Dienstag, 7. August 1917
3000 Schüler der rheinischen höheren Schülen sollen demnächst für einige Wochen in das Etappengebiet reisen, um bei der Obsternte zu helfen. Auch von den Bonner höheren Schulen hat sich eine große Anzahl Schüler für diesen Hilfsdienst gemeldet.
Die Luxusbezugsscheine können nur in beschränkter Zahl an ein und dieselbe Person ausgegeben werden. Bis Ende 1917 dürfen für ein und dieselbe Person an Herrenoberbekleidung insgesamt nur höchstens zwei Ueberzieher und zwei vollständige Anzüge, an Damenoberbekleidung insgesamt nur für höchstens zwei Mäntel, drei Kleider, zwei Morgenröcke und zwei Waschblusen, an Mädchen- oder Kinderoberkleidern insgesamt nur für höchstens zwei Mäntel, und drei Kleider derartige Luxusbezugsscheine ausgegeben werden. (Für Knabenoberbekleidung für das schulpflichtige Alter und für Jünglingsoberbekleidung dürfen überhaupt keine Luxusbezugsscheine ausgeteilt werden.) Einzel-Herrenröcke (= Herrenjacken), -Herrenwesten, -Herrenbeinkleider gelten dabei als Teile eines vollständigen Anzugs, Einzel-Damenblusen und –Damenkleiderröcke als Teile eines Kleides. – Für Luxusschuhwaren der auf den Bezugsscheinen D angeführten Arten dürfen bis Ende 1917 für ein und dieselbe Person nur für höchstens zwei Paar Luxusbezugsscheine gewährt werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die seinerzeit eingezogenen 25 Pfennigstücke wurden den öffentlichen Kassen wieder zur Ausgabe übergeben, um dem Kleingeldmangel beheben zu helfen.
Lebensmittelverkauf. Auf die Reichsfleischkarte wird am Mittwoch Rindfleisch und geräucherte Mettwurst verkauft. Ferner werden in dieser Woche 30 Gramm Butter und für jede Person ein Ei abgegeben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Verwundetenfürsorge. Ihre königliche Hoheit Frau Prinzessin Karl von Hohenzollern hatte am Freitag, den 3. August das Lazarett des Bonner Mutterhauses vom Roten Kreuz zu einem Besuch in Schloß Namedy eingeladen. Der Ausflug wird, trotzdem das Wetter nicht günstig war, allen Teilnehmern in schönster Erinnerung bleiben. Denn es wurde von den hohen Gastgebern (auch der junge Prinz von Hohenzollern war gerade anwesend) alles aufgeboten, um den Kriegern einen genußreichen, frohen Tag zu bereiten. Eine schöne Wagenfahrt von Andernach nach dem Schloß hatte besonderen Reiz. Nach freundlichstem Empfang und reicher Bewirtung verging der Nachmittag bei Gesang, Spaziergang um die herrlich gelegene Burg und Besichtigung des prächtigen Gutes. Beim Abschied erhielt jeder Verwundete von Ihrer Königlichen Hoheit ein Geschenk und dann ging es wieder in gehobenster Stimmung der Heimat zu. Der Dank der Verwundeten für die herzgewinnende Güte der hohen Herrschaften fand nochmals in einem brausenden Hoch Ausdruck bei der Vorbeifahrt am Schloß, mit welchem noch lange, vom Schiff aus lebhafte Grüße ausgetauscht wurden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Aufruf an die Frauen und Mädchen in Bonn.
Mit großer Freude und Bewunderung erfüllte es mich, als ich gestern den Hochschulbericht aus Halle las, wo die Studentinnen sich den Munitionsfabriken in Halle und Wittenberg zur Verfügung gestellt haben.
Das nenne ich den Ernst der Zeit verstehen, und da möchte ich den Bonner Frauen und Mädchen einen Vorschlag machen. Am 1. August hatten wir drei Jahre Krieg, ein Krieg, so schrecklich, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Wie würde es unseren heißgeliebten Kaiser erfreuen, wenn sich an diesem Tage mutige, vaterlandsliebende Frauen und Mädchen vereinten, um sich dem Kaiser für die Munitionsfabriken zur Verfügung zu stellen? Und brechen mit den Standesvorurteilen und dem Vaterlande und unseren braven Soldaten draußen helfen. Auf in die Munitionsfabriken, damit es nicht wie in der Sommeschlacht geht, wo so viele unserer Braven wegen Mangel an Munition ihr Leben lassen mußten. Also auf, deutsche Frauen und Mädchen der besseren Stände, arbeitet mit euren Schwestern unser heißgeliebtes Vaterland retten. Wer hat den Mut dazu?
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)