Montag, 3. September 1917
Nachprüfung der Obst- und Gemüsepreise. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß in den nächsten Tagen in den Regierungsbezirken Köln, Düsseldorf und Arnsberg eine umfassende Prüfung der Klein- und Großhandelsgeschäfte stattfindet. Auf Grund einstimmigen Beschlusses einer vor kurzem in Essen abgehaltenen Versammlung von Vertretern der Kommunalverbände und großindustriellen Werke in Rheinland und Westfalen soll gegen die Ueberschreitung der Höchstpreise für Obst und Gemüse mit allem Nachdruck eingeschritten werden. Die Höchstpreise sind so hoch gehalten, daß sie den Landwirten einen außergewöhnlich hohen Gewinn sichern und auch den Verkäufern einen reichlichen Verdienst gewähren. Zu einer nachsichtigen Beurteilung der bisher allgemein und ganz offen betriebenen Gesetzesverletzungen liegt daher keinerlei Grund vor. Die Behörden sind fest entschlossen, die Einhaltung der Höchstpreise mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu erzwingen. Auch auf den Märkten wird eine verschärfte Aufsicht eingeführt werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zum Sedantag hatten gestern die öffentlichen Gebäude Flaggenschmuck angelegt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eine vaterländische Kundgebung veranstaltete der Sieg-Rhein-Gau der Deutschen Turnerschaft gestern nachmittag am Alten Zoll zu Füßen des Arndt-Denkmals. Annähernd hundert Abordnungen mit ihren Fahnen waren vertreten. Sie versammelten sich am Arndtplatze und zogen von dort in geschlossenem Zuge mit Musik zum Alten Zoll, wo sich bereits die Ehrengäste zusammengefunden hatten; als solche waren die Vertreter der hiesigen Militärbehörde, an der Spitze Exzellenz Bötticher, der Stadt Bonn, an ihrer Spitze Oberbürgermeister Spiritus, der Universität, an ihrer Spitze Rektor Geheimrat Ribbert, erschienen. Die Versammlung sang zunächst das Lied Sind wir vereint zur guten Stunde von Arndt. Gauvertreter O. Rehfeldt aus Köln trug einen Vorspruch vor, dessen kräftige Sprache wohltuend berührte. Gauvertreter Grüter aus Remscheid begründete ein begeistertes Kaiserhoch. Die Festrede hielt Professor Dr. F. A. Schmidt aus Bonn. Er legte den Gedanken der Veranstaltung auseinander und begründete sie mit den augenblicklichen Verhältnissen unseres Vaterlandes und der Gesinnung unserer Gegner. Ein dreifaches Gut Heil auf das deutsche Vaterland am Schlusse seiner Rede leitete zum gemeinschaftlichen Gesange des Liedes: Deutschland, Deutschland über alles über. Die Turner begaben sich dann zu einer kurzen Arndtehrung an das Bonner Kriegswahrzeichen, die Arndteiche in Eisen, auf dem Münsterplatze und versammelten sich schließlich am Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Kaiserplatze zu einer vaterländischen Schlußkundgebung, bei der Turninspektor Schröder eine begeisternde Ansprache hielt.
Eine Keilerei entstand am Samstag auf dem städtischen Wochenmarkt. Zwei Frauen, von denen die eine behauptete, die andere habe sich vorgedrängt, lagen sich im Nu in den Haaren, zerrauften sich und bearbeiteten sich mit ihren Fäusten zum größten Gaudium des zahlreichen Publikums.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)