Montag, 19. Februar 1917

     

Handwerksfürsorge. Als unausbleibliche Folge des Krieges sind im selbständigen Handwerk vereinzelt Maschinen überflüssig geworden: der Betrieb mußte stillgelegt werden, weil der Inhaber vor dem Feinde gefallen ist oder weil erlittene Beschädigungen den Meister zwingen, den bisherigen Beruf aufzugeben. Die Gelegenheit, gebrauchte Maschinen und Arbeitsbehelfe abzusetzen ist zurzeit nicht günstig, und es sind zahlreiche Fälle bekannt geworden, in denen namentlich Kriegerfrauen, nur um bald die Maschinen abzusetzen, sich mit Preisen begnügen mußten, die in keinem Verhältnis zu den Anschaffungskosten standen. Abhilfe könnte hier geschaffen werden, wenn eine Stelle die Aufgabe übernähme, Angebot und Nachfrage miteinander in Verbindung zu bringen und einen Ausgleich herbeizuführen. In dankenswerter Weise hat sich zu diesem Zweck die Rheinische Genossenschaft zur wirtschaftlichen Förderung von Handwerk und Gewerbe in Cöln (Ubierring 15), die bekanntlich u. a. die Vermittlung von Maschinen und Arbeitsbehelfen an das Handwerk auf gemeinnütziger Ebene betreibt, zur Verfügung gestellt und zwar unter Verzicht auf jegliche Vermittlungsentschädigung. Die Genossenschaft führt ein Verzeichnis der überflüssig gewordenen Gegenstände, das Beteiligten jederzeit zugänglich ist. Bei genügender Beachtung der Einrichtung durch das Handwerk kann durch diese Tätigkeit der Genossenschaft den betroffenen Handwerkerfrauen eine bedrückende Sorge abgenommen werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Theater und Kino. Das Palast-Theater bringt heute zum letzten Mal die Operette „Die Schützenliesel“. Die Lichtspiele im Stern lassen am heutigen letzten Vorstellungstag noch einmal den Detektiv-Film „Die Senatorwahl“ abrollen, in dem der bekannte Künstler Ernst Reicher als Detektiv Stuart Webbs wieder eine seiner kriminalistischen Aufgaben mit erprobtem Geschick zu lösen weiß.

Die Durchfuhr von Marmeladen und anderen Fruchtkonserven über die Grenzen des Deutschen Reiches ist verboten. Ausnahmen könne von der Behörde gestattet werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Die Firma Leonard Tietz A.-G. hat der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Krieg Gefallenen 1.000.000 Mark überwiesen. Diese Summe ist verteilt worden auf Köln und die Städte, in denen die Firma Niederlassungen besitzt.

Vorsicht für Geschäftsleute. Donnerstag abend kaufte in einem hiesigen Geschäft ein etwa 30jähr. Mann eine Kleinigkeit und bezahlte mit einem 50-Mark-Schein. Er nahm dann das Wechselgeld an sich und außerdem auch den 50-Mark-Schein und verschwand damit, ehe das fehlen des 50-Mark-Scheins bemerkt wurde. Der Vorfall möge allen Geschäftsleuten zur Mahnung dienen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)