Mittwoch, 21. März 1917
Universität. [...] Die Ehrentafel der im Dienst des Vaterlandes gefallenen Universitätsangehörigen ist neu gedruckt worden. Sie zählt jetzt fünf Dozenten, neun Assistenten, 360 Studierende und einen Angestellten auf. Die neue Ehrentafel, auf zwei großen Bogen gedruckt, jeder mit einem Lorbeerkranz umrahmt, hängt wieder in der Vorhalle des Universitätsgebäudes am Hof aus. [...]
Ausgabe von Ersatzgeld. Die Bonner Handelskammer hat sich bereit erklärt, für die Kreise Bonn-Stadt, Bonn-Land und den Siegkreis Ersatzgeld auszugeben, und zwar Scheine zu 50 Pfg. und Metallstücke zu 10 Pfg. Den Stadtverordneten wird die Beteiligung der Stadt Bonn unter folgenden Bedingungen vorgeschlagen: 1. Die Ausgabe des Ersatzgeldes erfolgt unter Bürgschaft der beteiligten Kommunalverbände, und zwar nach Maßgabe der Bevölkerungszahl. 2. Vorerst gelangen nur 50-Pfg.-Scheine von zusammen 25.000 Mark zur Ausgabe. 3. Die Einlösungspflicht tritt jederzeit ein. Die Einlösung hat spätestens innerhalb dreier Monate nach erfolgter auffallender Bekanntmachung in den öffentlichen Blättern zu erfolgen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kartoffelanbau im Stadtbezirk Bonn. Der Oberbürgermeister weist in einer Bekanntmachung darauf hin, daß jeder Besitzer oder Pächter einer Acker- oder Gartenparzelle verpflichtet ist, in diesem Jahre einen Teil Bodenfläche mit Kartoffeln zu bepflanzen, um nach Möglichkeit den eigenen Bedarf decken zu können.
Abgabe von Saatgut an Gärtner und Landwirte. Um die Erzeugung von Nahrungsmitteln zu fördern, beabsichtigt das städt. Lebensmittelamt (siehe Bekanntmachung) den Gärtnern und Landwirten dadurch entgegenzukommen, daß versucht werden soll, die notwendigen Saatmengen, die von hiesigen Samengeschäften nicht geliefert werden können, zu beschaffen. Das Lebensmittelamt, Abteilung XII, Obst und Gemüse, Rathausgasse 16, ersucht um entsprechende Mitteilung.
Der Bonner Wochenmarkt war gestern wieder auffallend schlecht beschickt. Im ganzen waren etwa 8 bis 10 Verkäuferinnen erschienen, darunter nur 1 oder 2 vom Lande. Außer etwas Spinat und Feldsalat war an Gemüse nur verschwindend wenig vorhanden. Wo sich Gemüse irgend einer Art zeigte, war der Verkaufsstand im Augenblick von zahlreichen Käuferinnen umgeben, die den Vorrat in kurzer Zeit aufkauften. Die Marktpolizei hielt ein wachsames Auge darauf, daß keine Waren über die festgesetzten Richtpreise hinaus verkauft wurden.
Auch auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatze waren gestern die Zufuhren in fast allen Marktprodukten, besonders in Gemüse, bedeutend kleiner als in der vergangenen Woche. Die vorhandenen Waren wurden leider wieder hauptsächlich von auswärtigen Händlern im großen aufgekauft, wodurch für Bonn selbst nur ganz wenig an Gemüse usw. übrig bleibt. Auch hier führte unsere Marktpolizei eine scharfe Aufsicht und sorgte dafür, daß die Waren nicht über die Richtpreise hinaus und nicht an Händler ohne den vorgeschriebenen Ausweis verkauft wurden. Der Verkauf war im allgemeinen flott und der Markt um 7½ Uhr früh schon wieder fast vollständig geräumt.
Der städtische Gemüse-, Obst- und Fisch-Verkauf auf dem Wochenmarkt hatte gestern wieder regen Zuspruch, besonders in Gemüse und Fischen. Jeden morgen kommen hier zwei große Fuhren Gemüse usw. zum Verkauf, trotzdem ist die Nachfrage durchweg viel größer als das Angebot. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eine vaterländische Kundgebung veranstaltete der Verein der Zentrumspartei im Wahlkreise Bonn-Rheinbach Sonntag, den 25. März 1917, nachmittags punkt 4½ Uhr im großen Saale des Bonner Bürger-Vereins, wozu alle Bürger und Bürgerinnen ohne Unterschied der Parteizugehörigkeit eingeladen sind. Es werden reden die Herren: Dechant Oberpfarrer Böhmes und Schriftsteller Dr. Cardauns über Das Gebot der Stunde. Die Veranstaltung soll der Einwohnerschaft von Bonn-Stadt und Land Gelegenheit bieten, ihrem unerschütterlichen Willen, in Sturm und Not treu auszuhalten, machtvollen Ausdruck zu verleihen. Es ist deshalb Ehrenpflicht aller Männer und Frauen vollzählig und pünktlich zu erscheinen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)