Montag, 16. April 1917
Für die 6. Kriegsanleihe ist gestern noch einmal tüchtig geworben worden. In der Mittagsstunde erinnerte feierliches Glockengeläut von allen Kirchen die Säumigen an ihre Pflicht, dem Vaterlande das nötige Geld zur Erzwingung eines deutschen Sieges und dauerhaften Frieden herzuleihen. Alle Banken und Sparkassen nahmen gestern Zeichnungen entgegen. Eine besondere Werberversammlung veranstaltete die Stadt gestern mittag noch einmal in den Bonner Lichtspielen am Markt, deren Saal, Film und Musik vom Besitzer umsonst zur Verfügung gestellt worden waren. Ein Filmspiel „Der feldgraue Groschen“ zeigte den Besuchern die Gefahren, denen unsere Kämpfer an der Front ausgesetzt sind, und wies sie zugleich auf die zweckmäßige Anlage selbst kleiner Summen hin. Herr Lehrer Schultheiß betonte in einem Vortrage noch einmal die vaterländische Pflicht, sich an der sechsten Kriegsanleihe zu beteiligen und dadurch an dem hoffentlich baldigen endgültigen Sieg über unsere Feinde beizutragen. Ein Kriegsfilm führte den Besuchern endlich einige Kämpfe unserer tapferen ungarischen Verbündeten in Rumänien vor. – Hoffentlich hat der gestrige Sonntag, der ein Nationaltag für die Kriegsanleihe war, in Bonn und im ganzen Reiche das Ergebnis der Anleihe noch erheblich gesteigert.
Die Werbearbeit für die Kriegsanleihe hat Erfolg gehabt. An allen Zeichnungsstellen war starker Verkehr. Bei der Städtischen Sparkasse allein haben gestern noch 600 Personen Kriegsanleihe gezeichnet oder Anteilscheine gekauft.
Die Frist für die Zeichnung auf die 6. Kriegsanleihe ist heute mittag 1 Uhr abgelaufen. Zusammenfassende Zahlen über die Zeichnungen in Bonn werden wir voraussichtlich morgen mitteilen können. Das Gesamtergebnis für das ganze Reich ist frühestens im Laufe des übermorgigen Mittwochs zu erwarten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der gestrige weiße Sonntag, der Ehrentag der Kinder, welche zum ersten Mal an der heiligen Kommunion teilnahmen, gab auch dem Straßenbild unserer Stadt ein anmutiges Gepräge. In großer Zahl gingen am gestrigen Tage wieder die Kinder zum Tisch des Herrn. Weißgekleidete Mädchen, das Haar mit Blumen geschmückt, festlich gekleidete Jungens, im Knopfloch das Myrthensträußchen, waren eine Erscheinung im Straßenbilde der Stadt, die an den Frühling, der in diesem Jahre so langsam seinen Einzug halten will, erinnerte. Freilich warf auch der Krieg in den Freudenbecher der Kinder einen Wermuthtropfen. Den schönen Anblick des Umzuges, den wir von Friedenszeiten her gewohnt waren, mußten wir diesmal vermissen. Ein schlichter Ernst lag über der Feier. Die Kinder schienen sich des Ernstes auch voll und ganz bewußt zu sein. Bei vielen fehlte der Vater, der im Felde steht, bei anderen hat der Vater schon auf dem Feld der Ehre sein Leben lassen müssen. Der weiße Sonntag trug den Charakter der Bescheidenheit. Auch der Wettergott zeigte sich nicht von seiner besten Seite. Zeitweise wartete er mit Regenschauern auf, die einen Aufenthalt auf der Straße fast unmöglich machten, sodaß im allgemeinen wohl mehr Wert auf eine schlichte häusliche Feier gelegt worden ist. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der gestrige Nationaltag für die 6. Kriegsanleihe wurde an den Sparkassen und Banken noch eifrig zur Zeichnung genutzt. Der Vortrag des Herrn Lehrer Schultheiß im Stern war sehr gut besucht. Der Redner legte noch einmal kurz die Gründe dar, die uns zur Zeichnung auf die Kriegsanleihe veranlassen müssen und schloß mit einem warmen Appell an die Zuhörer. Vor und nach dem Vortrag wurden kinematographische Darbietungen vorgeführt, während die Kapelle der Lichtspiele patriotische Stücke spielte.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)