Freitag, 8. Mai 1917

     

Der Fliegerleutnant Schäfer, der vor kurzem, wie wir berichtet haben, von der Westfront nach Bonn geflogen war, um hier an der Trauerfeier des Städtischen Gymnasiums für den gefallenen Professor Uhde, seinen Oheim, teilzunehmen, ist nach seinem 30. Luftsiege Mittwoch an der Spitze seiner Jagdstaffel gefallen. Er war erst 25 Jahre alt. Die Leiche wird in Krefeld, der Heimat Schäfers, beigesetzt werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Die Fronleichnamsprozession konnte sich gestern bei herrlichstem Wetter in der schönsten Weise entfalten. In der Nacht war einiger Regen gefallen, kühl strich ein Lufthauch durch die Straßen, so war die sommerliche Schwüle einigermaßen gemildert. Schon früh schmückten sich die Straßen mit Fahnen und frischem Grün; die vier Hauptaltäre waren errichtet und sinnig geschmückt; altem Brauche folgend, hatten viele Bürger ihre Fenster in kleine Altäre verwandelt. Um acht Uhr zogen die einzelnen Pfarren, Schulen und Vereine zu den Sammelstellen und reihten sich dann in den Kern der Prozession, der um ½9 Uhr vom Münster auszog, ein. Unter feierlichem Glockengeläute bildete sich die Prozession, unter Jubelgesängen zog sie durch die festlichen Straßen zum ersten Segen am Altar in der Sternstraße, zum zweiten am Altar Ecke Wenzelgasse, zum dritten Segen am Altar auf der Hundsgasse und zum Schlußsegen auf dem Münsterplatz. Ungemein stark war wiederum die Zahl der Teilnehmer. Die Schulen mit unserem Nachwuchs, Volksschulen, Gymnasien, höheren Mädchenschulen, wollten fast kein Ende nehmen. Wie immer waren die Mädchen festlich geputzt, in weißen Kleidern, Kränze auf den Häuptern, Blumenkörbchen, Blumensträuße in den Händen, Blumen in großen Büscheln und in Kränzen mit sich führend. Straßen lang sah man nichts als Blumen. Und die Kinder sangen liebliche Weisen. Ergreifend war besonders der herrliche Gesang des Lehrerinnen-Seminars der Heyermannschen Schule. Endlos fast zogen auch die kirchlichen Frauen- und Jungfrauen-Vereine, die Kongregationen in der Prozession; wahre Andacht äußerte sich hier in inbrünstigem Gebet und frommen Liedern. Seltsam feierliche Bilder brachten dann die theologischen Zöglinge und die Studierenden der Universität in die Prozession, gemessen schritten Studentinnen und Studenten, diese in vollem Wichs mit wehenden Fahnen, blitzenden Schlägern, klirrenden Sporen, daher. Daß sie die Waffen nicht zum Schein führten, zeigte das Kreuz aus Eisen, das manche jugendliche Brust zierte. Ergreifende Bilder trugen die Verwundeten Soldaten in die Prozession; zahlreich war die Garnison vertreten. Es ist die dritte Kriegsfronleichnam. Das zeigte auch die allgemeine Zusammensetzung der Prozession: Kinder, heranwachsende Mädchen und Frauen in der überwiegenden Mehrheit: alte Herren in Innungen, im kath. kaufmännischen Verein, in Kongregationen; etwas jugendlicher Nachwuchs vor den gesetzten Bürgern. Die Blüte der Männer fehlte. Sie dient dem Vaterlande draußen im Felde. Wunderschöne Bilder zeigte der Umzug dem Auge, so namentlich auf dem Markte, der Sternstraße und der Wenzelgasse und besonders beim Schlußsegen auf dem Münsterplatz. Ergreifend aber wirkte auf das religiöse Gefühl das öffentliche, feierliche Bekenntnis katholischen Glaubens in den Straßen und auf den Plätzen. All der Glanz und die Würde der gottesdienstlichen Handlungen war hinausgetragen unter Gottes freiem Himmel. Unmittelbar zu Gott empor klangen Gebet und Gesang, wellten Weihrauchwolken, führten die Musikweisen, hoben die Priester das Allerheiligste segnend über den auf den Knien liegenden Gläubigen.

Abschied von den Glocken der Stiftskirche. Am nächsten Dienstag wird mit dem Ausbau der sechs größten Glocken in der Stiftskirche begonnen, eine Arbeit, die etwa eine Woche in Anspruch nehmen wird. Vorher sollen am Sonntag, den 10. Juni, abends von 7 bis 8 Uhr, zum Abschiede nochmals alle Glocken in feierlicher Weise geläutet werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Die Felddiebstähle haben in letzter Zeit in einem solchen Umfange zugenommen, daß hierin eine Schädigung der Allgemeinheit zu erblicken ist. Im Einvernehmen mit dem hiesigen Garnisonkommando sollen daher sowohl am Tage wie bei Nacht die Polizeiorgane bei Ausübung des Feldschutzes durch Militärwachen (Infanterie- und berittene Kavalleriemannschaften) unterstützt werden; auch werden den Feldhütern bei ihren nächtlichen Dienstgängen Polizeihunde beigegeben. […]

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)