Dienstag, 16. Oktober 1917

      

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 16. Oktober 1917Flieger-Angriffe! Von vielen Führern der Abwehrkanonen wird darüber geklagt, daß während der Angriffe von Fliegern ein großer Teil der Bevölkerung sich auf Straßen und Plätzen aufgehalten hat, um die Beschießung der feindlichen Flieger zu beobachten. Derartige Personen setzen sich, wie die Erfahrung gelehrt hat, in ganz besonderer Weise der Gefahr aus, von den Sprengstücken der Geschosse der Abwehrkanonen und der Fliegerbomben betroffen zu werden. Außerdem machen sie sich auch nach der unter dem 8. Oktober d. Js. vom Regierungspräsidenten in Köln erlassenen und in einigen Tagen zur Bekanntmachung kommenden Polizeiverordnung strafbar; hiernach verfallen auch diejenigen der Strafe, die den bei derartigen Anlässen in ihren Häusern und Wohnungen Schutzsuchenden die Türen nicht öffnen.

Gute Patrioten und kluge Leute müssen in dem hiesigen Mauspfad wohnen. Seine Anwohner haben sich in besonders erfreulicher Zahl der Werbearbeit für die 7. Kriegsanleihe zugänglich gezeigt. Das wird hoffentlich auch bei manch anderer Straße der Fall sein, der als Straße sonst bescheidene Mauspfad hat aber jedenfalls ein leuchtendes Beispiel gegeben. Wer wünscht, daß seine Straße nicht verhältnismäßig hinter dem Mauspfad zurückstehe, der zeichne rasch noch Kriegsanleihe!

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

      

Naturwissenschaftliche Lichtbildervorträge für die Bonner Kriegshilfe. Man schreibt uns: Die im vorigen Winter mit so gutem Erfolg begonnene Vortragsreihe wird im diesjährigen von den Bonner Professoren Fitting, Philppson, Pohlig, Schiefferdecker und Steinmann, wie die Anzeige besagt, fortgesetzt, und wiederum jedesmal von naturwissenschaftlichen Spaziergängen und Museumsführungen gefolgt sein. Die Namen der vortragenden Gelehrten verbürgen einen nachhaltigen Genuß und ein volles Erlebnis für den vaterländischen Zweck, zugunsten der wackeren Helden: der ganze Reinertrag des Vorjahres kam der Bahnhofshilfe zugute, und die Feldgrauen haben bei freiem Eintritt Gelegenheit, sich an den schönen Lichtbildern zu erfreuen. Der erste Vortrag ist im Kunstmuseum (Hofgarten).

Das beste Weihnachtsgeschenk. Weihnachten im vierten Kriegsjahre wird in mancher Familie ganz anders sein, als in früheren Friedensjahren. So mancher fehlt, der sich sonst an diesem trauten Friedens- und Freudenfeste mit den Seinen freute, so mancher fehlt, der sonst jung und alt unter dem frohen Lichterschein des immer grünen Christbaumes beglückte.
   
Und doch werden selbst da, wo Trauer herrscht, Eltern ihre Kinder, Kinder ihre Eltern, Herrschaften ihre Dienstboten durch kleine Geschenke zu erfreuen suchen.
    Aber wo sie finden? Passendes zu kaufen, ist fast unmöglich, und was da ist, ist sehr teuer, für Luxus aber ist nach drei Kriegsjahren kaum Stimmung. So wird das zweckmäßigste sein, ein Geldgeschenk zu machen. Wie aber könnte dies besser geschehen, als in Form von Kriegsanleihe?
   Sehr geeignet für Kinder und Dienstboten sind hier die von der städt. Sparkasse ausgegebenen Anteilscheine in Höhe von 5, 10, 20 und 50 Mark. Diese Scheine sollten allgemein als Weihnachtsgeschenk schon jetzt gekauft werden. Die Ansicht, manchen Dienstboten würde eine solche Gabe nicht zusagen, kommt gar nicht in Betracht. Auch Dienstboten dürfen wissen, daß es Krieg ist, und die Bonner Herrschaften sollten es als stillschweigende Abmachung betrachten, hierin selbst zu bestimmen. Aber auch die Kriegsanleiheversicherung ist vorzüglich als Weihnachtsgabe geeignet. Sie hat zugleich erziehlichen Wert, da sie den Beschenkten anhält, auf die erste Prämie, die der Geschenkgeber zahlt, vierteljährlich kleine Prämien selbst zu entrichten. Sie leitet dadurch zum Sparen an. [...] In beiden vorstehend genannten Einrichtungen sind tatsächlich praktische und nützliche Weihnachtsgeschenke geschaffen. Langes Suchen ist erspart, die Höhe des Geschenkes läßt sich bequem und leicht festsetzen und endlich handelt es sich um eine Gabe, die jeder gebrauchen kann und die gleichzeitig dem Vaterlande dient. Gewiß ist auch ein Kriegsanleihepapier ein recht sinniges Andenken für noch fernere Zeit, schöner und wertvoller als teuer erstandener Tand und Flirt. Darum seien all, die Weihnachtsgeschenke machen müssen, noch rechtzeitig auf die Kriegsanleihe hingewiesen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Munitionsarbeiterinnen! Alle Hochachtung dem jungen deutschen Mädchen, welches so mutig die Freundinnen zur Munitionsarbeit einladet, aber warum getrennt von den Arbeiterinnen arbeiten? Weil Sie fürchtet, von etlichen Wenigen verspottet zu werden? Ist uns auch passiert: Wir haben aber durchgehalten, diese Menschen gar nicht beachtet, überhaupt keine Notiz von ihnen genommen, dadurch haben wir sie bezwungen, und wir werden heute ungeschoren gelassen. Gott sei Dank gibt es noch viele ordentliche Frauen und Mädchen, welche gezwungen durch die Verhältnisse in die Fabrik gehen müssen, und mit denen zu arbeiten es eine Freude ist. Ein deutsches Mädchen darf keinen Unterscheid in der Werkstatt mit anderen deutschen Frauen und Mädchen machen, denn auch diese arbeiten fürs Vaterland, sie haben sich noch keinen Augenblick bedacht und sind gleich, als man sie rief, gegangen, wenn auch gegen Bezahlung, denn wenn sie so zimperlich gewesen wären, dann könnte das Vaterland heute sehen, wie weit es wäre. Auch ich sage: das Vaterland braucht in dieser schweren Zeit keine Drohnen. Wenn die Damen wirklich gewillt sind, Opfer fürs Vaterland zu bringen und sich auch noch außerdem den Dank der Krieger zu gewinnen, so erlaube ich mir folgenden Vorschlag zu machen: Sorgen Sie dafür, daß die Arbeiterinnen ohne Lohnabzug acht Stunden arbeiten, damit diese sich mehr Ruhe gönnen können, ihre Wäsche nicht an ihrem einzigen Ruhetag, dem Sonntag, waschen müssen. Lösen Sie die Arbeiterinnen ab, übernehmen Sie mit Ihren Freundinnen acht Stunden, die sechzehn anderen Stunden können sich die Arbeiterinnen teilen und Sie werden das größte Opfer dem Vaterlande bringen, was eine Dame je zu Hause bringen kann. Eine deutsche Frau als Munitionsarbeiterin.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

       

Ansichtspostkarten, die einen deutschen Kampfflieger im Bilde zeigen, sind zu Werbezwecken für die 7. Kriegsanleihe, sowie an Schüler zur Verbreitung verteilt worden. Die Karten sollen kostenlos abgegeben werden. Wie uns mitgeteilt wurde, sind die Karten von unberufener Seite verkauft worden. Es wird auf die Ungehörigkeit eines derartigen Handels hiermit hingewiesen.

Vortrag im Bürgerverein. Am Donnerstag, den 18. ds., abends 8 Uhr, wird Feldgeistlicher P. Otto Richter S. J. im Bürgerverein einen Vortrag halten über seine 14monatige Gefangenschaft in Indien und England. Die Ausführungen des Vortragenden, welcher ein Sohn unserer Stadt ist und lange Jahre in Indien als Missionar gewirkt hat, werden das Interesse weitester Kreise beanspruchen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)