Montag, 14. Mai 1917

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. Mai 1917Frühzeitige Schuhausbesserungen. Zu den Notwendigkeiten, die der Krieg geschaffen hat, gehört eine schonende Behandlung unseres Schuhwerks. Bei der Knappheit des Leders ist es jedem dringend zu empfehlen, Schuhe schon dann zur Ausbesserung zu geben, wenn nur kleine Schäden an ihnen vorhanden sind. Die Stoffe für kleinere Ausbesserungen herbeizuschaffen, ist verhältnismäßig leicht, während dies bei großen Ausbesserungen mit beträchtlichen Schwierigkeiten verbunden ist. Wer daher seine schadhaft gewordenen Schuhe frühzeitig zum Schuhmacher bringt, beugt dadurch dem vorzeitigen Abreißen vor und spart an Neuanschaffungen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

        

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. Mai 1917Wucher mit Auslandsfleisch. Gleich wie in vielen anderen Städten, wird auch in Bonn ein wucherischer Schleichhandel mit Fleischwaren betrieben. Am Samstag erklärte nun Präsident von Batocki im Reichstag, in den nächsten Tagen werde er auch für Auslandsfleisch die inländischen Fleischpreise festlegen. Abnehmer für das teure ausländische Fleisch seien Gastwirtschaften und wohlhabende Familien, die sich nicht scheuten, auf Kosten der Massen ihre eigene Ernährung zu verbessern. Brauchbare Anzeige erhalte das Ernährungsamt leider nicht. Das Kriegsernährungsamt wolle rücksichtslos in dieser Frage vorgehen. Das Publikum müsse aber mithelfen.

Kriegskinderheim auf „Hohen-Eich“. Herr Rudolf Küpper sen., der Vater der Leiterin des Kriegskinderheims „Hohen-Eich“ zu Endenich, gibt eine kleine Broschüre heraus, in der er die Schwierigkeiten darlegt, mit denen das Kinderheim schon von Anfang an zu kämpfen gehabt habe. Helferinnen sowohl wie bezahlte Hülfskräfte hätten vielfach wieder entlassen werden müssen, da sie sich für den anstrengenden Tag- und Nachtdienst als nicht geeignet erwiesen hätten. Die Helferin, die über die Zustände im Heim einem Bielefelder Arzt Mitteilung gemacht und dadurch die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft veranlaßte, habe vorher bei einem mehrstündigen Spaziergang mit Herrn Küpper mit keinem Wort erwähnt, daß in dem Heim Dinge vorgekommen seien, die ihr mißfallen hätten. Bei Kinderstrafen die zulässige Grenze festzustellen, sei schwierig. Eine Hundepeitsche sei bei argen Verfehlungen der Kinder nicht gebraucht worden, sondern eine ledergeflochtene Gerte, und zwar nicht allein von der Leiterin, sondern auch von den Helferinnen. Im Uebrigen habe zwischen der Leiterin und ihren Pflegebefohlenen ein schönes Verhältnis bestanden. Bei gutem Wetter hätten sie sich zusammen auf dem Rasen getummelt und bei schlechter Witterung sei in den Zimmern gespielt worden. Ob den Aussagen von Helferinnen, die nur kurze Zeit im Heim den übernommenen Pflichten kaum genügten, und der Viehwärterin und der entlassenen Wäscherin höherer Wert beizumessen sei, wie den Damen, die in mustergültiger Weise sich über Jahr und Tag menschenfreundlich betätigt haben, darüber möge die Oeffentlichkeit entscheiden.

Ein Straßenraub wurde am Tage vor Weihnachten 1916 am Neutor begangen. Einer Dame wurde gegen 7 Uhr morgens gewaltsam die Handtasche entrissen. Da die Bestohlene keine Beschreibung der Täter geben konnte, waren die angestellten Ermittlungen bisher erfolglos geblieben. Den unausgesetzten Bemühungen unserer Kriminalpolizei ist es jetzt gelungen, die Täter in der Person eines 18jährigen Fuhrmanns von hier und eines 17jährigen Helfershelfers zu ermitteln und dingfest zu machen. Beide werden sich vor dem Kriegsgericht zu verantworten haben.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 14. Mai 1917Der gestrige Sonntag war äußerst schwül und sehr heiß. Das Thermometer zeigte mittags annähernd 30 Grad Celsius. Gewitter herrschten nur in der entfernteren Umgegend. Das Wetter lockte natürlich alles was Beine hatte hinaus in die Wälder, in die Auen. Ganz besonders wurde denn der Blütenpracht am Vorgebirge gedacht; der Andrang zu den Zügen war so groß, daß der größte Teil der Fahrgäste stehen mußte. Die Rheinuferbahn war vollgepfropft von Cölnern. Die Elektrischen nach Godesberg-Mehlem und Königswinter sowie die Rheindampfer hatten übermäßigen Verkehr. Jeder wollte sich mal nach dem langen, langen Winter in Gottes freier Natur bewegen und sich dabei an der in so kurzer Zeit so üppig wachsenden Pflanzenwelt ergötzen. Hierbei muß es wohl in jedem den Anschein erweckt haben, als ob das warme Wetter in der Natur jetzt nachholen will, was es durch die vorherigen vier oder sechs Wochen kalte Witterung versäumt hat. Wenn es nur annähernd so weiter geht, dürfen wir wohl zufrieden sein. Unseren Feinden ist abermals ihre Hoffnung auf unsere Aushungerung dann zu Schanden geworden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)