Montag, 29. Januar 1917
Kaisersgeburtstagsfeiern. [...]
Die Kaisersgeburtstagsfeier des Kreis-Krieger-Verbandes Bonn-Stadt Samstag abend im Bonner Bürgerverein war von den nicht mehr wehrpflichtigen Mitgliedern der Vereine und ihren Angehörigen, Offizieren, Vertretern der Behörden sowie der übrigen Bürgerschaft sehr zahlreich besucht. [...] Der Verbandsvorsitzende, Herr Janssen, forderte in seiner Begrüßungsansprache zum „Durchhalten bis zum letzten Hauch“ auf. Generalleutnant Exzellenz von Boetticher brachte mit kernigen und packenden Worten das Kaiserhoch aus. Geheimrat Schreuer hielt die Festrede. Er streifte die 2000jährige Geschichte unseres Volkes und kam dann auf den von unseren Feinden so sehr gehaßten sog. deutschen Militarismus zu sprechen. Wir haben in Wirklichkeit keinen Militarismus, denn unser Heer dient nicht ehrgeizigen und habsüchtigen Plänen, wie beispiesweise Englands Heer und Flotte. Unser Heer ist vielmehr das um sein Dasein und seine Ehre ringende deutsche Volk selbst, das ehrlos nicht zu leben vermag, aber „jedem das Seine“ gönnt. Unser selbstbewußtes und eigenartiges Volk hat in seinem erblichen König- und Kaisertum die beste und gleichfalls eigenartige Führung. Unser ganzes Volk gelobt dem Kaiser, seinem angestammten Führer, heute, wo es unter seiner Führung dem Schwersten mutig entgegensteht, Treue um Treue. Oberbürgermeister Spiritus betonte, daß die gemeinsame Not die Unterschiede der Stände und Bekenntnisse vollkommen beseitigt habe. Ob hoch oder niedrig, Soldat oder Bürger, wir haben nur einen Glauben, ein Papier, eine Hoffnung: den Sieg. Wir kämpfen einen schweren Kampf; ein Feigling, der nicht mitkämpft, und ein Schuft, der immer noch denken kann: mich geht es nichts an. Es schadet nichts, wenn man – auch auf die Verwaltung – einmal ordentlich schimpft, das schafft dem Herzen Luft, aber den Mut und die Zuversicht soll keiner sinken lassen. Wir haben das Vertrauen: Deutschland wird erstehen zu neuer Größe, neuer Güte und neuer Schönheit. Und wenn dereinst unsere Krieger zurückkehren, dann wollen wir ihnen sagen können: auch wir haben unsere Pflicht getan. Oberbürgermeister Spiritus schloß mit einem Hoch auf die Heimat. [...]
Der Bonner Wehrbund versammelte gestern abend seine Mitglieder, ihre Angehörigen und eine Anzahl Ehrengäste zu einer Kaisergeburtstagsfeier in der Aula des königlichen Gymnasiums. [...] Geheimrat Brinkmann verlas dann, der Verfügung des Kriegsministeriums gemäß, die kaiserliche Kabinettsorder vom 6. Januar über die militärische Vorbereitung der Jugend. Er bemerkte dazu, den Bonner Wehrbund dürfe die kaiserliche Anerkennung mit ganz besonderer Genugtuung erfüllen, habe doch Bonn bei den Wettkämpfen im Wehrturnen im vorigen Herbst allein vier Preise errungen, während andere Orte nicht mehr wie einen Preis erhalten hätten. Die kaiserliche Anerkennung sollte eine Mahnung sein für den Bonner Wehrbund, mit dem gleichen Eifer weiter zu arbeiten und für die Eltern, ihre Söhne an den Uebungen des Wehrbundes teilnehmen zu lassen. Nachdem Professor Schmidt den Mitwirkenden gedankt hatte, schloß die Feier mit dem gemeinsamen Gesang von „Deutschland über alles“.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Beuel, 29. Jan. Die gestrige Kaisersgeburtstagsfeier im Kath. Vereinshause wurde durch das Altniederländische Dankgebet des katholischen Kirchenchors stimmungsvoll eingeleitet, Herr Bürgermeister Breuer erinnerte in seiner Festrede die zahlreich erschienenen Damen und Herren an die gewaltigen Ereignisse, die sich während des Krieges aneinander gereiht und die durch die Tapferkeit des Heeres zu unseren Gunsten gestaltet worden seien. Wie aber die Schicksalsstunde des Vaterlandes von unseren Geldgrauen gewaltige Opfer fordere, so seien auch die Daheimgebliebenen zu jedem Opfer bereit, um uns den endlichen Sieg zu sichern. Wie ganz Deutschland in diesen Tagen machtvoll zusammengetreten, um dem Kaiser das Gelöbnis der Treue zu erneuern, so soll auch die heutige Kundgebung ein Gelöbnis der Treue zu Kaiser und Reich sein, das mithelfen möge, durchzuhalten bis zum letzten Atemzuge. Mit Begeisterung feierte der Redner unseren Kaiser und brachte ein dreifaches Hoch aus, in das die Versammlung jubelnd einstimmte. Herr Pastor Claren gedachte des Kaisers, der sich so gerne Friedenskaiser nennen hörte, nun zum Heldenkaiser geworden sei, aber doch der Friedensfürst werden würde. Durch die Zurückweisung der Friedenshand hätten unsere Feinde nur erreicht, daß sich das ganze Volk um so fester um den Kaiser schare, daß sich das ganze Volk um so fester um den Kaiser schare, der uns den Sieg und auch den Frieden bringen werde. Ein Hindenburglied des Knabenchors gab den kräftigen Worten des Redners beredten Ausdruck. Die echt patriotische Feier schloß mit dem gemeinsamen Gesang des Liedes „Deutschland über alles“.
Godesberg, 29. Jan. Zum Kaisersgeburtstag hatte unser Ort einen reichen Flaggenschmuck angelegt. Die Volksschulen gedachten in Klassenfeiern am Vormittag des hohen Festtages. In den Gotteshäusern aller Bekenntnisse fanden morgens Festgottesdienste statt. Von 12 Uhr mittags ab erklang von allen Kirchen ein feierliches Festgeläute. Die katholische höhere Lehranstalt Collegium Hubertinum beging ihre Kaisersgeburtstagsfeier bereits am Vortage im Festsaale ihres Schulgebäudes mit eindrucksvollen vaterländischen Gesängen und Deklamationen. Herr Kaplan Kreutzwald hielt hierbe die Kaiserrede. Auch das Pädagogium feierte am Freitag in der vollbesetzten Aula den Kaisertag. [...] Am Festtage selbst hielt Herr Oberlehrer Endemann vormittags auf dem Schulhofe des Pädagogiums mit der Jugendwehr eine vorzüglich verlaufene Kaiserparade ab, an deren Schluß Herr Direktor Prof. Kühne des Kaisers gedachte. Für die Kriegsverwundeten in den sämtlichen hiesigen Reservelazaretten fand am Samstag nachmittag eine gemeinsame Feier im evangelischen Gemeindehause statt. Hierbei brachte der Chefarzt, Herr Geheimrat Dr. Brockhaus das Kaiserhoch aus. Den Schlußakt aller hiesigen Festveranstaltungen bildete eine am Sonntag in der Tonhalle abgehaltene allgemeine Bürgerfeier, bei der die Jungmannen Godesbergs unter Leitung des Herrn Fortbildungsschulleiters Forsbach prächtige lebende Bilder stellten und ein militärisches Lustspiel aufführten, die Jugendwehrkapelle des Pädagogiums Militärmärsche spielte und der Männergesangverein Cäcilia einige Vaterlandslieder vortrug. Die zündende Kaiserrede des Herrn Bürgermeisters Zander forderte für die heutige Huldigung ein Wachsen und Erstarken an unbeugsamer Energie in allen Lebensfällen und die markige Ansprache des Hauptmanns der Jugendwehr, Herrn Oberlehrer Endemann, gipfelte in dem Kaiserwort „Werdet zu Stahl!“ Herr Kaplan Schopen führte in begeisternder Ansprache über „Krieg oder Friede“ aus, daß diese Weltfrage nicht eher gelöst werden könne, bis die Entscheidung darüber eingetreten sei, ob der englischen Tyrannengedanke oder deutsche soziale Idee das Schicksal Europas künftighin und auf die Dauer lenke.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Endgültige Anstellung verwitweter Lehrerinnen im Schuldienste. Ein für verwitwete Lehrerinnen wichtiger Erlaß bestimmt, daß gegen die endgültige Anstellung verwitweter Lehrerinnen Bedenken nicht zu erheben sind, sofern die Witwen kinderlos sind. Sind Kinder vorhanden, so ist jedesmal durch die Königliche Regierung sorgfältig zu prüfen, ob die Witwe durch diese Kinder in der Erfüllung ihrer Pflichten als Lehrerin behindert wird. Ist dies nicht der Fall, und liegen sonstige Bedenken nicht vor, so kann die endgültige Anstellung erfolgen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)