Sonntag, 20. Mai 1917

       

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 20. Mai 1917Universität. Der Dekan der medizinischen Fakultät macht an den Schwarzen Brettern der Universität und der klinischen Anstalten usw. bekannt: „Die medizinische Fakultät warnt die Studierenden eindringlich vor der Teilnahme an sogenannten „Repetitorien“ (Einpaukkursen) seitens nicht zu den Universitätsdozenten oder Assistenten gehörenden Persönlichkeiten. Der Besuch solcher Kurse ist eine überflüssige und Nutzlose Zeit- und Geldverschwendung. Die verschiedenen Dozenten und Institutsdirektoren geben den Studierenden durch Kolloquien, Repetiersäle, Demonstrationen usw. reichliche Gelegenheit, sich auf die Prüfungen ausreichend vorzubereiten, und werden auch spezielle Wünsche gern berücksichtigen. [...]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

Lieber E. M. Arndt in Eisen!
Du rufst in beredten Worten die Bonner Bürgerschaft wieder einmal auf, für Deine Schützlinge, die Witwen und Waisen von Bonner Kriegern, Spenden darzubringen. Das ist gut und schön. Ob Du auf diese allgemeinen Aufrufe aber viel Geld einbekommst, ist recht fraglich. Man liest solch’ einen Aufruf, denkt, daß es ganz richtig ist, daß die jetzige Zeit der schweren Kämpfe im Westen uns zu einer kleinen Opfergabe veranlassen dürfte – und gibt nichts. Am anderen Tage vergißt man Deine Arndt-Eiche und Ihre Zwecke! Wäre es da nicht empfehlenswert, wenn Du immer wieder eine kleine Erinnerung in die Zeitung setzen lassen würdest: etwa „Gedenket der Arndt-Eiche in diesen Tagen der schweren Kämpfe im Westen!“? Hoffentlich findet meine kleine Anregung Gehör und bringt etwas ein. Ein alter Bonner.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Eingesandt“)

     

Ein falscher Freiherr gab hier in Bonn einige Zeit eine Gastrolle. Vor etwa einer Woche mietete in einem hiesigen Hotel ein etwa 24 Jahre alter Mann ein Zimmer. Er trug sich ins Fremdenbuch als Freiherr von Berg ein und gab an, als Kriminalbeamter dem Bahnschutzkommando der Strecke Cöln-Frankfurt zugestellt zu sein. Sein Benehmen wurde im Laufe der Zeit doch etwas auffällig. Er verbrauchte ziemlich viel Geld, liebte Damengesellschaft und erzählte, daß er verschiedenen in Bonn ansässigen besseren Familien nahe stehe. Im übrigen aber bezahlte der „Freiherr“ aber ordnungsgemäß seine Miete und hätte sein Treiben fortsetzen können, wenn die Kriminalspolizei nicht auf ihn aufmerksam geworden wäre. Da begründeter Verdacht vorlag, daß es sich um einen Betrüger handelte, wurde er am Donnerstag abend in einem hiesigen Lokal von einem Kriminalbeamten verhaftet. Nach seiner Ueberführung zur Wache gab er zunächst einen falschen Namen an, gestand dann aber ein, aus einem Militärgefängnis vor etwa drei Monaten entsprungen zu sein. Weitere Nachforschungen ergaben aber, daß es sich um einen „schweren Jungen“ handelt, der schon häufig vorbestraft ist. Unter verschiedenen Namen hat er in Altenkirchen, Köln, Herford, Dortmund Betrügereien verübt. Zeitweise legte er sich die Uniform eines Unteroffiziers der Gardeartillerie an und trug eine Reihe von Orden und Ehrenabzeichen. Einem Geschäftsmann in Köln schwindelte er nach eigenem Geständnis 800 Mark ab. Für das Geld kaufte er sich in Köln in einem Sportgeschäft einen Sportanzug und beschaffte sich neue Wäsche. Hier in Bonn gelang es ihm, durch schwindelhafte Angaben und gewandtes Auftreten, Mädchen um Geldbeträge zu betrügen. Auch wurden in seinem Besitze Brot- und Fleischmarken gefunden, die er von einer Angestellten des Lebensmittelamtes erhalten haben will. Bei seiner Verhaftung fand die Polizei nur noch einen geringen Geldbetrag. Ein bei ihm vorgefundener Briefumschlag deutet darauf hin, daß er auch unter dem Namen eines Unteroffiziers Kleinjung aufgetreten ist.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Städtisches Gymnasium. Ungewöhnliche Teilnahme erweckt der Heldentod des wegen seines liebenswürdigen Wesens und seiner großen Herzensgüte allbeliebte Professor Uhde, der an der Spitze seiner Soldaten in den schweren Kämpfen bei Arras gefallen ist. Uhde, der am Städtischen Gymnasium über ein halbes Menschenalter gelehrt hat, hatte in den erstens Kriegsmonaten noch „Kriegsgedichte und Soldatenlieder von Zoch“ veröffentlicht und in ihnen den Soldatentod tapfer und kernig gepriesen, den er jetzt selbst gefunden hat. Der Direktor des Städtischen Gymnasiums und Realgymnasiums widmet ihm einen überaus herzlichen Nachruf.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)