Sonntag, 18. Februar 1917
Die Schulen, Theater, Museen und Säle müssen auch nach dem 19. Februar noch geschlossen bleiben. Der Gouverneur der Festung Köln hat angeordnet, daß seine Verfügung vom 6. Februar bis auf weiteres in Kraft bleibt. Die Polizeistunde für Wirtschaften bleibt also 10 Uhr, die Theater, Lichtspielhäuser, Konzert- und Versammlungssäle, Museen und sämtliche Schulen müssen geschlossen bleiben. Eine Ausnahme ist für die Universität und die landwirtschaftliche Akademie zugelassen. Sie nehmen ihren Betrieb am 20. Februar wieder auf. Ferner ist den hiesigen Kinos sowie dem Varieté und dem Operettentheater wieder gestattet worden, am gestrigen Samstag, heutigen Sonntag und zum Teil auch am morgigen Montag bis 10 Uhr abends zu spielen.
Die „Sommerzeit“ beginnt in diesem Jahre, wie der Bundesrat bestimmt hat, am 16. April und endet in der Nacht zum 17. September.
Abschuß von Brieftauben. Abgesehen von dem hohen sachlichen Wert haben die Militär-Brieftauben in diesem Krieg erhöhte Bedeutung gewonnen. Jeder Ausfall durch Abschießen schädigt die Bestände an alten erfahrenen und geübten Tauben aufs schwerste. Militär-Brieftauben haben bereits Hervorragendes geleistet. Menschenleben, die in Seenot oder aus anderen Ursache gefährdet waren, wurden durch rechtzeitig von Militär-Brieftauben überbrachte Nachrichten gerettet. Die Militär-Brieftauben sind durch Reichsgesetz vom 28. Mai 1894 besonders geschützt. Durch Kaiserliche Verordnung vom 23. September 1914 ist das Töten und Einfangen von Tauben aller Art verboten. Wer Tauben bewußt oder unbewusst abschießt, macht sich strafbar. Alle Flurhüter, Gendarmen, Jagdpächter und sonstige Sicherheitsbeamte sollten schon der guten Sache wegen darauf achten, daß feldernde und auf Reisen befindliche Militär-Brieftauben nicht in frevelhafte Weise abgeschossen werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Einen umfangreichen Lebensmittelschmuggel ist unsere Kriminalpolizei auf die Spur gekommen. An zwei verschiedenen Stellen beschlagnahmte sie etwa 30 Zentner Speck, Schinken, Butter, Hülsenfrüchte und Seife. Die Täter, die der Polizei bekannt sind, hatten die beschlagnahmten Waren unerlaubterweise aus Belgien auf der Staatsbahn über die Grenze geschafft. Nach den bisherigen Feststellungen zu schließen, haben die Schmuggler das einträgliche Geschäft schon lange betrieben. Von ihrem „Verdienst“ hatten sie bedeutende Ersparnisse gemacht und größere Summen auf hiesigen Banken hinterlegt. Einer der Beteiligten hat gestern Selbstmord begangen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Restaurant Gangolf. Auch diese Woche finden in den vornehmen Räumen dieses Hauses täglich nachmittags von ½4 ab Konzerte erstklassiger Künstler statt, deren Programm sowohl in der klassischen sowie auch modernen Literatur Perlen aufzuweisen hat.
Das Ergebnis der Obstkernsammlung. Die im vorigen Jahre eingeleitete Obstkernsammlung hat trotz mancher Unvollkommenheiten Ergebnisse gezeitigt, die der Beachtung wert erscheinen. Daß sie unserem Oelmangel in entscheidender Weise abhelfen würde, hat von vornherein wohl niemand angenommen. Doch auch geringere Mengen, die unsere knappen Oelvorräte aufbesserten, müssen als hochwillkommen angegeben werden. Der Ertrag der Sonnenblumenkerne war sehr mäßig. Auf 77 Tonnen Aussaat kamen 100 Tonne Ernte zurück, sodaß es fraglich erscheinen kann, ob die Mühe der Aussaat sich lohnte. Auch das Ergebnis der Bucheckernsammlung war dürftig: der Grund lag wohl darin, daß die Einzelstaaten, die die größten Buchenwälder haben, die Erträge an sich heranzogen, und weiter darin, daß viele Sammler ihre Vorräte selbst behielten und zu Oel verarbeiteten. Dagegen hatte die Obstkernsammlung sehr gute Erfolge. Sie ergab 120.000 Tonnen Obstkerne, die 400.000-500.000 Kilogramm Oel lieferten. Der Verbleib dieses Oeles, nach dem auch einige Fragen laut geworden sind, erklärt sich durch den starken Verbrauch der Margarinefabriken, an die monatlich 4000 Tonnen abgegeben werden. Die Oelmengen, die wegen ihres hohen Preises Aufsehen erregten, stammten aus der türkischen Haselnußernte. Und sind wohl unterdessen automatisch aus dem Verkehr verschwunden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)