Dienstag, 2. Oktober 1917
Hindenburgs 70. Geburtstag. Wir machen noch einmal aufmerksam auf die vaterländische Festfeier, die heute zu Ehren des 70. Geburtstages unseres großen Generalfeldmarschalls von Hindenburg im Stadttheater um 7½ Uhr stattfindet. Es ist eine Ehrenpflicht für jeden Bonner, dieser Feier beizuwohnen. Der Reinertrag wird der „Hindenburg-Gabe“ zugeführt, und diese, die eine Spende des deutschen Volkes darstellt, wird dem Generalfeldmarschall überreicht, um ihm die Förderung der Kriegsfürsorge zu ermöglichen, eine Tat, die ihm ganz besonders am Herzen liegt. Wer also noch keine Eintrittskarte gekauft hat, der eile zum Vorverkauf an der städtischen Theaterkasse, Poststraße Nr. 27, geöffnet von 9 bis 1 Uhr vormittags und von 3½ bis 6½ Uhr nachmittags. Wer jedoch verhindert ist, an der Festfeier teilzunehmen, und dadurch sein Scherflein nicht der Hindenburg-Gabe übergeben kann, der zahle einen Beitrag auf die Bonner Volksspende im Rathaus für die Hindenburg-Gabe ein.
Eine Geburtstagsfreude für Hindenburg. Es sei am Hindenburgs Worte erinnert: wer ihm an seinem Geburtstage eine besondere Freude bereiten wolle, möge nach besten Kräften Kriegsanleihe zeichnen und damit schneller zur Beendigung des Krieges beitragen.
Auf den Marcel-Salzer-Abend am 3. Oktober im Bonner Bürgerverein sei nochmals empfehlend hingewiesen. In keiner Zeit hat künstlerische Erhebung und Entspannung mehr Berechtigung gehabt wie jetzt. In diesen Tagen des allgemeinen Leides, des Druckes und der Wirrnisse ist seelische Aufmunterung und Erheiterung eine Wohltat. Nichts ist besser geeignet, aufzumuntern und zu erfrischen und wieder hoffend und freudig zu machen, als die Gabe des Humors, die Marcel Salzer in so hohem Maße meistert.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Verwerfliche Zustände auf dem Bonner Wochenmarkt. Man schreibt uns: Vor etwa 14 Tagen bis zum 25. September kamen unerwartet fast täglich reichlich Zwiebeln auf den Markt, aber zu welchen Preisen? Für das Pfund gewöhnliche Zwiebeln wurden 60, 70, ja 80 Pfennig bezahlt. Der Grund hierfür war, daß den Marktfrauen bekannt wurde, daß die Höchstpreise für Zwiebeln demnächst festgesetzt werden sollten. Nachdem diese nun am 25. September unter anderem auch für Zwiebeln aus 19 Pfennig das Pfund im Kleinverkauf festgesetzt wurden, ist auf dem ganzen Markt außer beim städtischen Verkauf keine einzige Zwiebel mehr im öffentlichen Verkauf zu haben. Die Zwiebeln, die jetzt auf den Markt kommen, sind in Körben oder Säcken sorgfältig verpackt und werden nur im Geheimen an gute Bekannte, sogenannte Ueberpreiszahler, vorwiegend reiche Leute, zu 50 und 60 Mark der Zentner abgegeben, also 150 bis 200 Prozent über Höchstpreis. Unter diesen Umständen ist es selbstverständlich dem armen Arbeiter, kleinen Beamten usw. unmöglich gemacht, das bei der gegenwärtig herrschenden Fettnot so nötige Lebensmittel zum Würzen der Speisen im Winter einzukaufen. [...]
Es wäre doch höchste Zeit, daß unsere Marktpolizei, die doch sonst auch immer auf dem Posten ist, mal wieder etwas mehr ihr Augenmerk auf dieses verwerfliche Treiben richtet, damit diese Zustände, die leider schon weit genug eingerissen sind, nicht noch weiter um sich greifen und beseitigt werden. Einem derartigen unlauterem Treiben kann nur durch eine rücksichtslose strenge Bestrafung sowohl des Verkäufers wie des Käufers ein Ende gemacht werden.
(Es ist sehr bedauerlich, daß unsere Marktpolizei immer erst von der Presse auf solche Zustände gestoßen werden muß. Wo hat denn Herr Wachtmeister Schumacher seine Augen? Der Schriftl.)
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zur Aufklärung. In den hiesigen Zeitungen ist am Samstag eine kleine Notiz erschienen, die bemängelt, daß von Schülern, die für die Kriegsanleihe warben, gleich die Auszahlung von Geld gefordert wurde, daß Zahlung jedoch nur bei Sparkassen und Banken erfolgen dürfe. Das trifft bei Vollzahlungen auch zu. Wenn es sich jedoch um die von der Städtischen Sparkasse ausgegebenen Anteilscheine handelt, dann sind die Schüler sehr wohl zum Geldempfang berechtigt. Sie bekommen diese Anteilscheine aus der Hand der Lehrer, mit denen sie auch darüber abrechnen. Bei der sechsten Kriegsanleihe wurden in Bonn rund 16.000 Stück solcher Anteilscheine verkauft, größtenteils durch die Vermittlung der Schulen und bei der Abschlussrechung zwischen den Schulen und der Städtischen Sparkasse haben sich keine Unstimmigkeiten ergeben. Im Gegenteil, beide Teile waren über den schönen Erfolg hoch befriedigt. Der obengenannte Artikel hat einige Beunruhigung hervorgerufen bei den Leuten, die ihr Geld für Anteilscheine seinerzeit Schülern anvertraut hatten. Sie können unbesorgt sein.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)