Freitag, 13. April 1917

       

Die gewünschten Lebensmittel könnten in einem Haus Am Hof abgeholt werden, teilte eine männliche Stimme durch den Fernsprecher einer an der Koblenzer Straße wohnenden Familie mit. Die Familie, die gar keine Waren bestellt hatte, schickte trotzdem ein Dienstmädchen mit 2000 Mark nach dem bezeichneten Hause. Dort trat ein etwa 45jähriger Mann dem Mädchen entgegen, ließ sich die 2000 Mark geben und hieß das Mädchen einen Augenblick zu warten. Der Mann kam natürlich nicht wieder zurück.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

       

Brotversorgung.
Da die Neuregelung der Brotversorgung am 16. April in Kraft tritt, dürfen auf Brotkarten für die Woche vom 16. bis 22. April nur drei Pfund schwere Brote verabfolgt werden, auch wenn das Brot bereits am Samstag den 14. oder Sonntag den 25 April entnommen wird.
Fleisch.
In dieser Woche wird Rind- und Kalbfleisch zu je 2,80 M., Leberwurst zu 1,50 M. und Blutwurst zu 0,50 M. das Pfund verausgabt.

   In den nächsten Wochen wird die angekündigte durchgreifende Knochensammlung zur Gewinnung von Fett beginnen. Die Haushaltungen, Gastwirtschaften, Anstalten usw. müssen die anfallenden Knochen an bestimmte Sammelstellen zurückgeben. Im Hinblick auf die Fettversorgung ist es vaterländische Pflicht eines Jeden, sämtliche anfallenden Knochen im sauberen und guten Zustande abzugeben.
Butter und Fett.
In der kommenden Woche werden je 30 Gramm Butter und Margarine ausgegeben. Beim Einkauf der Margarine ist neben der Fettkarte auch Warenkarte Nr. 6 abzugeben.
Kartoffeln.
Auf die Kartoffelkarte werden in Zukunft 5 Pfund Kartoffeln ausgegeben, auf die Zusatz-Kartoffelkarte weitere 3 Pfund, als Zusatz zu den Kartoffeln in der Woche vom 16. bis 22. April auf die Warenkarte Nr. 7 150 Gramm Steckrübenschnitzel (Dörrgemüse), auf die alte Waren-Zusatzkarte Nr. 2 weitere 150 Gramm Steckrübenschnitzel zum Preise von 0,30 M. für Abteilung A, 0,35 M. für Abteilung B und 0,40 M. für Abteilung C. Die Trockenrübenschnitzel geben ein gutes Gemüse und sind für die jetzige gemüsearme Zeit besonders zu empfehlen.
Kolonialwaren.
In der kommenden Woche gelangen zur Ausgabe auf Warenkarte Nr. 1 ein Fünftel Pfund kochfertige Suppe (Erben mit Reis), Nr. 2 ein Fünftel Pfund Graupen, Nr. 3 ein Zehntel Pfund Dörrmischgemüse, Nr. 4 ein halbes Pfund Sauerkraut, Nr. 5 ein Viertel Pfund Weizenmehl, Nr. 6 30 Gramm Margarine.
    Ferner für Schwer- und Schwerstarbeiter gegen Warenzusatzkarte Nr. 22 ein Viertel Pfund Käse, Nr. 23 ein Viertel Pfund Teigwaren.
    Das Weizenmehl kann nur in Bäckereien entnommen werden.
[...]
Eier.
Gegen jede für diese Woche gültige Eiermarke werden zwei Eier verabfolgt. Der Verkauf beginnt Freitag nachmittag. Die Abgabe von Eiern durch die Geschäfte darf nicht vom Verkauf anderer Lebensmittel abhängig gemacht werden. [...]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.“)

      

Ein gutes Gewissen! Wie oft war in diesem Kriege nicht schon von einem guten Gewissen die Rede! Unserer Feinde behaupten es genauso zu besitzen wie wir. Ohne Zweifel steht unser gesamtes deutsches Volk heute mehr denn je mit völlig reinem Gewissen vor dem Richterstuhl der Weltgeschichte. Die furchtbaren Anklagen unserer Gegner können das deutsche Volk nimmermehr treffen, wir alle wissen heute nur zu gut, wo die Anschürer dieses Weltkrieges sitzen.
   
Die lange Dauer des Weltkrieges hat es nun mit sich gebracht, daß die Frage nach einem reinen Gewissen heute sehr oft an jeden einzelnen von uns herantritt. Da regt sich dann mitunter in unserem Inneren die Frage: „Erfülltst Du in dieser schweren Zeit auch wirklich voll und ganz Deine Pflicht Dir selbst und Deinem Volk gegenüber?“ Wohl uns , wenn wir dann der mahnenden Stimme immer eine zufriedenstellende Antwort geben können. Jeder Tagesbericht unserer Obersten Heeresleitung, jeder Feldgraue auf der Straße, jede trauernde Kriegerwitwe, sie alle reden Dir ins Gewissen: Was tust Du für uns in einer Zeit, in der wir für Dich uns Dein Haus mitkämpfen, in der wir für Dich unser Gut und Blut opferten und willig unser Bestes gaben.
    Hand aufs Herz, lieber Leser! Kannst Du solchen Fragen gegenüber immer voll und ganz in Ehren bestehen? Unsere wackeren Helden an allen Fronten richten jetzt in ganz besonderem Maße ihre Blicke auf die Heimat, in deren Hand es gerade jetzt gegeben ist, zur Erreichung des vollen Sieges wesentlich beizutragen! Zeige jetzt ein jeder das rechte Verständnis für die Bedeutung und den Ernst der Stunde. Von dem Ergebnis der 6. Kriegsanleihe hängt heute alles ab. Jede einzelne Mark trägt zur Herbeiführung des vollen Sieges auf unserer Seite bei. Von allen Fronten blicken Millionen Augen auch auf Dein Inneres und rufen Dir zu: Erfülle Deine Pflicht, damit Du einst die heimkehrenden Krieger mit reinem Gewissen empfangen kannst!

Gemeinnütziges. Viele Hausfrauen, welche sich in dieser fettarmen Zeit den Kopf zerbrechen, wie sie mit dem bisschen Fett, welches ihnen pro Kopf zusteht, schmackhafte Speisen herstellen können.
  
Nun möchten wir anderen Hausfrauen unsere Erfahrung mitteilen, daß wir mit dem wenigen Fett wohlschmeckende Speisen herstellen, und zwar mit der Heißluftpfanne „Frauenlob“, welche als Untersatzpfanne gebraucht wird.
   Die obere Pfanne dient zum Backen und Braten, durch ein einmaliges Einfettem der oberen Pfanne lassen sich sämtliche Speisen herstellen.
   Da die Pfanne auf heißer Luft steht, wird das Fett nicht von der Pfanne verzehrt.
Viele Hausfrauen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)