberg Verhaftete ist ebenfalls ein Fahnenflüchtiger, er nannte sich Vizefeldwebel Sanders.

Gestohlen wurden in der Nacht zum Sonntag in einem Hause am Cassiusgraben Lebensmittel, in der Nacht zum Montag in einer hiesigen Fabrik Treibriemen im Werte von mehreren Tausend Mark.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. November 1917Aenderung der Ortsbriefbestellung. Mit Rücksicht auf die anderweitige Festsetzung der Geschäftsstunden und die abends in den Straßen und Häusern herrschende Dunkelheit wird von jetzt ab bis auf weiteres die 1. Ortsbriefbestellung um 8 Uhr vormittags und die 2. um 2¼ Uhr nachmittags beginnen. Die dritte Bestellung wird so gelegt werden, daß sie noch vor Eintritt der völligen Dunkelheit beendet ist.

Einen Korb mit Wurst hatte ein Soldat einer hiesigen Frau zum Aufbewahren übergeben. Kurz darauf erschien ein anderer Soldat und veranlaßte die Frau, die Wurst nach der Rheinallee zu bringen, wo sie abgeliefert werden sollte. Dort angekommen, wurde die Frau plötzlich von einem angeblichen Kriminalbeamten angehalten und aufgefordert, mit zur Hauptwache zu gehen. Die Wurst blieb unter der Obhut des Soldaten. Kurz vor der Hauptwache verschwand der angebliche Kriminalbeamte und auch der Korb mit Wurst war beim Wiedererscheinen der Frau in der Rheingasse nicht mehr aufzufinden. Der benachrichtigten Kriminalpolizei gelang es, die beiden Soldaten und auch den falschen Kriminalbeamten, der sich als ein Arbeiter von hier entpuppte, festzunehmen. Die Wurst, die aus einem Diebstahl herrührte, hatten die Schwindler an einen hiesigen Geschäftsmann unter dem Vorgeben, daß sie aus Belgien herrühre, für 700 Mk. verkauft. Die Festgenommenen, die alle drei von hier stammen, hatten das Geld unter sich aufgeteilt. Ein Teil des Geldes konnte dem Bestohlenen zurückerstattet werden.

Die Milchwagen werden jetzt auch von Diebesgesindel bestohlen. In mehreren Fällen wurden Kannen mit Milch von den Wagen entwendet. Sogar aus den Behältnissen unter dem Kutschbock werden Sachen gestohlen. Am Sonntag morgen wurde von einem am Rheinwerft haltenden Milchfuhrwerk die Decke vom Pferd entwendet. Es scheint, daß die Diebe den Fuhrwerken nachgehen und den Augenblick zum Diebstahl benutzen, wenn die Lenkerinnen zum Wegbringen der Milch den Wagen für kurze Zeit verlassen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Stadtverordneten-Ergänzungswahl. Bei der gestrigen Stadtverordnetenwahl der 3. Abteilung wurden die ausscheidenden Stadtverordneten der Zentrumsfraktion Hartmann, Schmitt, Walbrück und Wellmann wiedergewählt. Da die Wahlen unter dem Zeichen des Burgfriedens stattfanden, waren andere Kandidaten nicht aufgestellt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Godesberg: Zur Ersparnis von Licht und Brennstoff, sowie infolge der allgemeinen Warenknappheit sieht sich der überwiegende Teil der Godesberger Detailgeschäfte veranlaßt, bis auf Weiteres um 6 Uhr abends zu schließen. Samstags bleiben die Geschäfte bis 7 Uhr geöffnet.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)