Freitag, 23. März 1917
Arndt-Eiche in Eisen. Die Gesamteinnahme beträgt bis heute rund 86.900 M. Die Spenden fließen leider nicht mehr in dem Maße wie früher, immerhin werden aber noch Stiftungen in mittlerer Höhe gemacht und damit die Zwecke und Ziele der Arndt-Eiche gefördert.
In der letzten Zeit wurden u. a. Adlerfedern unter feierlicher Nagelung gestiftet von dem Verein Säuglingsheime e. V. in Bonn und von dem Stammtisch „Linke Ecke“ im Bonner Bürger-Verein. Eine Reihe anderer Zierate, u. a. von den hiesigen Großbanken wird demnächst an der Eiche angebracht werden.
An der Krone ist noch ein Feld zum Preise von 500 Mark frei, das eine vortreffliche Gelegenheit bietet, diesen Betrag zu Gunsten der Witwen und Waisen von Bonner Kriegern zu stiften. Auch Familienfestlichkeiten, wie Vermählung, Kindtaufe, Feier der silbernen oder goldenen Hochzeit, Kommunion oder Konfirmation der Kinder bilden einen geeigneten Anlaß, diese Ereignis an der Eiche auf Plaketten, Tafeln, Adlerfedern oder Adlerschuppen zu verewigen. Mit diesem Zwecke verbindet sich in sinniger Weise die Gelegenheit, für die Hinterbliebenen unserer Bonner Krieger eine Spende darzubringen. Der Name jedes Spenders wird, auch bei dem kleinsten Betrag, in das Eiserne Buch der Stadt Bonn eingetragen, das bisher rund 19.000 Eintragungen enthält.
Deutsche Theaterkultur. Am 21. März trat eine Anzahl deutscher Männer und Frauen im „Krug zum grünen Kranze“ zu einer Besprechung der Frage zusammen, ob auch in Bonn nachdem Vorgange benachbarter Städte (Düsseldorf und Köln) die Bildung eines Zweigvereins des Verbandes für deutsche Theaterkultur empfehlenswert erscheine. Geheimrat Trautmann wies in kräftigen Worten auf die besonders in den letzten Jahrzehnten vor dem Krieg entstandenen Schäden und Auswüchse unseres deutschen Theaterwesens hin. Am betrübendsten und beschämendsten für den deutschen Geschmack und das deutsche Gemüt sind die wachsende Zunahme ausländischer, besonders französischer Schmutz- und Ehebruchsdramen, sowie das Ueberhandnehmen der Operetten und Possen wie auch die vielfache Entartung der Varietés und Kinos. Geheimrat Trautmann schloß mit einem warmen Weckruf an das deutsche Haus und die deutsche Familie, an Schule und Kirche, an Obrigkeit und Vaterland, in den Kampf gegen dieses undeutsche Wesen auf der Schaubühne einzutreten und dem Volke dafür gute gesunde, sittliche Kost zu bieten, wie es schon von manchen Seiten mit erfreulichem Erfolge geschehen ist. Nach einer anregenden Besprechung, an der die Herren Geheimrat Dyroff, Professor Pfennigsdorf, Dr. Günther, Rektor Goehl, Lehrer Schultheiß, Pfarrer Dr. Richter sowie der Vortragende teilnahmen, erklärten die Anwesenden die Gründung eines Ortsvereins Bonn und Umgebung des Verbandes für deutsche Theaterkultur einstimmig für dringend wünschenswert, nachdem auch der mitgeteilte Satzungsentwurf volle Zustimmung gefunden hatte. Um aber der gesamten Bürgerschaft Gelegenheit zur Kenntnisnahme des ganzen Planes sowie zur weiteren Aussprache zu bieten, soll zu einer endgültigen begründenden Versammlung Anfang Mai nach Schluß der Osterferien öffentlich eingeladen werden, auf welcher dann auch fachmännische Vorträge gehalten sowie die Wahl eines Vorstandes und der verschiedenen Ausschüsse vorgenommen werden soll.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Am Kaiserdenkmal wurde gestern aus Anlaß des Geburtstages weiland Kaiser Wilhelms I. ein prächtiger Lorbeerkranz mit schwarz-weißer Schleife niedergelegt.
Osterverkehr. Die Eisenbahnen dienen gegenwärtig in erster Linie der Kriegsführung. Zu Ostern werden für den Personenverkehr nur die fahrplanmäßigen Züge befördert. Reisende, die in diesen Zügen keinen Platz finden, müssen zurückbleiben. Für jeden, der nicht reisen muß, ist es vaterländische Pflicht, hierauf zu verzichten.
Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.
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Zusatzbrotkarten. In letzter Zeit stellen immer mehr Personen Anträge auf Gewährung von Zusatzbrotkarten, die nicht zu den Schwer- und Minderschwerarbeitern gehören, weshalb die Anträge unberücksichtigt bleiben müssen. Nach den von der Behörde aufgestellten Grundsätzen kann nur die körperlich schwerarbeitende Bevölkerung berücksichtigt werden. Insbesondere gehören dazu: 1. Arbeiter, deren Kräfte durch die Bewegung von Lasten regelmäßig besonders stark beansprucht werden, 2. Arbeiter, welche regelmäßig mit Geräten, Formen oder Werkzeugen schwere Arbeit verrichten, 3. Arbeiter an Kraft- und Arbeitsmaschinen, Hebe- und Transporteinrichtungen, deren Bedienung besonders Kraft oder Aufmerksamkeit erfordert, 4. Arbeiter, welche bei ihrer Arbeit der Einwirkung von Hitze, schädlchen Gasen oder Dämpfen, Rauch, Staub oder Nässe ausgesetzt sind, 5. Arbeiter der Verkehrsgewerbe (Post-, Eisen- und Straßenbahnbetrieb, Fuhrwesen, Schiffahrt und sonstiger Verkehr zu Wasser), soweit sie durch die Art und Dauer ihrer Tätigkeit körperlich besonders stark in Anspruch genommen werden.
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Eier. In kommender Woche werden wiederum Eier an alle Bezugsberechtigten abgegeben, und zwar ein Ei für jede Person. Der Verkauf beginnt Freitag, den 30. d. Mts. Die Eier dürfen nur an Kunden abgegeben werden. Die Geschäfte sind nach Maßgabe ihrer Kundenzahl hinreichend mit Eier versorgt.
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Bekleidungsamt. Die Bevölkerung wird gebeten, das Bekleidungsamt möglichst in den Vormittagsstunden aufzusuchen, da der bisherige große Andrang in den Nachmittagsstunden die Abfertigung sehr verlangsamte. Der Eröffnungstag der Verkaufsstelle am Münsterplatz ist noch unbestimmt; er wird umso früher festgesetzt werden können, je mehr alte Sachen der Annahmestelle in der Stockenstraße zugeführt werden. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Auch aus dem Felde fragen Bonner Schwimmer: „Warum bleibt das Viktoriabad geschlossen?“ Nachdem wir jetzt wieder über 8 Monate draußen sind, und durch den Winter keine Gelegenheit hatten, uns baden zu können, sondern höchstens alle x Wochen oder Monate ein „Fünf-Minuten-Brausebad“ haben konnten, wobei es passierte, daß man wegen Ueberfüllung oder Mangel an Wasser nicht mal ganz naß wurde, haben wir Aussicht auf baldigen Urlaub! Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns den „Somme- und Champagne-Dreck“ mal gründlich abwaschen, und uns als alte Schwimmer der Schwimmhalle des Viktoriabades erfreuen!
Von den in Bonn befindlichen vielen Verwundeten und der Jugend, die schon im Frieden den kräftigenden Schwimmsport treiben sollten, wollen wir nicht auch noch reden, trotzdem dies doch ein Hauptgrund zur Wiedereröffnung des Bades, wenigstens an bestimmten Tagen ist. Hoffentlich widmen sich recht bald unsere Stadtväter dieser Angelegenheit, damit auch die in Urlaub kommenden Badefreunde sich des Bonner Viktoriabades erfreuen können! Mehrere im Felde stehende Bonner Schwimmer.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Zur 6. Kriegsanleihe. Dank dem Entgegenkommen der städtischen Sparkasse ist Gelegenheit geboten, am Sonntag nachmittag während der Vaterländischen Kundgebung im Bonner Bürgerverein Kriegsanleihe zu zeichnen. Diese Einrichtung wird zahlreichen Besuchern der Veranstaltung gewiß sehr willkommen sein und zwar umsomehr, als auch die neuen, schon so sehr beliebten Kriegsanleihe-Anteilscheine zu 1, 2, 5 Mark und höher durch Damen des Drammer’schen Lyzeums zur Ausgabe gelangen sollen. Es bedarf sicher nur dieser kurzen Bekanntgabe, um alle Besucher zu veranlassen, von dieser Gelegenheit reichlich Gebrauch zu machen. Im Uebrigen sei nochmals darauf hingewiesen, daß mit dem Besuche der Versammlung keinerlei Unkosten verbunden sind.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)