Freitag, 12. Oktober 1917

     

Nachrichten des Lebensmittelamts der Stadt Bonn.
[…]
Verkaufsstellen für Obst und Gemüse. Auf dem Gelände der früheren Sterntorkaserne, östlich der Windeckstraße, wird vom 15. Oktober ab eine neue größere Verkaufsstelle für Obst und Gemüse eingerichtet. Die bisherigen Verkaufsstellen in der Stern- und Maxstraße, die für den jetzigen Verkehr zu klein geworden sind, werden dann aufgehoben.
[…]
Bekleidungsamt. […] Auch die Säuglingswäsche (Jäckchen, Hemdchen, Windeln, Wickeltücher, Nabelbinden, Wolldecken, Moltondecken) dürfen von jetzt ab nur noch gegen Bezugsscheine abgegeben werden.
   Mit der Abgabe von getragenen Kleidungsstücken an die Altkleiderstelle, Martinstraße Nr. 18, ist der Vorteil verbunden, daß der Ablieferer eines getragenen noch brauchbaren Kleidungsstückes oder Schuhes ohne Prüfung der Notwendigkeit des Bedarfs einen Bezugsschein auf einen gleichartigen Gegenstand erhält.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

„Nationaltag des deutschen Varietés und Zirkus“ und 7. Kriegsanleihe. Der „Int. Varieté-Theater-Direktoren-Verband“ und die „Int. Artisten-Loge“ verbinden mit ihrer Hilfsaktion für die Varietékünstler eine vaterländische Tat, indem sämtliche Erträgnisse dieses Nationaltages, der bekanntlich am heutigen 12. Oktober in Form einer besonderen Veranstaltung in allen deutschen Varietés, Zirkussen und Kabaretts begangen wird, auf die 7. Kriegsanleihe gezeichnet werden. Wer also dieser Veranstaltung beiwohnt, trägt dabei nicht nur seinen Dank an die Künstler des Brettls und des geharkten Sandes ab, nein, er stärkt auch die Wehrkraft des Vaterlandes, indem er das Ergebnis der 7. Kriegsanleihe steigert. Es ist überflüssig, zu betonen, daß die Künstler am Ehrenabend ihres Standes wetteifern werden, um den Besuch der Vorstellung auch nach anderer Richtung hin lohnend zu gestalten. In unserer Stadt aht sich bekanntlich Groß-Bonn dieser Wohltätigkeits- und patriotischen Sache angeschlossen.

Frauen kommt als Munitionsarbeiterinnen! Zu dem Sprechsaalartikel in der Nummer vom 11. Oktober „Frauen kommt zur Munitionsarbeit“ geht uns von amtlicher Seite folgende Richtigstellung zu: Richtig ist, daß eine Kriegerfrau mit 2 Kindern von der Kriegswohlfahrtspflege – nicht von der Armenverwaltung – eine monatliche Unterstützung, einschließlich Mietszuschuß, von ungefähr 60 Mk., außer der Reichsmilitärunterstützung von monatlich 40 Mk., insgesamt also etwa 100 Mk. monatlich erhält. Vollständig unzutreffend ist aber, daß die Unterstützung der Kriegswohlfahrtspflege gleich eingestellt wird, wenn die Frau arbeiten geht. Nach den seit dem 1. Dezember 1916 geltenden Bestimmungen wird der Arbeitsverdienst der Kriegerfrauen über 60 Mk., für auswärts arbeitende über 80 Mk. überhaupt nicht, der darüber hinausgehende Betrag nur zur Hälfte auf die Unterstützung in Anrechnung gebracht.
   Einer in Troisdorf arbeitenden Frau, die 40 Mk. Spende und 20 Mk. Miete bezieht, würde demnach bei dem von der Einsenderin angenommenen Arbeitsverdienst von 132 Mk. nur der Betrag von 26 Mk. monatlich von der Unterstützung gekürzt werden, so daß sie noch 14 Mk. Spende, 20 Mk. Miete und 40 Mk. Reichsfamilienunterstützung erhält, also ein Gesamteinkommen von 206 Mk. monatlich hat.

Im Soldatenheim an der Josephstraße fand am Sonntag aus Anlaß des 70. Geburtstages des Generalfeldmarschalls von Hindenburg eine stimmungsvolle Festfeier statt, der zahlreiche höhere Militärs, die Geistlichkeit und mehrere Stadtverordnete als Ehrengäste beiwohnten. In markigen Worten brachte Se. Exzellenz Herr Generalleutnant von Boetticher, anknüpfend an die beleidigenden Aeußerungen des Präsidenten Wilson gegen unseren allgeliebten Kaiser, das freudig aufgenommene Kaiserhoch aus. In seiner fesselnden, von persönlichen Erinnerungen an Hindenburg durchflochtenen Festrede entwarf Geheimrat Dr. Rocholl ein anziehendes Bild vom Charakter, dem Werdegang, den Erfolgen und der Volkstümlichkeit unseres greisen Helden, dem die Versammlung durch ein brausendes Hoch und die Absingung eines besonderen Hindenburgliedes huldigte. Der Bonner Männer-Gesangverein erfreute die Soldaten durch prächtige Lieder und die Kapelle des Infanterie-Bataillons 160 gab mehrere Musikstücke zum Besten. Zur Feier des Tages war ein recht abwechslungsreiches Programm aufgestellt, das jedem Geschmack Rechnung trug. Die zahlreich erschienenen Soldaten wurden mit Kaffee, Kuchen und Zigarren bewirtet. Die Sieger in dem der Festfeier vorhergegangenen Preiskegeln erhielten außer den üblichen Preisen noch ein hübsches Hindenburgbild.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)