Donnerstag, 9. August 1917

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 9. August 1917Die Freude der von den russischen „Kulturträgern“ befreiten Bevölkerung Ostgaliziens schildert ein junger preußischer Artillerieoffizier und Sohn unserer Stadt in folgenden Zeilen: „Schön war der Vormarsch, Trembowla war seit 1914 ununterbrochen in russischen Händen. Als wir als erste Batterie einrückten, wurden wir mit Blumen bekränzt und mit Eiern, Brot Milch und Obst beschenkt. Ein besonderer Patriot brachte mir einen Teller Mittagessen als Geschenk und ließ uns hochleben. Das war ein Betrieb! Die Frauen hingen sich an unsere Arme und weinten vor Freude. In einem Dorfe, das ich als erster Deutscher durchritt, kam ein Junge und warf mit Rosen ein Kreuz vor mir auf den Weg und sang dazu ein Lied, als wenn ich wer weiß was für ein Heiliger gewesen wäre. Die Leute kann man aber verstehen, wenn sie drei Jahre unter den Russen waren. Noch kurz vor unserer Ankunft hatten Kosaken sie geplündert und geschlagen.“

Anzeige im General-Anzeiger vom 9. August 1917Unterhaltungsabende in den Lazaretten wurden vom Ausschuß des Soldatenheims, das jetzt im Vereinshaus an der Josefstraße tagt, auch in den beiden verflossenen Monaten in reichem Maße veranstaltet. Im Ganzen fanden 19 solcher Unterhaltungsabende in diesen beiden Monaten statt, durchschnittlich zwei in jeder Woche. In den Lazaretten Friedrich-Wilhelm-Stift, Barmherzige Brüder, Marienhospital, Mutterhaus vom Roten Kreuz, Franziskushospital in Kessenich, Leoninum und Albertinum wurden je ein, in den Lazaretten Augenklinik, Medizinische Klinik, Dr. Herzsche Anstalt, Nervenklinik, Ohrenklinik und Adelheidisstift in Vilich wurden je zwei Unterhaltungsabende abgehalten. [...] Dank der zahlreichen und bereitwilligen Mithilfe so vieler gelang es dem Ausschuß stets, ein recht schönes Programm für diese Abende fertigzustellen und den Verwundeten unserer Lazarette einige frohe Stunden zu bereiten. Immer wieder erklang dann auch zum Schlusse der Abende die sehnsüchtige Bitte der lieben Feldgrauen, recht bald wiederzukommen. Daß sowohl von Seiten der zuständigen Behörden wie von Seiten der Leiter der Lazarette diese Bestrebungen des Soldatenheimausschusses weitgehendstes Entgegenkommen fanden, möge an dieser Stelle noch mit besonderem Dank zum Ausdruck gebracht werden. Diese segensreichen Veranstaltungen des Soldatenheimausschusses sollen ein wenig die Dankesschuld der Daheimgebliebenen abtragen helfen gegenüber unseren tapferen Vaterlandsverteidigern, die so viel Opfer uns zuliebe gebracht haben.

Feldgraue Künstler und andere Heeresangehörige führen Mittwoch nächster Woche sowie folgenden Samstag und Sonntag im Bonner Bürgerverein ein Kriegsspiel auf, und zwar das Zeitbild in fünf Aufzügen „Flankenfeuer“. Der Reinertrag der Aufführungen kommt unserer Ubootwaffe sowie der Bonner Arndt-Eiche in Eisen zugute.

Das Viktoriabad ist von morgen ab werktäglich von 8 bis 1 und von 3 bis 7 Uhr, Samstags bis 8 Uhr und Sonntags von 8 bis 12 Uhr für Brause-, Wannen- und Heilbäder geöffnet.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 9. August 1917Zur Verhaftung des Bankdirektors B. von der hiesigen Zweigstelle der Deutschen Bank wird uns mitgeteilt, daß sich B. Veruntreuungen in Höhe von 33.000 Mark zu Schulden kommen ließ.

Die Lieferung von Leder für Schuhwaren. Man schreibt uns: Vielfach war angenommen, daß infolge der vermehrten Rinderschlachtungen, die zur Beschaffung der Fleischzulage während der letzten Monate erforderlich waren, auch mehr Leder für die Schuhwaren der Zivilbevölkerung zur Verfügung gestellt werden könnte. Dabei ist zunächst zu berücksichtigen, daß die Zurichtung der Häute bis zu ihrer Verarbeitung als Leder auch unter Anwendung des beschleunigten Verfahrens der Kriegszeit einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten erfordert. Es können mithin die aus den vermehrten Schlachtungen hervorgegangenen Ledermengen gegenwärtig gar nicht zur Verfügung stehen. Es ist aber auch schwerlich anzunehmen, daß ein nennenswerter Teil davon für die Schuhwaren der Zivilbevölkerung Verwendung finden kann. Begreiflicherweise nimmt der Bedarf der Heeresverwaltung bei der Länge des Krieges nicht ab, sondern zu; und infolgedessen ist an eine Steigerung der Erzeugung von Schuhwaren für den privaten Bedarf nicht zu denken. Mit dieser Tatsache wird die Bevölkerung zu rechnen haben, und es kann daher nicht eindringlich genug empfohlen werden, den Verbrauch von Schuhwaren auf das denkbar geringste Maß einzuschränken. Auch für die Ausbesserungen werden in Zukunft größere Mengen von Leder nicht zur Verfügung gestellt werden können, da ein großer Teil der in den Bekleidungsämtern entstehenden Lederabfälle von der Heeresverwaltung selbst zur Instandsetzung von Schuhwerk Verwendung findet. Die Ersatzsohlengesellschaft führt nahezu die gesamten ihr überwiesenen Abfälle dem Schuhmachergewerbe zu und verarbeitet selbst nur einen sehr geringen Teil für Ersatzsohlen. Bei dieser sich jedenfalls noch steigernden Lederknappheit wird in der kommenden Zeit die Herstellung von Ersatzsohlen eine immer größere Bedeutung gewinnen. Es liegen inzwischen eine Reihe von wertvollen Erfahrungen vor, die die Herstellung von Ersatzsohlen in neue Bahnen gelenkt haben. Die Erzeugung hat inzwischen eine außerordentliche Steigerung erfahren. [...] Es ist also damit zu rechnen, daß trotz der steigenden Lederknappheit die Zivilbevölkerung mit brauchbaren Sohlen versorgt wird, sodaß Verlegenheit nicht zu befürchten ist.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Mund- und Tischtücher aus Papier. Der Gouverneur der Festung Köln hat eine Verordnung betreffend „Verbot der Herstellung von Mund- und Tischtüchern aus Papier“ erlassen. Den vollständigen Inhalt der Verordnung ist an den öffentlichen Anschlagstellen, in den amtlichen Kreisblättern und bei den Polizeiverwaltungen einzusehen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)