Mittwoch, 15. August 1917
Die Städtische Pilzbestimmungsstelle erfreut sich eines regen Besuches aus allen Kreisen der Bevölkerung. An Giftpilzen wurde bisher außer dem übelriechenden Kartoffelbovist immer wieder der massenhaft vorkommende Knollenblätterpilz eingeliefert; es scheint fast, daß in der Umgebung unserer Stadt kaum ein anderer Giftpilz heimisch ist. Um die Kenntnis des Knollenblätterpilzes unter der heranwachsenden Jugend zu verbreiten, hat der Leiter der Pilzbestimmungsstelle für jedes Stück, das mit Stiel und anhaftender Erde von der Bonner Jugend eingeliefert wird, einen Preis von 5 Pfg. ausgesetzt. Wenn auf den gefährlichsten aller Giftpilze eifrig Jagd gemacht und seine völlige Ausrottung erreicht wird, werden kaum noch Pilzvergiftungen mit tödlichem Ausgang zu verzeichnen sein.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
„Flankenfeuer“. Heute abend wird im großen Saale des Bonner Bürgervereins das militärische Zeitbild von W. Stehling „Flankenfeuer“ aufgeführt. Das Schauspiel, das eine Reihe prächtiger Bilder zeigt, wird von Offizieren und Mannschaften des Heeres dargestellt. Die einzelnen Akte spielen in der Garnison, im Felde, auf Feldwache und im Feldlazarett. Flieger durchziehen die Luft. Gefechtsordonnanzen bringen Meldungen, feindliche Partrouillen werden abgeschossen. Franktireurs vors Kriegsgericht gestellt usw. Alles packende, farbenprächtige Bilder. Der Veranstaltung, die zum Besten der Arndteiche und für unsere erfolgreiche – bestimmt ist, ist ein volles Haus zu wünschen. Am kommenden Samstag und Sonntag ist allen denjenigen, die zu der heutigen Erstaufführung keinen Platz mehr finden, Gelegenheit geboten, das interessante militärische Schauspiel zu sehen.
Ein wirksames Mittel gegen gemeingefährliche Diebereien hat das Generalkommande des 4. Armeekorps eingeführt. Es hat bestimmt, daß überführte Treibriemendiebe und Hehler über die Strafhaft hinaus bis zum Kriegsende in militärische Schutzhaft genommen werden. – Um die allgemeine Sicherheit würde es besser bestellt sein, wenn das nämliche Mittel auch gegen Feld- und Lebensmitteldiebe angewandt würde.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Frühkartoffelernte ist jetzt überall, auch da, wo das Saatgut spät geliefert wurde, in vollem Gange. Das Ergebnis ist ein recht erfreuliches, denn die Sträucher sind durchweg gut behangen und die Knollen dick ausgebildet. Besonders die in hiesigen Gegenden viel gelieferte „Kaiserkrone“ zeichnet sich durch hohen Ertrag aus, sind doch dabei Kartoffeln von über ½ Pfund Gewicht keine Seltenheit. Leider werden stellenweise schon viele angefaulte Knollen vorgefunden, wodurch das Ergebnis dann stark herabgemindert wird.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)