Montag, 6. August 1917
Die Kartoffeln für diese und die nächste Woche sollen, worauf nochmals hingewiesen sei, bis 9., also Donnerstag, von den Verbrauchern abgenommen werden. Der Zweck dieser Maßnahme ist, die städtischen Lager für weitere Lieferungen freizubekommen.
Der Hofzauberkünstler Bellachini hatte am gestrigen ersten Abend seines mehrtägigen Gastspiels im Bonner Bürgerverein großen Zulauf. Der Künstler führte seine alten und neuen „Nummern“ wieder mit großem Geschick vor und erregte damit die Bewunderung seiner Besucher. Seine mit feinem Humor gewürzten Vorführungen riefen häufig große Heiterkeit hervor.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein Flugblatt an die deutschen Frauen und Männer zur freiwilligen Ablieferung von Kupfer, Messing, Rotguß, Tombak, Bronze und Aluminium wird von morgen Dienstag ab durch Bezirksvorsteher des Lebensmittelamts von Haus zu Haus zur Verteilung gebracht. Alles, was im Haushalt, im Geschäft entbehrlich oder leicht ersetzbar ist, muß abgeliefert werden, da unsere Soldaten im Felde es gebrauchen. Wer solche Stücke behält versündigt sich am Vaterland und schwächt unsere Front. Die Sammelstelle bezahlt außer den auf der Rückseite des Flugblattes angegebenen Preisen bis zum 30. September d. J. noch einen Zuschlag von 1 Mark für das Kilogramm. Nach diesem Termin werden die benötigten Metallgegenstände beschlagnahmt, und dann fällt der Zuschlag fort. Wie der jetzige Erfolg in Flandern gegen einen übermächtigen Feind die Früchte unseres festen Zusammenhaltens in unserer Kriegsindustrie bedeutet, so wird das rege Interesse für die jetzt beginnende Metallsammlung für unser ferneres Durchhalten an der Front von weitreichender Bedeutung sein. Gegenüber dieser Aufforderung darf niemand gleichgültig bleiben, dem das Leben unserer Krieger und der Schutz der Heimat gegen den Einbruch unserer Feinde von Wert erscheint. Und wir können es uns nicht vorstellen, daß sich Jemand noch ein Deutscher nennt, der nicht alles von den genannten Metallen auf diesen Aufruf hin freiwillige zur Ablieferung bringt, was im Haushalt, im Geschäft entbehrlich oder leicht ersetzbar ist. Man lese das Flugblatt gründlich und handele danach.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Schule und Haus im Kriege. […] Das Verhältnis zwischen Schule und Haus hat sich aber auch im Hinblick auf die materiellen Bedingungen geändert. Während für die Familien des Mittelstandes die Erschwingung des Schulgeldes und der Kosten für eine gute Kleidung der Schüler und Schülerinnen immer drückender wird, treten an diese Familien von der Schule aus fortgesetzt Forderungen heran, die sich zum Teile aus den allgemeinen vaterländischen Aufgaben ergeben. Von den Schulleitern wird erstrebt, durch Vermittlung der Schulkinder möglichst reiche Mittel für vaterländische Zwecke flüssig zu machen. Sowohl für die Kriegsanleihen wie auch für Sammlungen verschiedenster Art wird von den Schulleitungen anregend auf die Kinder bezw. deren Eltern eingewirkt. Für manche Eltern ergibt sich da der Zustand daß sie zwar nicht recht mittun können, aber mittun müssen, um ihre Kinder in den Klassen nicht in eine schiefe Stellung zu bringen. Dieselben Leute, die das Ueberschreiten der Höchstpreise durch ihren unbegrenzten Geldbeutel verschuldet haben, sind auch in den Schulen durch Uebertreiben der Beiträge tonangebend. Die Kinder der Handwerker und Beamten haben sehr darunter zu leiden. Wenn nicht die Lehrkräfte so sind es die Kinder selbst, die in den Klassen erzählen, was zu diesem oder jenem Zweck von den Eltern gezeichnet worden ist, und Kinder, deren Eltern ihren Patriotismus bereits anderwärts betätigt haben, oder Gründe haben, sich von den Zeichnungen auszuschließen, werden sehr leicht gekennzeichnet. Es ist Zeit, daß das Augenmerk der Schulbehörden auf die Lage solcher Eltern gelenkt wird, die infolge der ungeheuer verteuerten Lebenshaltung sich bitter einschränken müssen, die aber andererseits nicht wollen, daß sie oder ihre Kinder in den Schulen moralisch zu Ausgaben gezwungen werden, die sie nach ihren infolge des Krieges verursachten finanziellen Verhältnissen nicht zu tragen vermögen. Im Interesse des schwerkämpfenden Mittelstandes müßten Geldsammlungen in den Schulen glatt untersagt werden, gleichviel welchem Zwecke sie dienen. H. R., Oberkassel
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)