Freitag, 24. Dezember 1915

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. Dezember 1915Die Stadtverordneten erledigten in ihrer gestrigen nur kurzen öffentlichen Sitzung die Tagesordnung sehr glatt. (...) In geheimer Sitzung stifteten die Stadtverordneten 3000 M. für ein Wappenschild, das an die Arndt-Eiche genagelt werden soll.

Der Bonner Wehrbund unternahm am vergangenen Sonntag seine letzte Geländeübung in diesem Jahre. Sie galt in erster Linie der weiteren Ausbildung der Jungmannschaft im Aufklärungs- und Meldedienst. Zu diesem Zwecke besetzte eine Abteilung die Nordausgänge von Küdinghoven, eine zweite rückte von Pützchen aus gegen sie vor. Nachdem beide Parteien längere Zeit mit zahlreichen Patrouillen gegeneinander manövriert hatten, schritt die von Pützchen kommende zum Angriff. Während ein kleinerer Trupp vom Ennert aus vorging und die gegnerischen Kräfte auf sich zog, konnte die Hauptmacht vom Osthang des Finkenbergs her unbemerkt in Küdinghoven eindringen. Der Rückmarsch endete mit einer kurzen Ansprache an der „Arndt-Eiche in Eisen“, bei deren Einweihung der Wehrbund durch eine Abordnung vertreten war und zum ersten Male mit seinen neuen ausgebildeten Spielleuten auftreten konnte.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

Godesberg. Die Nagelung des „Eisernen Kreuzes“ , das jetzt im Rathause steht, hat bisher 18.120 M. eingebracht.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Rheinland und Nachbargebiete“)

    

Weihnachtswunsch.
Mein Töchterlein schläft – und in der Hand
Halt ich ein Brieflein, das sie mir schrieb,
Mit den steilen Zügen so wohlbekannt
Und meinem Auge vertraut und lieb:
„Mein Weihnachtswunsch.“ – Ich hab ihr gesagt
„Ganz wenig, ganz wenig gibt’s dieses Jahr!
Nenn keine Wünsche, die kühn und gewagt,
Nicht Spielzeug, noch Puppen mit blondem Haar.
Der Vater steht draußen – ihm schicken wir
Viel wollenes Zeug, Lebkuchen und Nüsse,
Ein Tannenzweiglein mit Kerzenzier
Und tausend liebe Weihnachtsgrüße!
Wir aber wollen auf alles verzichten,
Nur ganz etwas Kleines will ich dir schenken ...
Danach, mein Kind, mußt du dich richten ...“
Ich sah sie lange stehn und denken,
Die blauen Augen tiefgesenkt,
Von blondem Haar die Stirn umsäumt, –
Da lächle ich: Was sie wohl denkt?
Wovon sie wohl im Stillen träumt?
Schnell öffne ich den kleinen Brief
Und immer lese ich das gleiche:
„Mein größter Wunsch zum Weihnachtsfest – –
Drei Nägel für die Bonner Eiche!“

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. Dezember 1915Das Weihnachtsgeschäft stand nun schon zum zweiten Male im Zeichen des Krieges und erhielt durch die mit dem Kriegszustand im Zusammenhang stehenden Verhältnisse in einem gegen das Vorjahr noch erhöhtem Maße sein Gepräge. So erhielten denn auch die Industriezweige und Geschäfte, welche Bedarfsartikel für unsere heldenmütigen Feldgrauen liefern, den Hauptanteil an den Einkäufen. Steht die Versorgung unserer Feldgrauen mit allem Notwendigen und Willkommenen doch im Vordergrunde in allen Kreisen der Bevölkerung und entwickelten alle ohne Unterschied des Ranges und Standes den gleichen Wetteifer, ihren Lieben vor dem Feinde eine Weihnachtsfreude zu bereiten. Die sonstigen Einkäufe zu Weihnachten hielten sich durchweg in dem durch die derzeitigen wirtschaftlichen Verhältnisse gegebenen Rahmen. Bei der großen Mehrheit der Bevölkerung verbieten sich größere Luxusausgaben von selbst. Das Geschäft war denn auch in den vielartigen Luxusartikeln dementsprechend von geringem Umfange. Gegenstände des täglichen Bedarfs und besonders Genußmittel aller Art waren trotz der meist wesentlich teueren Preise als in Friedenszeiten bevorzugt. So sind die Urteile über den Verkauf des diesjährigen Weihnachtsgeschäftes sehr von einander abweichend; je nach der Branche der betr. Geschäfte wechseln sie zwischen recht befriedigend, befriedigend und unbefriedigend. Das bringt nun einmal der langwährende Kriegszustand mit sich.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Der Schiffsverkehr auf dem Rhein ist zur Zeit ein so außerordentlich reger wie er zu Friedenszeiten selten war. Oft kreuzen sich fünf bis sechs Schleppdampfer mit mehreren schwer beladenen Anhängeschiffen zu gleicher Zeit auf dem Rhein.

5tägige Sperre für Feldpostpakete. Mit Rücksicht auf den Neujahrsbriefverkehr können Privatbriefsendungen im Gewicht über 50 Gramm (Feldpostpäckchen) nach dem Feldheere in der Zeit vom 29. Dezember bis einschl. 2. Januar nicht angenommen werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)