Dienstag, 6. Februar 1917
Handels- und Gewerbeverein. [...] Zu der vorgesehenen Aussprache über Abhilfe de Kleingeldmangels wurde ein Schreiben des Oberbürgermeisters vorgelesen, worin den Gewerbetreibenden der bargeldlose Zahlungsverkehr dringend empfohlen wird. [...] Handelskammersyndikus Dr. Uhlitzsch führte den Kleingeldmangel auf die Abwanderung in die besetzten Gebiete, das notwendige Zurückhalten größerer Barmittel in den Haushaltungen, aber auch auf das Hamstern von Geld, namentlich von Silbergeld, zurück. Zur Abhilfe des Kleingeldmangels könnten die Gemeinden Geld prägen lassen, die großen gewerblichen und Handelsunternehmungen Gutscheine ausgeben. In einer Aussprache der Handelskammer mit Vertretern der beteiligten Kreise sei angeregt worden, die Stadt Bonn, der Landkreis Bonn und der Siegkreis möchten Metallgeld ausgeben. Ein Ausschuß solle die Sache weiter bearbeiten. [...] U. a. wurde empfohlen, auf der Straßenbahn Zehnerkarten zu lösen. Es wurde beschlossen, in einer Eingabe an die Stadtverwaltung um die Ausgabe von Ersatzmünzen für 50- und 5-Pfennig-Stücke zu bitten.
Es wurde dann noch die Einschränkung der Schaufensterbeleuchtung dringend empfohlen und angeregt, daß auch die Lebensmittelgeschäfte um 7 Uhr schließen sollten. Auf Klagen über Zeit- und Arbeitsverlust der Lehrlinge durch den Besuch der Fortbildungsschule wurde erwidert, daß die Schule gerechtfertigte Urlaubsgesuche in weitestgehendem Maße berücksichtige und daß bisher im ganzen deutschen Reiche noch keine einzige Fortbildungsschule vollständig geschlossen habe.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das Städtische Viktoriabad bleibt, wie wir hören, von heute ab bis auf weiteres geschlossen. Eine amtliche Ankündigung liegt hierüber noch nicht vor, jedoch erfahren wir zuverlässig, daß die zuständigen Ausschüsse gestern nach eingehender Beratung sich dahin schlüssig gemacht haben, daß der Betrieb des Viktoria-Bades völlig eingestellt werden soll. In Köln ist das Hohenstauffen-Bad zwar gleichfalls geschlossen worden, aber man hat dort immer noch Gelegenheit, in der Badeanstalt in der Fleischmengergasse Bäder zu nehmen.
Da wir in Bonn als Lazarettstadt auf die Körperpflege besonderen Wert legen müssen, so wird der Entschluß, unser Viktoria-Bad zu schließen, vielerseits mit lebhaftem Bedauern aufgenommen werden. Das Viktoria-Bad ist während des Krieges namentlich für die aus dem Felde heimkehrenden Urlauber, sowie für viele in den Lazaretten befindlichen genesenden Offiziere und Mannschaften von reichem Segen gewesen, ebenso haben die Bürger, namentlich in der Frostzeit, wo die häuslichen Badegelegenheiten eingefroren sind, […] im Viktoria-Bad eine willkommene Badegelegenheit gefunden.
Der Verkehr im Viktoria-Bad hatte sich in der Kriegszeit ungefähr so gestaltet, wie er im Eröffnungsjahr des Viktoria-Bades vor 11 Jahren beobachtet wurde. Hoffen wir, daß der Kohlenmangel, der wohl als Hauptgrund für die derzeitige Schließung des Viktoria-Bades gelten darf, bald behoben ist, sodaß die für viele unentbehrliche bürgerliche Reinigungsanstalt für sie und nicht zuletzt auch für die Freunde des Schwimmsportes bald wieder ihren Betrieb eröffnen kann.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der weibliche Konzertmeister in Bonn. Der weibliche Konzertmeister ist auch eine Begleiterscheinung des Krieges, der so viele männliche „Vorgeiger“ zu den Fahnen gerufen hat, wenn auch in Friedenszeiten in unseren ersten Orchestern immer schon Damen an hervorragender Stelle tapfer und verdienstlich mitgegeigt oder die Harfe gezupft haben. Die ausgezeichnete Kölner Virtuosin Terese Sarata wirkt in den vom städtischen Kapellmeister Sauer in Bonn geleiteten Sinfoniekonzerten als erste Konzertmeisterin. Wozu sie sich mit ihrem eminenten Können, großen Ton und starken rhythmischen Nerv auch zweifellos ganz besonders eigne. Da auch im Kölner städtischen Orchester ein Konzertmeister fehlt, sollte Köln dem Beispiel Bonns folgen, das heißt Frl. Sarata neben Herrn Walder und zu dessen Vertretung beschäftigen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)