Mittwoch, 14. Februar 1917

     

Die Beratungsstelle für zeitgemäße Kleidung, welche sich zur Aufgabe setzte, in dieser schweren Zeit allen Frauen mit Rat und Tat zu dienen, begann ihre rege Tätigkeit am Münsterplatz und setzte sie in den unteren Räumen der Universität fort. Sie ist nunmehr vorläufig geschlossen worden, da die Räume benötigt wurden und außerdem eine städtische Annahme – und Ausgabestelle für getragene Kleidung an der Stockenstraße eingerichtet worden ist. Die Beratungsstelle erfreute sich eines regen Zuspruchs und sieht mit Genugtuung auf ihre Tätigkeit zurück. Den Damen, die in eifriger, liebenswürdiger Hilfeleistung das vaterländische Unternehmen unterstützten, sei an dieser Stelle warmer Dank gesagt.

Städtischer Sportplatz. Die Eisbahn ist heute bis zum Eintritt der Dunkelheit und abends von 7 bis 10 Uhr geöffnet. Nachmittags von 3 Uhr ab Musik.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. Februar 1917Anzeigepflicht für Fleisch, Fleischwaren und Räucherwaren, die von auswärts bezogen werden. Der Oberbürgermeister macht in der heutigen Nummer unseres Blattes bekannt, daß alle Personen, die im Stadtkreis Bonn wohnen, verpflichtet sind, von auswärts bezogenes Fleisch, Fleischwaren, Räucherwaren von Fleisch, Würste, Speck, Butter, Margarine usw. zum 1. jeden Monats, erstmalig am 1. März d. J. der Preisprüfstelle für den Stadtbezirk Bonn anzugeben. Die früheren diesbezüglichen Verordnungen werden aufgehoben.

30 Gramm Butter werden in dieser Woche an jede bezugsberechtigte Person abgegeben.

Ein Aufruf an die Landwirte. Der Chef des Kriegsamtes, Generalleutnant Groener, hat unter dem 4. Februar 1917 verfügt, daß in sämtlichen Landgemeinden folgender Aufruf angeschlagen werden soll:
   An die Männer und Frauen auf dem Lande!
   Landarbeit ist vaterländischer Hilfsdienst. Unsere Brüder an der Front draußen und in den Fabriken daheim verlassen sich auf Euch! Seid stolz darauf! Wer um wenige Groschen Mehrverdienst vom Pfluge weg zur Stadt eilt, begeht Fahnenflucht! Haltet solche Weichlinge mit Vorbild und Wort zurück!
   Mit deutschem Gruß
   Groener, Generalleutnant, Chef des Kriegsamtes.

Umfangreiche Wasserleitungsschäden hat der ungewöhnlich starke und anhaltende Frost zur Folge gehabt. In den letzten Tagen war eine große Anzahl Rohrbrüche zu verzeichnen und täglich laufen noch Meldungen bei dem städtischen Wasserwerk über Störungen in der Wasserversorgung durch den Frost ein. In der Altstadt, auf dem Kaiserplatz, im Hofgarten, auf der Römerstraße und in den Vororten sind zahlreiche Arbeiter damit beschäftigt, die durch den Frost gesprengten Wasserleitungsrohre auszuwechseln. Am schwersten wurden am Sonntagnachmittag die Anwohner der Häuser Kaiserplatz Nr. 15 und 17 durch Wasserrohrbruch in Mitleidenschaft gezogen. Das Wasser drang in starken Strömen von der Straße aus in die Häuser ein und setzte in kurzer Zeit die Keller, die zu ebener Erde liegenden Zimmer, sowie die Hintergärten unter Wasser. Die Feuerwehr mußte über sieben Stunden angestrengt arbeiten, um des Wassers Herr zu werden. Nach Hunderten zählen die Haushaltungen, die durch Einfrieren der Leitungsrohre in der Wasserversorgung stark behindert sind. In der Doetschstraße sind fast sämtliche Hausleitungen zugefroren. Man sieht sich in die Kriegsjahre 1870/71 zurückversetzt, wo es noch keine Wasserleitungen gab, wenn man die vielen Frauen und Mädchen mit gefüllten Wassereimern und Kannen durch die Straße eilen sieht. Das Wasserwerk hat am Montagmorgen einen Sprengwagen ausgeschickt, um der Wassernot in etwa zu steuern, aber schon am Nachmittag mußte diese Art der Versorgung wegen Mangels an Pferdematerial wieder eingestellt werden. Da auch die vorhandenen Arbeitskräfte der Stadt bei weitem nicht ausreichen, um all die Wasserleitungsschäden bald zu beheben, so werden diejenigen Haushaltungen, die jetzt durch Rohrbrüche und Einfrieren der Leitungen in Mitleidenschaft gezogen sind, sich noch einige Zeit in das Unvermeidliche fügen und ihren Wasserbedarf bei der Nachbarschaft decken müssen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Sicherung der Wasserleitungen. Wenn demnächst Tauwetter eintritt, steigt die Gefahr der Frostschäden bei den eingefrorenen Wasserleitungen. Als Hauptregel zum Schutz merke man: Wo eine Wasserleitung eingefroren ist, stelle man das Hauptventil ab und halte das Rohr vor demselben genügend gegen Frost geschützt. Das Hauptventil ist auch noch mehrere Tage nach Eintritt des Tauwetters geschlossen zu halten. Das Hauptventil im Keller sollte nur morgens und abends je eine halbe Stunde unter persönlicher Aufsicht eines Verantwortlichen geöffnet werden, damit die Hausbewohner sich aus dem neben dem Keller befindlichen Entleerungshahn Wasser entnehmen können. Das Platzen der Rohre erfolgt bekanntlich vor allem deshalb, weil bei Witterungsveränderungen auch das Eis und Wasser sein Volumen in der Nähe des Gefrierpunktes ändert und dadurch die Bleileitungen auseinander treibt. Die entstehenden Rohrbrüche können erst in Wochen ausgebessert werden, denn es fehlt an gelernten Installateuren, auch an Material aller Art, Ersatzbleirohren, Lötzinn, Benzin oder Spiritus für die Auftauapparate, an Koks zum Austrocknen der Wände.

Vom Lande schreibt man uns: Die starke Kälte der letzten Wochen hat auf den Feldern keinen Schaden angerichtet, da die Saaten mit einer schützenden Schneedecke überzogen waren. Viel mehr fürchteten die Landleute in den letzten Tagen, in denen es tagsüber taut und nachts friert, um ihre Saat-, besonders ihre Weizenfelder. Wenn die Sonne am Tage die obere Erdschicht erwärmt, wird diese kaum merklich hochgehoben und bei eintretendem Frost zusammengezogen. Nun steht bei den jungen Saaten der Wurzelstock so tief im Boden, daß er von dieser Bewegung im Erdboden nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, während das kleine Hälmchen mit hochgehoben wird. Dadurch findet eine Zerreißung des zarten Zellgewebes statt und kann dies, wenn dies häufiger sich wiederholt, eine vollständige Zugrunderichtung der jungen Weizensaat zur Folge haben. Der Landmann wünscht deshalb nicht sehnlicher, als einen durch keine Nachtfröste aufgehaltenen Witterungsumschlag.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)