Samstag. 14. April 1917

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. April 1917Ein Nationaltag für die Kriegsanleihe ist der morgige Sonntag. Es soll morgen noch einmal überall für den glänzenden Erfolg der sechsten Kriegsanleihe geworben werden, in Bonn u. a. durch eine Veranstaltung in den Räumen der Bonner Lichtspiele im Stern. Diese Veranstaltung, bei der ein Vortrag gehalten und mehrere Kriegsfilme vorgeführt werden, beginnt vormittags 11½ Uhr. Der Eintritt dazu ist frei.

Warnung. Die Behörden erlassen, wie alljährlich, folgende Warnung: Unglücks- oder gar Todesfälle, hervorgerufen durch Flaschenmißbrauch und Flaschenverwechslung, häufen sich von Tag zu Tag. Die Ursache ist wohl darin zu suchen, daß Flaschen, die nur zur Aufbewahrung von Wein, Bier, Spirituosen, Selterswasser und Limonade dienen sollen, mit Salmiakgeist, Benzin, Säuren, Laugen, Petroleum und allerlei starkgiftigen und ekelerregenden gesundheitsschädlichen Flüssigkeiten gefüllt werden. Zur Verhütung solcher Unglücksfälle wird daher das Publikum dringend davor gewarnt, Flaschen, die nur zur Aufnahme von flüssigen Nahrungs- und Genussmitteln bestimmt sind, mit anderen Flüssigkeiten zu füllen.

Im Palast-Theater wird die Operettenposse „Robert und Bertram, die lustigen Vagabunden“ gezeigt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Einen Katzenbraten hatte sich die 25jährige Frau Hi. Von hier am 8. Februar von der Katze der Frau J. zurecht gemacht. Die Angeklagte behauptete, das Tier wäre längere Tage bei ihr im Haus gewesen, habe sehr geschrieen, und da sei sie um der Hausruhe und ihrer Kinder halber genötigt gewesen, das Tier zu töten. Weil nun die Katze so gut genährt war (ihr Wert war auf 20 Mark geschätzt), habe sie das Wegwerfen des Tieres nicht übers Herz bringen können und habe sie gebraten. Das Gericht erkannte die geringstzulässige Strafe von 1 Tag Gefängnis gegen Frau Hi.

Fußballsport. Am kommenden Sonntag treffen sich auf dem Sportplatze des Bonner Fußball-Vereins auf der Richard-Wagner-Straße zwei Vereine, die in Westdeutschland einen guten Namen haben und die in den alten Liga-Kämpfen immer eine entscheidende Rolle gespielt haben. Der Essener Turnerbund und der Bonner Fußball-Verein. Die noch immer großen Spielstärken beider Mannschaften, die aus ihren letzten Erfolgen klar ersichtlich sind, geben Gewähr dafür, daß den Zuschauern erstklassiger Sport geboten wird.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

       

Stadt und Land! Stadt und Land! Zwei Gegensätze, die der große Lehrmeister Krieg zusammengeführt hat. Es hat gar keinen Zweck, zu leugnen, daß ein gewisser Gegensatz zwischen den beiderseitigen Bevölkerungskreisen bestanden hat und daß es auch während des Krieges eine Zeit gab, in der die gegenseitige Entfremdung größer zu werden schien. Heute ist das Gott sei Dank anders geworden. Dort, wo man sich ernstlich Mühe gibt, einander zu verstehen, hat die Entfremdung einem gesunden Vertrauen den Platz räumen müssen. Die Gründung der Landfrauen-Vereine, die jetzt im ganzen Reich mit besonderem Eifer betrieben wird, soll ja in der Hauptsache dem gegenseitigen Verständnis dienen. Und wenn jetzt überall den Aufrufen der Kriegsämter Folge geleistet wird, wenn die vom Haushalt abkömmlichen Frauen mit den größeren Kindern aufs Land gehen, um dort zur Frühjahrsbestellung der Äcker mit tätig zu sein, da wird solche Arbeit gewiß doppelten Segen tragen. Der gegenseitige Gedankenaustausch bei gemeinsamer Arbeit wird den Landbewohnern die verschiedenen Kriegsnöte der Städter verständlich werden lassen und die Bewohner der Stadt andererseits werden die mühevolle Arbeit und die vielen Sorgen der Bauern kennen und würdigen lernen.
    Stadt und Land! Beide rüsten zurzeit zum Endsieg, beide richten vertrauensvoll ihre Blicke zu unseren Helden an allen Fronten. Im Geist reicht sich die Heimat mit der Front die Hand. Draußen im Felde sind die blanken Waffen gezückt. Möge auch die Heimat sich rüsten zum entscheidenden Schlag. Die 6. Kriegsanleihe ist die starke Waffe der Heimat. Möge Stadt und Land hier mit der letzten Mark auf dem Posten sein. Es kommt wirklich auf jede einzelne Mark an.
    Stadt und Land! Schützt Eure Heimat, Eure Arbeit, Eure Zukunft durch tatkräftige Unterstützung der 6. Kriegsanleihe.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)