Montag, 15. Januar 1917

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Januar 19173. Konzert von H. Sauer. Herr Kapellmeister H. Sauer dirigierte am dritten Abend seiner ungemein dankenswerten Symphoniekonzerte Bruchstücke aus Richard Wagnerschen Opern. Es hat nie an Stimmen gefehlt, die sich gegen eine Verpflanzung von Opernteilen in den Konzertsaal, auch wenn dieser zufällig ein Theaterraum ist, gewehrt haben. Auch Wagner selbst hat von diesem Notbehelf nur selten und aus besonderen Gründen Gebrauch gemacht. In der konzertmäßigen Darbietung von Opernteilen müssen eben wesentlich Bestandteile der Oper fallen. Als einen Notbehelf kann man solche Aufführungen gelten lassen. Mancher Bonner Musikfreund wird die in diesen Zeiten gerade nicht bequemen Fahrten in die Kölner Oper scheuen. Unter diesen Gesichtspunkten wird sich auch Herr Sauer zu dieser Programmwahl verstanden und den Dank zahlreicher Wagnerfreunde erworben haben. [...] Das Haus war vollständig bis an die Bühne besetzt. Der nächste Abend verspricht eine Brucknersymphonie. Ein Brucknersches Werk zu hören, dazu ist in Bonn nicht oft Gelegenheit. Sch.

Frostwetter hat sich Sonntag abend eingestellt. Die Straßen, auf denen Sonntag noch die schlammigen Ueberreste des letzten Schneefalles der vorherigen Nacht gelegen hatten, waren heute morgen vollständig trocken, die Schnee- und Wasserreste waren zu Eis gefroren.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Umfangreiche Diebstähle verübte ein aus Köln gebürtiger Soldat, der in Bonn als Krankenwärter in der hiesigen Klinik tätig war. Er entwendete verschiedenen Patienten der Klinik Kleidungsstücke und andere Gegenstände im Werte von ungefähr 400 Mark. Darunter befanden sich eine Uhr sowie verschiedene Anzüge, Schuhe usw. die einem Eisenbahnbeamten gehörten. Weiter beging er umfangreiche Diebstähle bei verschiedenen hiesigen Wirten. Er ging hier in einer ganz raffinierten Weise vor, indem er sich einlogierte und wenn die Luft rein war, alles stahl, was eben nicht niet- und nagelfest war. Einem Wirt entwendete er für etwa 300 Mark Kleidungsstücke, darunter Anzüge, Damenkleider, Wäsche und Schuhe. Ein anderer Wirt wurde dadurch, daß der Dieb einen größeren Posten Bettwäsche stahl, ebenfalls schwer geschädigt. Der Kriminalpolizei gelang es, ihn in einer Wirtschaft festzunehmen.

Ein 18jähriger Soldat, der sich unerlaubterweise von einem Truppenteil des hiesigen Ersatzbataillons entfernte, wurde von der Kriminalpolizei in einem Keller, wo er sich verborgen hielt, festgenommen. Er wurde seinem Truppenteil wieder zugeführt.

Die militärische Ausbildung der jugendlichen Mitglieder der Sportvereine ist durch eine Verordnung des Kriegsministeriums neu geregelt worden. Während bisher ein großer Teil der sporttreibenden Jugendlichen verpflichtet war, an den Uebungen der Jugendkompagnien teilzunehmen, haben die Sportvereine, die über eine Jugendabteilung von mindestens 15 Mitgliedern verfügen, jetzt das Recht, die militärische Ausbildung derselben selbst in die Hand zu nehmen. Die Vereine der deutschen Turnerschaft haben schon vor längerer Zeit eine derartige Vereinbarung mit dem Kriegsministerium getroffen. Die Ausbildung soll in der Hauptsache durch Vereinsmitglieder der Sportvereine erfolgen. Sie erfolgt nach den Bestimmungen und Anleitungen für den Heeresdienst und untersteht der Aufsicht des Stellv. Generalkommandos. In Sportskreisen wird die Aenderung jedenfalls mit Freuden begrüßt werden, da die Sportvereine nun in der Lage sind, auch auf dem Gebiete der militärischen Ausbildung mit ihren jungen Mitgliedern zusammen zu arbeiten, und sich der Spielbetrieb dadurch, daß die Vereine die Uebungen nach eigenem Wunsch ansetzen können, bedeutend besser regeln läßt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Städtischer Gemüseverkauf. In ganz Bonn Süd ist kein Gemüse aufzutreiben. Es wäre zu wünschen, daß die Stadt Bonn auch im Süden eine Verkaufsstelle für Gemüse und Fische einrichtete, da viele Hausfrauen nicht in der Lage sind, nach der Altstadt auf den Wochenmarkt zu gehen. Eine Kessenicher Hausfrau für viele.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)