Freitag, 12. Januar 1917

    

Die Wehrpflichtigen des Geburtsjahrganges 1899 müssen sich bis 20. Januar zur Stammrolle anmelden.

Säuglingsgebäck wird vom nächsten Montag ab in einer besonderen städtischen Verkaufsstelle an der Franziskanerstraße verkauft. Wir verweisen auf die heutige Bekanntmachung des Oberbürgermeisters.

Als „städtische Lebensmittel“ werden nächste Woche kochfertige Gerstenflocken, kochfertige Gemüsesuppen, Gerstengraupen, Zwetschenmus und Margarine oder Oel verkauft.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Zu leichtes Brot zu früh verkauft. Man schreibt uns aus Leipzig, 9. Jan.: Die Ehefrau eines hiesigen Bäckermeisters, die seit der Einberufung ihres Mannes den Geschäftsbetrieb leitete, wurde am 27. Oktober 196 vom Landgericht Bonn zu einer Geldstrafe von 500 M. verurteilt, weil sie entgegen den Bundesratsverordnungen vom 5. Januar und 31. März 1915 und einer Bekanntmachung des Oberbürgermeisters frisches, noch nicht 24 Stunden altes Brot verkauft hatte, außerdem, weil, wie amtliche Prüfung ergeben hatte, bis zu 80 Gramm an den vorgeschriebenen 3½ Pfund des Brotgewichtes fehlten. Die gegen das landgerichtliche Urteil eingelegte Revision, die hauptsächlich Prozeßrügen geltend machte, wurde vom Reichsgericht verworfen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Marmelade ohne Karte. Frage an warum die Preise für die Marmelade so hoch sind? Kommt denn dieselbe aus dem Auslande? Früher war das teuerste und genießbarste Kraut 60 – 70 Pfg., und heute ist der Preis für kaum genießbares Kraut 1,50 – 2 Mk. Zurückgehend auf die Friedenspreise, bekam man 1 Pfund bestes Rübenkraut für 0,18 Pfg., und heute bekommt man dasselbe nur für 2 Mk. das Pfund. Kann denn dagegen nicht eingeschritten werden, oder kann man keinen Höchstpreis dafür bestimmen?, denn die ärmere Bevölkerung kann sich dasselbe nicht erlauben. Einer für Viele.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Kriegswohlfahrtspflege. Das Kaufhaus Koopmann in Bonn, Marktbrücke, veranstaltet vom 12. Januar ab zur Unterstützung armer Heimarbeiterinnen im Erzgebirge unter Mithilfe des Ausschusses für Kriegshilfe im Bezirke der Kgl. Amtshauptmannschaft Schwarzenberg eine Ausstellung erzgebirgischer Handklöppel-Artikel. Die ausgestellten und zum Verkauf gelangenden Gegenstände beweisen, wie die Firma mitteilt, die außerordentliche Geschicklichkeit unserer inländischen Arbeiterinnen, die, durch Fortfall überseeischen Absatzgebietes in Not geraten, es verdienen, von weiten Kreisen beachtet und unterstützt zu werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Ein deutsches Wort für Marmelade.
Verehrter, deutscher Sprachverein,
Ich weiß ein schönes Wort,
Das tönt so deutsch, so blank und rein,
Für unsern Sprachenhort.
Es klingt so schmackhaft, köstlich, weich,
Und ist an Wohllaut wunderreich –
Drum flüstre ich, mit deutschem Gruß:
Statt Marmelade: „Misch-masch-muß.“
Heinr. W.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)