Donnerstag, 14. Juni 1917

      

Einrichtung einer Pilzauskunftsstelle. Da erfahrungsgemäß unseren einheimischen Speisepilzen namentlich deswegen nicht die ihnen gebührende Beachtung geschenkt wird, weil sehr viele Unkundige aus Furcht vor giftigen und verdächtigen Formen sich von der Beschäftigung mit Pilzen überhaupt abhalten lassen, so daß alljährlich ungeheure Mengen eßbarer Pilze in unseren Wäldern vermodern, ist beschlossen worden, in Bonn während der bevorstehenden Spät-Sommer- und Herbstzeit eine Pilzauskunftsstelle ins Leben zu rufen, d. h. eine Einrichtung, welche allen, welche Pilze zu sammeln in der Lage sind und sie zu verarbeiten und zu verzehren willens sind, es möglich macht, durch Sachverständige sich über Wert und Unwert der Pilzfunde belehren zu lassen. Die Pilzauskunftsstelle wird namentlich am Montag jeder Woche tätig sein. Ihre Leitung wird voraussichtlich Herr Walter Prym übernehmen, der dabei von den Herren Professor Füchtjohann, Professor Ernst Küster und Frau Dr. phil. Gertrud Küster unterstützt wird. Nähere Nachrichten werden später folgen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

     

U-Boot-Spende. Die Sammlungen für die U-Boot-Spende haben auch hier in Bonn ein recht erfreuliches Ergebnis gehabt. Im ganzen wurden bis heute 21.022 M. abgeliefert.

Ernteflächen-Erhebung. Im Stadtbezirk Bonn findet in der Zeit vom 15. bis 23. Juni eine Erhebung der Ernteflächen aller Feldfrüchte und Futterpflanzen sowie der Wiesen und Viehwiesen statt. Einzelheiten sind aus einer Bekanntmachung in der vorliegenden Nummer zu ersehen.

Groß-Bonn. In der heutigen Abend-Vorstellung wird die Hellseherin Afra sich verabschieden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Soldatenheim. Jupiter pluvius macht am vergangenen Sonntag dem Soldatenheim einen kräftigen Strich durch sein Gartenfest im Garten der Beethovenhalle. Bei lachendem Sonneschein hatten sich sehr viele Feldgraue im Garten der Beethovenhalle eingefunden, der Kaffeebetrieb war schon im besten Gange und das Konzert der Infanteriekapelle 609 hatte bereits begonnen, als der plötzlich einsetzende heftige Gewitterregen allem weiteren Gartenzauber ein Ende setzte. Schnell entschlossen wanderte nun das „gesamte Soldatenheim“ wieder in den Saal des Gesellenhauses in der Cölnstraße 17 / 19, wo sich bald bei den Klängen der herrlichen Regimentsmusik, die der Kgl. Musikmeister Herr Schuricke in vorzüglicher Weise leitete, ein recht gemütliches Treiben entwickelte. Der Leiter des so verregneten „Gartenfestes“, Herr L. Schröder, konnte als Ehrengäste begrüßen den Vorsitzenden des Kreis-Kriegerverbandes Bonn, Herrn Janssen, und den hiesigen Stadtverordneten Herrn Metzgermeister Kaiser. Für die nötige Abwechselung im musikalischen Programm sorgte das bei den Feldgrauen gut bekannte und sehr geschätzte Berief’sche Quartett. [...] Der zweite Vorsitzende des Soldatenheims Herr Klutmann hielt außerdem noch eine zündende patriotische Ansprache. Anknüpfend an das Wort Bismarcks. „Wir Deutsche fürchten Gott, sonst niemand auf der Welt!“ mahnte er zum festen Vertrauen auf Gott, der unserer gerechten Sache zum Siege verhelfen werde, und auf unsere Heerführer, die wie Hindenburg in den verflossenen 33 Kriegsmonaten uns ihr Feldherrngenie zur Genüge bewiesen haben. Die ganze Veranstaltung mit ihrem zahlreichen Besuch seitens der Soldaten zeigte klar, daß der Gedanke eines Gartenfestes bei den Soldaten selbst freudige Aufnahme fand; es wird darum nächstens bei hoffentlich besserem Wetter nochmals zur Ausführung gelangen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)