Freitag, 19. Januar 1917
Der Dank der Truppen für die Weihnachtsgaben. Wie der kommandierende General des 8. Armeekorps, hat auch der kommandierende General des 8. Reserve-Armeekorps der Stadt Bonn für die seinen Truppen gesandten Weihnachtsliebesgaben gedankt. Er schreibt: „Die Stadt Bonn hat den Mannschaften des Generalkommandos und den mir unterstellten Truppen zum Weihnachtsfest im überreichen Maße schöne Liebesgaben übersandt und damit den Mannschaften eine große Freude und Ueberrraschung bereitet. Getragen von der Liebe der Heimat und voller Dank gegen die Heimatprovinz und im besonderen gegen die Stadt Bonn, haben wir hier draußen an der Westfront ein schönes drittes Kriegsweihnachten gefeiert. Ich spreche der Stadt Bonn im Namen der Unteroffiziere und Mannschaften des 8. Reserve-Armeekorps und der Korpstruppen meinen herzlichsten Dank aus mit der Bitte, meinen Dank den Bürgern der Stadt gütigst übermitteln zu wollen.“
Eine Wanderausstellung für weibliche Berufskleider wird (so wird uns geschrieben) vom Verband für deutsche Frauenkleidung und Körperkultur geplant. In dieser Zeit, in der die Frauen in so viele männliche Gewerbe tätig eingreifen, soll ihnen die Ausstellung praktische Anregung geben, wie sich eine sachgemäße, schöne, gediegene Kleidung herstellen läßt. Gedacht ist an Kleider für Aerztinnen, Pflegerinnen, Apothekerinnen, Chemikerinnen, Post- und Bureaubeamtinnen, Schaffnerinnen, Land- und Gartenarbeiterinnen, Tapeziererinnen, Munitions- und Fabrikarbeiterinnen, an Turn- und Wanderkleider. Die möglichste Mannigfaltigkeit und Erschöpfung aller weiblicher Berufe wäre erwünscht. Jedermann wird daher aufgefordert, sich mit praktisch bewährten Musterkleidern an der Ausstellung zu beteiligen, die schon im Februar ihre Wanderung durch Deutschland antreten soll. Nähere Auskunft gibt die Vorsitzende der Ortgruppe Bonn Bonn-Süd, Germanenstraße 33.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Städt. Lebensmittelverkauf. In der kommenden Woche werden in den bekannten Verkaufsstellen Hausmachersuppe, kochfertige Mehlsuppe (Schleimsuppe), Teigwaren, Zwetschgenmarmelade und Margarine (oder Rüböl) abgegeben. Die Verkaufsstellen für Rüböl sind im Anzeigenteil unseres heutigen Blattes bekanntgegeben.
Auf dem Wochenmarkt hatten sich gestern im ganzen sechs Verkäuferinnen eingefunden, also schon erheblich mehr als am Vortage, wo bekanntlich nur eine einzige Verkäuferin erschienen war. Aller Voraussicht nach wird sich ihre Zahl am heutigen Hauptmarkttage noch wesentlich erhöhen, da bereits um sechs Uhr heute früh die gestrige Rekordziffer um zwei Verkäuferinnen überschritten wurde.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
An die „Nudelfreundin“. 1. Ein Mensch kann niemals seine Erziehung verleugnen, sie wird sich in allen seinen Handlungen offenbaren. Auch eine Kriegsküche kann’s solchen nicht recht machen. 2. Der sogenannte „Matsch“, gemeint „Nudelbrei“, war übrigens gut und ist von meiner siebenköpfigen Familie zwischen den Suppen als angenehme Abwechselung empfunden und gewürdigt worden, jedenfalls den kochfertigen Suppen entschieden vorzuziehen. Ein Familienvater, der 15 Monate im Felde war.
(Anm. Red. Da wir beide Einsender kennen, möchten wir feststellen, daß die Erziehung der „Nudelfreundin“ zu dem Geschmack obigen Familienvaters in keinerlei Beziehung steht.)
Nudeln mit Kompott. Der Schreiber dieser Zeilen hat das Gericht „Nudeln mit Kompott“ aus der Kriegsküche der Universität holen lassen und im Kreise der Familie mit dem größten Appetit verzehrt. Das Gericht war ganz ausgezeichnet, und gerne wäre man damit einverstanden, daß es zweimal statt nur einmal in der Woche gegeben würde. – Wer wird denn heute so undankbar sein, und über ein Gericht schimpfen, das ebenso nahrhaft wie schmackhaft zubereitet ist. Der Kriegsküche gebührt in diesem Falle volles und uneingeschränktes Lob. – Dahingegen muß es entschieden in Abrede gestellt werden, eine weitere dünne „Suppe“ nach dem offensichtlich auf Abwege geratenen Geschmack der Einsenderin aus der Donnerstags-Nummer des General-Anzeigers in den Wochenplan der Kriegsküche „einzuschieben“. Der dünnen Suppen haben wir leider Gottes viel zu viel; der Magen will auch einmal was „Dickes“ haben, und das soll und muß sich die Einsenderin merken; wenn sie dünne Suppen haben will, dann mag sie sich selber welche kochen, aber mit ihren fragwürdigen Wünschen die Allgemeinheit und die Kriegsküchen in Zukunft verschonen. J. L.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Der Flottenverein Jungdeutschland veranstaltet am Samstag. Den 20. ds. Mts., abends 5 ¼ Uhr im großen Saal der Lese- und Erholungsgesellschaft einen Unterhaltungsnachmittag und Musik- und Gedichtvorträge, Fahnenreigen, sowie zwei kleine Lustspiele unter Mitwirkung des lit. Vereins und der Musikgruppe des städt. Gymnasiums.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)