Freitag, 5. Januar 1917

     

Die Kriegsküche im Fuhrpark an der Ellerstraße wird Sonntag geschlossen, dafür aber Montag die neue Kriegsküche an der Maxstraße in Betrieb genommen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeigen im General-Anzeiger vom 5. Januar 1917Wegen Fahnenflucht, Betrügereien und Diebstahl wurde ein 22jähriger Musketier von hier festgenommen. Derselbe hat sich vor ungefähr zwei Monaten unerlaubter Weise von seinem Truppenteil entfernt und hielt sich hier in Bonn auf. In Godesberg erschwindelte er sich einen Anzug, Stiefel und Ueberzieher und stahl außerdem noch einen Geldbetrag von 24 Mark. Nach seiner Festnahme gestand er den Betrug ein, will, aber von dem Diebstahl nichts wissen. Nach seiner Vernehmung wurde er dem hiesigen Ersatzbataillon Res.-Inf.-Regt. 160 zugeführt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Fleischverkauf und Brotversorgung. Der Fleisch-Verkauf und die Fleisch-Preise werden jeden Samstag in der Zeitung bekannt gegeben. Soll die Bekanntmachung überhaupt einen Zweck haben, so müßte dieselbe doch schon am Freitag erfolgen, denn Samstags haben die meisten Hausfrauen bei Erscheinen der Zeitung ihr Fleisch längst im Hause und bezahlt. Auch wäre es wünschenswert, daß die auf jede Person entfallende Fleischmenge angeben würde, wie das bei der Butter geschieht.
   Das Gewicht des Brotes ist vor einigen Wochen von 3½ auf 4 Pfund erhöht worden, was aufs freudigste zu begrüßen war. Man hat dieses Mehr aber äußerlich kaum gemerkt, da die meisten Bäcker das Brot nicht länger, sondern nur höher und breiter backen. Da man bei der bestehenden Kartoffelknappheit neben Gemüse umsomehr auf das Brot angewiesen ist, ließe es sich gewiß ermöglichen, auf die Bäcker in der Weise einzuwirken, daß die Brote etwas länger gebacken würden; man würde dann entschieden weiter reichen. (?)
Eine Hausfrau.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

     

Eine zeitgemäße Bitte möchten wir hiermit an unsere ständigen und gelegentlichen Mitarbeiter richten, nämlich sich in ihren Berichten möglichst kurz zu fassen. Das gilt besonders von Berichten über Vereinsversammlungen und Veranstaltungen, die nur Bedeutung für einen eng begrenzten Personenkreis haben. Von den Zeitungen kann man heute nicht mehr dasselbe verlangen, wie in Zeiten des Friedens, und damit sollten besonders jene Kreise und Personen einmal rechnen, die auch heute noch nicht begreifen können, daß es schon einmal nötig wird, in ihrem „schönen Bericht“ über die „so anregende und unterhaltsame Veranstaltung“ einen Satz zu streichen, dessen Zweck schon ein schmückendes Beiwort erfüllt. Im Kriege haben wir so vieles verstehen gelernt, und auch in dieser Frage dürfen die Zeitungen wohl Verständnis erwarten. Es gilt, auch hier seine Wünsche einzuschränken und im Hinblick auf die Allgemeinheit seine Persönlichkeit zurückzustellen. Heute läßt sich unseres Erachtens über derartige Veranstaltungen wohl ein „schöner“ Bericht schreiben, wenn nicht der Name jedes einzelnen Mitwirkenden genannt, und seine Verdienste lang und breit aus dem Vereinssaal oder –Zimmer hinaus in die Oeffentlichkeit getragen werden. Wenn das Verständnis hierfür ein allgemeines wird, so gewinnen die Zeitungen Raum für Mitteilungen, welche die Allgemeinheit weit mehr angehen und auf die sie daher auch einen berechtigten Anspruch haben dürfte.

Der Bund deutscher Gelehrter und Künstler, eine Vereinigung von etwa tausend der erlesensten Vertreter von Kunst und Wissenschaft, hat es sich zur Aufgabe seiner Kriegsarbeit gemacht, in völliger Unabhängigkeit, wenn auch in Fühlung mit den zentralen Behörden, den Geist in der Heimat stark und fest zu erhalten und dient diesem Zwecke durch eine Reihe von Veranstaltungen in Wort, Schrift und anderen geeigneten Mitteln der Werbetätigkeit. Das erhebendste Beispiel, an dem sich die Heimat immer wieder aufrichten und stärken kann, wird uns durch die anschauliche Schilderung der unerschütterlichen Fronten und durch das Zeugnis des ungebrochenen Geistes gegeben, der unsere tapferen Truppen draußen beseelt. Solche Darstellungen sollen von einem Stabe der bewährtesten Kriegsberichterstatter entrollt werden, deren Mitarbeiter sich der genannte Bund gesichert hat. Als erster wird Herr Kriegsberichterstatter Dr. Fritz Wertheimer am 10 Januar im Bonner Bürgerverein sprechen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)