Montag, 19. März 1917
Volksbelehrungsabend. Im Mittelpunkt des gestrigen Volksbelehrungsabends stand ein Lichtbildervortrag des Lehrers Schuldheiß über „Deutsches Schwert und deutsches Geld“. Der Vortragende wies darauf hin, daß der Krieg Deutschland trotz seiner ungeheuren militärischen Machtentfaltung monatlich nur 2,2 Milliarden kostet, während die monatlichen Kriegskosten Englands und Frankreichs sich zusammen auf 5,6 Milliarden Mark belaufen. Unsere Feinde haben zu ihrer schmerzlichen Enttäuschung erfahren müssen, daß Deutschland unerschöpfliche Reserven sowohl auf wirtschaftlichem und finanziellem wie auf militärischem Gebiete zur Verfügung stehen. Unser gewaltiges Nationalvermögen von 375 Milliarden Mark (gegenüber 345 Milliarden Mark in England, 245 Milliarden in Frankreich), unser jährliches Volkseinkommen von 43 Milliarden Mark sind die Quellen, aus denen wir schöpfen können. Zudem tritt auch unsere überlegene Organisationskraft in der Art der Kriegsfinanzierung deutlich zu Tage. Hier Volksanleihen, dort Bankiersanleihen! Wir haben bei allen Kriegsanleihen an dem anfangs gewählten Zinssatze von 5 Proz. festhalten können, England indes, das in Friedenszeiten seine Staatsanleihen nur mit 2½ Proz. zu verzinsen brauchte, hat ihn auf Doppelte steigern und neuerdings 6 Proz. aufwenden müssen. Der Vortragende erörterte ferner die Art der Finanzierung des Krieges durch kurzfristige Reichsschatzwechsel und Kriegsanleihe, den Hergang der Anleihegebung, den Unterschied zwischen fünfprozentigen Schuldverschreibungen und 4½ prozentigen Schatzanweisungen sowie die mancherlei technischen Schwierigkeiten, die bei der Anleihe so ungeheurer Mengen Anteilscheine zu überwinden sind. Zum Schluß wurde festgestellt, daß alle Gerüchte von Zwangsanleihen oder Beschlagnahme von Sparguthaben barer Unsinn sind. Mit vollem Vertrauen kann vielmehr jeder Deutsche auch künftig des Reiches Kriegsanleihe als beste Kapitalanlage erwerben. Vor und nach dem Vortrag spielte die Kapelle des hiesigen Ersatzbataillons unter Leitung des Herrn Kraus eine Anzahl ausgewählter Musikstücke; sie fand dabei den verdienten dankbaren Beifall.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Fußball-Wettspiel. Am gestrigen Sonntage siegte Bonner Turnverein 1 gegen Siegburger Turnverein 1 nach spannendem Kampfe im Meisterschaftsspiel mit 3:2.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Verwundetenfürsorge. Am gestrigen Abend fand in der Abteilung Nervenklinik ein Unterhaltungsabend statt, wobei Fr. Burchardt einen schönen und interessanten Lichtbildervortrag hielt. Eine Anzahl Herren der Bonner Liedertafel unter Leitung des Herrn Toni Rech erfreuten die Kranken durch mehrere heitere Gesangvorträge.
14 Hühner und ein Hahn wurden in einer der letzten Nächte in einem Stalle in Rheinbach abgeschlachtet und mitgenommen. Einen Zettel ließ man daselbst mit der höhnischen Aufschrift zurück: „Geld für zu kaufen haben wir keins. Besten Dank!“
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)