Dienstag, 17. April 1917

    

Ein glänzendes Ergebnis haben die Kriegsanleihezeichnungen in Bonn gebracht. Bei der hiesigen Reichsbanknebenstelle und ihren Vermittlungsstellen sind auf die sechste Kriegsanleihe rund 25 Millionen Mark gezeichnet worden, sieben Millionen mehr als auf die fünfte Kriegsanleihe. Diese Summe erhöht sich noch dadurch, daß die beiden hiesigen Sparkassen nur einen Teil ihrer Zeichnungen an die Reichsbank, einen andern vielmehr nach auswärts weitergegeben haben. Die Städtische Sparkasse hat von den insgesamt sechs Millionen Zeichnungen drei an die hiesige Reichsbank, die andern drei an die Landesbank in Düsseldorf, die Kreissparkasse hat nur eine halbe Millionen ihrer insgesamt fünf Millionen Zeichnungen an die hiesige Reichsbanknebenstelle, aber 3½ Millionen nach Düsseldorf an die Landesbank und eine Million nach Frankfurt weitergegeben. Da auch die nach auswärts weitergeleiteten Zeichnungen für Bonn mitzuzählen sind, erhöht sich die bei der hiesigen Reichsbank zusammengekommene Summe von 25 Millionen um 7½ auf 32½ Millionen Mark. Dazu kommen noch die bei der hiesigen Genossenschaftsbank für Rheinpreußen zusammenlaufenden Zeichnungen der dem Verbande der rheinpreußischen landwirtschaftlichen Genossenschaften angeschlossenen Genossenschaften; sei betrugen bis gestern abend 9½ Millionen (gegen acht Millionen bei der fünften Kriegsanleihe). Insgesamt sind also in Bonn rund 42 Millionen Mark gezeichnet worden.
   Das Bankhaus Louis David hat auf die sechste Kriegsanleihe insgesamt 1¼ Millionen Mark gezeichnet.

Frauen und Mädchen für den Hilfsdienst in der Landwirtschaft. Die Korrespondenz der rheinischen Landwirtschaftskammer schreibt: Beim Arbeitsnachweis der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz in Bonn, Endenicher Allee 60, liegt eine größere Anzahl Meldungen von Frauen und Mädchen vor, welche sich zur Hilfeleistung in der Landwirtschaft bereit erklärt haben. Diese Leute wohnen zurzeit durchweg in größeren Städten und sind nur zum Teil mit Landarbeiten etwas vertraut, ein kleiner Prozentsatz stammt vom Lande. Bei Unterbringung dieser Hilfskräfte kommen in erster Linie solche landwirtschaftlichen Betriebe in Frage, welche in der Nähe größerer Städte liegen. Bei allen Meldungen wird die Gewährung voller Beköstigung und freier Wohnung verlangt, während die Ansprüche auf Barentlohnung bescheiden sind. Verheiratete Frauen legen Wert darauf, ihre Kinder mitnehmen zu dürfen. Bei dem außerordentlich großen Mangel an sonst gewohnten Arbeitskräften kann die Einstellung dieser freiwilligen Hilfskräfte nur dringend angeraten werden. Es ergeht daher an alle Landwirte, welche Arbeitskräfte benötigen, die dringende Aufforderung, sich unverzüglich mit dem Arbeitsnachweis in Verbindung zu setzen und diesem nähere Mitteilung über die Anzahl der gewünschten Arbeitskräfte, die zu verrichtenden Arbeiten und die bei voller Beköstigung gezahlte Barvergütung zu machen. Ueber die Zuweisung der Hilftskräfte wird alsdann der Arbeitsnachweis das Weitere in die Wege leiten.

Raps als Gemüse. Bei dem Mangel an Frühgemüse ist es zweckmäßig darauf hinzuweisen, daß auch der Winterraps verwendet werden kann. In den Gegenden, wo Raps angebaut wird, ist dies seit langer Zeit bekannt. Die Rapsfelder werden ausgelichtet, so daß nur alle 10 bis 20 Zentimeter eine Pflanze stehen bleibt. Die Oelgewinnung wird dadurch nicht beeinträchtigt, im Gegenteil gefördert. Die Zubereitung wie auch der Geschmack ist genau wie bei Spinat. Die Herzblättchen eignen sich außerdem sehr gut als Salat. Das städtische Lebensmittelamt wird aus dem eigenen Anbau an der Marktverkaufsstelle Raps verkaufen lassen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Das Viktoriabad hat seit kurzem zwar teilweise seinen Betrieb wieder aufgenommen, ist aber trotz der langen Pause in seinen Brausebadeinrichtungen nicht recht betriebsfähig. Die Brausen lassen kein kaltes Wasser durch. Ein Mischen des heißen Wassers mit kaltem Wasser ist also unmöglich. Natürlich ist das für die Gesundheit der Badenden recht unzuträglich.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 16. April. [...] In der Freitagnacht suchten Diebe den Kurparksaal heim. Sie zertrümmerten Fensterscheiben, Kronleuchten, Stühle, Flaschen und Gläser, leerten mehrere Flaschen Wein und beschmutzten dne Saalraum. In derselben Nacht wurde das Bootshaus des Godesberger Rudervereins 1911 erbrochen und darin 18 Spinde gewaltsam geöffnet. Gestohlen wurden 16 Paar Schuhe, Wolljacken, Strümpfe, Hosen, Blusen, Unterkleider usw. [...] Mit einer von dort mitgenommenen Leiter sind sie dann in das Bootshaus des Wassersportvereins eingestiegen, wo sie weniger gründliche Arbeit vornahmen. Nachdem sie im ersten Spind nichts vorgefunden hatten, nahmen sie Abstand von jeder weiteren Zerstörung, wohl aus dem Grunde, weil sie genug bepackt waren. Erst vor zehn Tagen war das an gleicher Stelle am Rheinufer gelegene Bootshaus des Pädagogiums erbrochen und ausgeraubt worden. Man vermutet, daß diese Einbruchsdiebstähle, wie auch die vielen, die in den letzten vier bis fünf Wochen hier und in der Umgegend verübt worden sind, allesamt auf das Konto jenes militärischen Deserteurs zu setzen sind, der vor Monatsfrist aus seiner Gefängnishaft in Trier entwichen ist und nun seit dieser Zeit mit Spießgesellen und Hehlern sein Unwesen hier treibt. Der Mangel an Polizeiorganen kommt ihm dabei zu statten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

    

Sparsamkeit mit Lebensmitteln. Vom städtischen Lebensmittelamt wird die Bevölkerung nochmals auf das eindringlichste ermahnt, beim Verbrauch von Lebensmitteln die größte Sparsamkeit anzuwenden. Zur Zeit bestehen die größten Ernährungsschwierigkeiten, es ist daher vaterländische Pflicht jedes Einzelnen mit den Lebensmitteln so haushälterisch wie möglich umzugehen. Durch die Einschränkung der Brotmenge besteht zunächst die Gefahr, daß wir mit dem Brot nicht auskommen. Aber auch hier müssen unsere Hausfrauen, die während der Kriegszeit so manche Hilfsmittel schon kennen und schätzen gelernt haben, sich einrichten und auch hier wiederum zeigen, daß wir, wenn es erforderlich ist, auch mit der kleineren Menge auskommen.
   Das städtische Lebensmittelamt hat durch die Zuweisung der oberen Behörden nicht genügend Fleisch erhalten, um in dieser Woche 250 Gramm Fleisch auf die Reichsfleischkarte und 250 Gramm Fleisch als Brotersatz auf die Zusatzfleischkarte ausgeben zu können. Es werden daher am Mittwoch nur 100 Gramm Speck auf die Reichsfleischkarte ausgegeben, dagegen wird am Sonnabend, den 21. ds. Mts., unter allen Umständen Fleisch als Brotersatz zum billigen Preise ausgegeben, und zwar 250 Gramm auf den Kopf. Zum Ausgleich für die gekürzte Fleischmenge am Mittwoch, den 18. ds. M., werden in dieser Woche noch besonders gegen Warenkarte Nr. 12 ¼ Pfund (125 Gramm) Graupen ausgegeben. [...]

Androhung schwerer Strafen. Einzelne Einwohner haben sich unter der fälschlichen Behauptung, ihre Lebensmittelkarten verloren zu haben, vom Lebensmittelamt neue Karten ausstellen lassen. Durch diesen Doppel-Bezug von Lebensmitteln wird die Durchführung der Lebensmittel-Versorgung in der bedenklichsten Weise gefährdet. Es ist daher unbedingt erforderlich, daß die Lebensmittelkarten vom Inhaber persönlich sorgfältig aufbewahrt und nur in den dringendsten Fällen aus der Hand gegeben werden. Kleinen Kindern dürfen Lebensmittelkarten unter keinen Umständen anvertraut werden. Unrichtige Angaben über den Verlust von Lebensmittelkarten und doppelter Bezug von Lebensmitteln werden strafrechtlich schwer geahndet. In jedem Falle wird unnachsichtig das Strafverfahren eingeleitet. [...]

Hereingefallen. Ein Schwindler lockte am Samstag zwei Frauen nach der Theaterstraße, wo er ihnen ein Paket für 60 Mark übergab, das angeblich Speck und Schinken enthalten sollte. Um die Frauen zu überzeugen, daß das Paket auch tatsächlich Speck enthalte, löste er an einer Stelle die Umhüllung, wobei eine Speckschwarte sichtbar wurde. Als die Frauen zu Hause die Umhüllung ganz wegnahmen, fanden sie außer der Speckschwarte nur einige Steine vor.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)