Samstag, 8. September 1917
Auf den Huldigungsgruß der rheinischen Turner von ihrer Kundgebung in Bonn an der Kaiser ist folgendes Telegramm eingelaufen: „Seine Majestät der Kaiser und König haben die vaterländische Kundgebung der rheinischen Turnerschaft am Sedantage in Bonn mit Freude entgegengenommen und lassen für das erneute Gelöbnis, mit deutscher Turnertreue zu Kaiser und Reich die Wacht am freien deutschen Rhein zu halten, herzlich danken. Auf Allerhöchsten Befehl der Geheime Kabinettsrat von Valentini.“
Soldatenheim. Am letzten Sonntag wurde nachmittags wieder unter zahlreicher Beteiligung ein Preiskegeln veranstaltet. Da nicht alle Bewerber daran teilnehmen konnten, soll am nächsten Sonntag wieder gekegelt werden. Von 6 Uhr ab boten Damen und Herren den Soldaten wieder abwechslungsreiche Unterhaltung mit gesanglichen und musikalischen Vorträgen sowie der Aufführung eines lustigen Schwanks.
Michel, sei auf dem Posten!
Bei der vaterländischen Kundgebung der rheinischen Turner am Denkmal Moritz Arndts hat, wie wir berichtet haben, Gauleiter Rehfeldt aus Köln einen selbstverfassten Vorspruch sehr wirkungsvoll vorgetragen. Der Vorspruch, der am Ende lauten Beifall fand, lautet:
Michel, du hast dich zum Zwölfkampf gestellt,
Nun gilt es, dein Können zu zeigen,
Gespannten Blicks sieht die ganze Welt
Dich in den Entscheidungskampf steigen.
Was du bisher erzielt und geschafft
Ist glanzvoll für dich verlaufen,
Nun zeig’ zum Letzten die siegreiche Kraft ...
Kannst hinterher dich verschnaufen.
Michel, jetzt kommt es zum Riesenschwung!
Halte dicht fest an der Stange!
Wage den Schwung kühn ... und wage den Sprung,
Um den Erfolg sei nicht bange!
Michel, mein Junge, ich sag’ dir, halt fest,
Spuck’ noch einmal in die Hände!
Spuck’ in’s Gesicht den Feinden den Rest
Und dann ... frisch durch ... bis zum Ende!
Deine Kampfrichter sind nicht neutral,
Ließen sich schmieren vom Feinde!
Michel, zeige jetzt Nerven aus Stahl,
Hast außer dir keine Freunde.
Zieh’ dir den Riemen fest um den Leib,
Ist dir die Kehle auch trocken,
Denk’ an die Heimat ... an Kind und an Weib,
Die nichts zu beißen und brocken.
Jetzt muß es glücken ... denn sonst glückt es nie,
Sonst geht Alldeutschland zu Scherben,
Ringe und zwinge sie nieder auf’s Knie,
Bis sie verröchelnd verderben!
Mag es auch Stöhnen und Tränen und Blut,
Väter und Söhne uns kosten,
Nur nicht der Freiheit unschätzbares Gut!
Michel, sei auf dem Posten!
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Scheck- und Ueberweisungsverkehr auf Sparguthaben bei der Städtischen Sparkasse. Zur weiteren Förderung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs hat die Städtische Sparkasse Bonn die Einrichtung getroffen, daß, wie im Depositen- und Kontokorrentverkehr, auch über die Sparguthaben im Wege des Scheck- und Ueberweisungsverkehrs verfügt werden kann. Damit ist jedem Sparbuchinhaber die Möglichkeit geboten, ohne daß es der Eröffnung eines besonderen Scheckkontos bedarf, seine Rechnungen, sowie Zinsen, Miete, Steuern, Schulgeld, Gebühren für Gas, Wasser, Elektrizität u. a. aus seinem Sparguthaben zahlen zu können. Jedoch soll die Summe aller Verfügungen 500 M. im Monat nicht übersteigen. Die Verzinsung der Sparguthaben, auf die der Scheck- und Ueberweisungsverkehr zugelassen ist, ist dieselbe wie bei den übrigen Spareinlagen. Die Einrichtung empfiehlt sich ganz besonders für Beamte, Lehrer, Angestellte, Handwerker usw., deren Zahlungsverkehr keinen allzu hohen Umfang hat.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Holzsammeln auf dem Venusberg. Auf dem Venusberg sind jetzt tagtäglich zahlreiche Kinder und Frauen mit dem Einsammeln von Holz zu Heizzwecken beschäftigt. Leider begnügen die Sammler sich nicht mit den toten Aesten, sondern reißen auch mehr oder weniger kräftige Buchenäste ab. Ganze Stöße grüner Aeste, von denen die blättertragenden Seitenzweige entfern sind, kann man oft an versteckten Stellen finden. Im Interesse der Erhaltung der schönen Anlagen unseres Venusberges wäre eine verschärfte Aufsicht zu wünschen. Dr. B.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Ein Aufruf zu Deutschlands Spende für Säuglings- und Kleinkinderschutz, unter der Schutzherrschaft Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Viktoria Luise zu Braunschweig und Lüneburg, den wir besonderer Beachtung empfehlen, enthält der Anzeigenteil.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)