Dienstag, 28. Dezember 1915
Weihnachtsfeiern. Eine schöne Weihnachtsfeier wurde den Verwundeten der Lazarettnebenstelle in der Rosenstraße zuteil. Herr Schröder (Sürst) als Zugführer des hiesigen Roten Kreuzes hatte es verstanden, durch zu Herzen gehende Schilderungen und vielerlei Darbietungen den Schwergeprüften die Feier so zu gestalten, daß sie die Weihnachtsfeier in der Familie ersetzen konnte, was auch im Laufe des Abends einer der Verwundeten im Namen aller dankbar zum Ausdruck brachte. (...)
Die Weihnachtsbescherung in der Korps-Augenstation (Augenklinik, Wilhelmstraße) fand am Donnerstag statt und gestaltete sich zu einer erhebenden Feier. Dank reicher Spenden aus Kreisen von Gönnern des Lazaretts konnten die in der Augenklinik untergebrachten zahlreichen Verwundeten und Blinden in würdiger Weise beschenkt werden. (...)
Einen besonderen Charakter erhielt die Feier dadurch, daß die Verwundeten ihrerseits dem Leiter der Anstalt, Geheimrat Kuhnt, zum Zeichen ihres Dankes und als Erinnerung an die Kriegszeit ein Geschenk überreichten in Gestalt eines kunstvoll modellierten Gefechtsfeldes. Jeder einzelne Verwundete hatte dazu einen kleinen Beitrag gestiftet. Gemeinsamer Gesang beschloß die eindrucksvolle Feier.
Anzeige der Kaffee-, Tee- und Kakao-Vorräte. Am 3. Januar erfolgt im Stadtbezirk Bonn eine Bestandsaufnahme von Kaffee, Tee und Kakao in den Geschäften und in denjenigen Haushaltungen, deren Vorräte bei Kaffee zwanzig Pfund und bei Tee fünf Pfund übersteigen. Amtliche Meldestellen sind die Polizeikommissariate, bei denen auch die vorgeschriebenen Vordrucke zu haben sind.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Einen verstärkten Zuckerrüben-Anbau im Jahre 1916 fordert das preußische Landwirtschaftsministerium. Jeder Rüben bauende Landwirt sollte bestrebt sein, mindestens die bisherige Fläche, wenn irgend möglich aber mehr als bisher anzubauen.
Die Gewinnung von Oel aus Unkrautsamen wird vom Landwirtschaftsministerium empfohlen.
Hochwasser. Der Rhein ist seit gestern früh noch weiter gestiegen. Heute morgen 6 Uhr wurden am hiesigen Pegel 5,64 Meter Wasser gemessen, gegen 5,40 Meter gestern morgen 6 Uhr. Vom Oberrhein wird nur noch langsames Steigen des Wassers gemeldet.
Das Spielen der Kinder am Rhein, besonders jetzt bei dem Hochwasser, ist stets mit Gefahr verknüpft. In ganzen Scharen trieben sich gestern wieder die Jungen am Rhein herum, sie turnten auf dem vom Wasser umspülten Geländer an der Rampe der 1. Fährgasse herum sie warfen die vom Baumschnitt herumliegenden Ruten in den reißenden Strudel an der Rampe und fischten sie wieder heraus; sie stießen und drückten sich, bis dann das Unglück wieder einmal da war. Ein 12jähriger Junge stürzte in den hochgehenden Strom und trieb ab. Glücklicherweise fand sich dann noch ein Retter, der den Jungen den Fluten entriß. Es kann nicht genug vor dem Spiel unserer Kinder am Rheinufer gewarnt werden; hier sollten sich alle Erwachsene die Hand reichen und die Jugend vom Rheinufer und ihrem gefährlichen Spiel zurückhalten. Was sah man statt dessen gestern? – Vergnügt schauten Frauen und Männer diesem Treiben zu, um dann, als einer dem Ertrinken nahe war, den Kopf zu verlieren.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Kavallerie-Verein für Bonn und Umgebung versammelte am Nachmittage des ersten Weihnachtstages die Frauen und Kinder jener Mitglieder im Saale des Kameraden Bertram um 4 Uhr zu einer Weihnachtsfeier. Der Vorsitzende des Vereins, Kamerad Klutmann, begrüßte die Erschienenen, besonders auch die sich im Urlaub befindenden Kameraden in schönen Worten, gedenkend der ernsten Zeit. Bei Musikstücken, Liedern und Vorträgen einiger Kinder, die alle Anwesenden mit Begeisterung erfüllten, verliefen die Stunden aufs Beste. Am Schluß erhielten alle Kinder eine gefüllte Düte mit allerlei Leckereien.
Fürs Rote Kreuz. Bei der Nagelung des Eisernen Kreuzes auf dem Stammtisch im Restaurant Hombach sind wiederum 90,37 Mark eingegangen, die an den Freiwilligen Hilfsausschuß abgeliefert worden sind. Mit den 70,65 Mark vom 25. September und den 99,55 Mark vom 28. Oktober sind dies zusammen 260,57 Mark.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)