Samstag, 10. Februar 1917
Der Speisezettel der Kriegsküchen für die Woche vom 12. bis 18. Februar lautet:
Montag: Weiße Bohnensuppe mit Kartoffeln und Salzfleisch.
Dienstag: Möhren mit Kartoffeln.
Mittwoch: Gemüsesuppe mit Rindfleisch.
Donnerstag: Steckrüben mit Hämmchen.
Freitag: Hering mit Tunke und Pellkartoffeln.
Samstag: Graupen mit Pflaumen.
Sonntag: Grüne eingemachte Bohnen- mit Salzfleisch.
Beim Kauf einer Wochenkarte sind von den Lebensmittelkarten abzuliefern: die Fleischmarken in Höhe von 200 Gramm (8 Zehntel), die Fettmarke für die Woche und die Kartoffelmarke für die halbe Wochenmenge. Der Preis für eine Wochenkarte beträgt: in Klasse A und B für 1 Mittagessen 2,80 M., für ½ Mittagessen 1,40 M., in Klasse C 1 Mittagessen 3,50 M., ½ Mittagessen 1,75 M.
Städtischer Sportplatz. Die Eisbahn ist bis zum Eintritt der Dunkelheit und abends von 7 bis 10 Uhr geöffnet. Sonntag findet vor- und nachmittags Eislaufen mit Musik statt.
Die sonnigen Tage, welche den eiskalten Nächten folgen, geben unserer – überdies schulfreien – Jugend willkommene Gelegenheit, sich auf dem Eise zu tummeln. Der Sportplatz erfreut sich denn auch tagtäglich des besten Besuches. Nach Eintritt der Dunkelheit wird die tadellose Eisfläche immer neu gereinigt, um abends auch den vielen, welche tagsüber beschäftigt sind, einige Stunden der Erholung durch den Eislauf zu bieten. Die Meinung, daß das Städtische Elektrizitätswerk durch die Beleuchtung der Eisbahn belastet werde, ist nicht zutreffend. Die Beleuchtung erfolgt vielmehr durch das Elektrizitätswerk „Berggeist“ bei Brühl, das bekanntlich seinen Strom an Ort und Stelle hervorbringt und hierher leitet, ohne daß eine Beförderung von Brennstoffen in Frage kommt. Ein Widerspruch mit der Mahnung zur Sparsamkeit in der Beleuchtungsfrage besteht umso weniger, als die Gasleitung des Sportplatzes seit der Kohlenknappheit grundsätzlich unbenutzt bleibt. Es ist also durchaus zu begrüßen, daß die Möglichkeit, auch die Abende dem gesunden und kräftigenden Sport nutzbar zu machen, im weitesten Umfang geboten wird.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zum Lichtverbrauch auf dem städtischen Eisplatz. Von zuständiger Seite werden wir darauf aufmerksam gemacht, daß das elektrische Licht, das abends den Sportplatz erhellt, nicht vom hiesigen Elektrizitätswerk, sondern vom Berggeist Brühl geliefert wird. Da der Berggeist nur den Strom, nicht aber den Heizstoff liefert, wird also auch kein „Frachtraum für die Beleuchtung“ in Anspruch genommen; und da wir ferner in Deutschland keinen Kohlemangel, sondern nur Mangel an Transportmitteln haben, steht einer Benutzung des elektrischen Stroms von Brühl aus nichts im Wege, weil ja Brühl selbst das nötige Heizmaterial zu Tage fördert.
Der Bonner Wochenmarkt war gestern etwas besser beschickt als an den Vortagen. Etwa 12 bis 15 Verkäuferinnen hatten sich eingefunden. Außer Zwiebeln, Breitlauch und Sellerieknollen war auch verhältnismäßig reichlich Rosenkohl, Sprutengemüse, Krauskohl und Kohlrabien sowie etwas Wirsing vorhanden. Trotz der gegenwärtig sehr hohen Gemüsepreise fanden die Waren flotten Absatz.
Auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz waren gestern die Zufuhren wieder größer als anfangs der Woche. Im ganzen waren hier etwa 25 bis 30 Verkäuferinnen erschienen. [...] Leider wird das Gemüse usw. hauptsächlich von auswärtigen Händlern im ganzen aufgekauft, sodaß für unsere hiesigen Hausfrauen nur verschwindend wenig übrig bleibt. Der Verkauf war durchweg recht flott und der Markt schon früh wieder geräumt.
Der städtische Gemüseverkauf nachmittags auf dem Marktplatze und der städtische Fischverkauf tagsüber in der Franziskanerstraße erfreuen sich andauernd eines recht regen Zuspruchs. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ein Dank. Ueberall hörte man in dieser Woche Aeußerungen der Freude über die verhältnismäßig reichhaltige Ausgabe von Lebensmitteln, die Kartoffelknappheit und Kälte erleichtern helfen. Da an dieser Stelle zumeist Kritiken, Tadel, Vorschläge zu Wort kommen, dürfte doch auch mal einem warmen Ausdruck des Dankes für unser Lebensmittelamt hier Platz gegönnt sein. Hoffentlich zollen alle Hausfrauen dem hiermit ausgesprochenen Dank aufrichtigen Beifall, wenn sie bedenken, mit welche enormen Schwierigkeiten zu kämpfen ist und was es heißt, daß diese Waren für jeden Einwohner Bonns bereit sein müssen. In vielen Städten ist bekanntlich nicht annähernd so gut gesorgt. – Ueberhaupt das Danken! – Wohl wissen wir, daß der strenge Winter die harte Zeit sehr erschwert. Aber Tausende haben doch noch unendlich viel zu danken, wenn die Not der Zeit sie weniger berührt als Andere – wir Alle aber haben zu danken für das Größte, daß der Feind nicht im Lande und wir wohl behütet und geschirmt wohnen können. Sagen wir uns das immer wieder – es wird dann weniger geklagt und kritisiert – und dankbarer Sinn öffnet Herzen und Hände. Eine alte Hausfrau.
Kohlenverkaufsstelle im Norden. Die Armenverwaltung hat die schöne Einrichtung getroffen, daß sie Bedürftigen Brikett-Karten gibt. Nun ist aber im Norden unserer Stadt keine Verkaufsstelle, und von Rheindorf und vom Norden müssen die Leute bis in die Stadt, um Kohlen zu holen. Da die Zeit vieler Frauen sehr beschränkt ist, wäre es doch dringend zu wünschen, im Norden auch eine städtische Verkaufsstelle einzurichten, zumal sich ja in der Nordstraße eine Kohlenhandlung befindet. Vielleicht bedenkt die Stadt, wie kostbar die Zeit jetzt für arbeitende Frauen ist und errichtet in der Nordstraße eine städt. Verkaufsstelle für Briketts. Einige Kriegerfrauen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Straßenreinigung. In viele Fällen kommen die zur Straßenreinigung Verpflichteten ihrer Streupflicht gar nicht oder in ganz unzureichender Weise nach. Durch diese Unterlassung wird auch den Kindern das verbotene Anlegen von Eis- und Schlittenbahnen ermöglicht. Es entstehen daher nicht nur große Mißstände im Verkehr, sondern es werden auch die Fußgänger gefährdet. Der Oberbürgermeister weist daher erneut auf die genaue Beachtung der Bestimmungen hin, wonach die zur Straßenreinigung Verpflichteten gehalten sind, eine durch Frost oder Schneefall herbeigeführte Ungangbarkeit oder Glätte der Bürgersteige durch Bestreuen mit Asche, Sand oder dergleichen oder mittelst Abschaufeln des Schnees alsbald oder falls der Frost oder Schneefall während der Dunkelheit eingetreten ist, sobald es hell wird, zu beseitigen.
Spielerlaubnis. Nach einer nochmaligen Prüfung ist den Kinos und den beiden Varietes Erlaubnis erteilt, heute den 10. und morgen den 11. Februar bis abends 10 Uhr zu spielen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)