Samstag, 11. Dezember 1915
Für die Unteroffizierschulen kann für die Einstellung 1916 noch eine größere Zahl Freiwilliger angenommen werden. Bewerber müssen mindestens 17 Jahre alt, mindestens 1,54 Meter groß und ohne körperliche Fehler sein. Die Ausbildung ist kostenlos. Meldung beim Bezirkskommando Bonn.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Bonner Wochenmarkt. Der gestrige Markt war trotz des Regens im allgemeinen gut beschickt und zahlreich besucht. Der Verkauf war verhältnismäßig flott. Einige Butterverkäuferinnen, die je einige Pfund Butter auf den Markt gebracht hatten, wurden förmlich von Käufern gestürmt. Da sich die Verkäuferinnen nun weigerten, die Butter abzugeben, weil sie schon bestellt sei, benachrichtigte man die Polizei, die den ganzen Buttervorrat sofort beschlagnahmte. Gemüse kommt in den letzten Tagen wieder etwas reichlicher auf den Markt. Hauptsächlich ist es Spinat, der jetzt viel verlangt wird, selbiger steht aber augenblicklich hoch im Preise. Im allgemeinen waren gestern die Preise dieselben wie am letzten Hauptmarkttag.
Auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz war gestern außergewöhnlich großes Angebot in Gemüse und Obst. Die in verhältnismäßig geringer Anzahl anwesenden Händler und Vorkäufer hielten aber mit ihrem Einkauf aus Angst vor den demnächst festzusetzenden Höchstpreisen für Gemüse zurück was zur Folge hatte, daß die Gemüsebauern großenteils ihre Ware wieder mit nach Hause nehmen mußten.
Der städtische Gemüse-, Kartoffeln-, Obst- und Eier-Verkauf erfreute sich gestern eines zahlreichen Zuspruchs. Vorwiegend wurden Kartoffeln und Eier verlangt. Die Waren wurden zu nachfolgenden Preisen verkauft: Kartoffeln 10 Pfund zu 40 Pfg., Weißkohl das Pfund zu 5 Pfg., Rotkohl das Pfund zu 10 Pfg., Wirsing das Pfund zu 8 Pfg., Erdkohlradien das Pfund zu 4 Pfg., Möhren drei Pfund zu 20 Pfg., Karotten drei Pfund zu 20 Pfg., Zwiebeln das Pfund zu 18 Pfg., Aepfel das Pfund zu 10 Pfg., frische große Eier fünf Stück zu 90 Pfg.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 9. Dez. In der Kriegshilfe hat die Gemeinde noch folgende Maßnahmen getroffen: Für die Unterstützungsbedürftigen der Kriegsteilnehmer sind Briketts bezogen worden. Verkauft werden dieselben zu 80 Pfg. den Zentner. Hiesige Bürger erhalten vom Gaswerk Gaskoks zum Friedenspreis. Das Gaswerk wird den Ammoniakdünger dem Bedarf entsprechend zur Verteilung bringen und so allen Ansprüchen des Klein- und Großbesitzers gerecht zu werden suchen. Gas- und Elektrizitätswerk blicken durch den erfreulichen Zuzug steuerkräftiger Fremder und infolge der Pertroleumnot bis jetzt auf recht günstige finanzielle Ergebnisse zurück, sodaß voraussichtlich auch der nächste Etatsentwurf eine Lichtpreiserhöhung trotz des Krieges nicht bringen wird. Die günstigen Steuerverhältnisse Godesbergs haben es ermöglicht, in diesem Jahre die Abschreibungen bei den genannten Werken noch zu erhöhen. Bei der öffentlichen Beleuchtung wird der Kriegszeit entsprechend gespart.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Der Bonner Lazarettzug K. 1 Bonn hat auf seiner 23. Fahrt in Laon 190 Verwundete geladen und in Köln ausgeladen. Zurzeit steht er abfahrtbereit in Godesberg. An Liebesgaben sind erwünscht: Zigarren, Zigaretten, Rotwein, Kognak, wollene Decken, Pantoffeln, alles dies ist abzugeben Bahnhofstraße 40.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mehr Pflichtbewußtsein in Küche und Haushalt!
Die Festsetzung der fett- und fleischlosen Tage hat zu ganz eigenartigen Nebenerscheinungen und Folgen geführt. Viele Hausfrauen kaufen nämlich an den dem Fleischverkauf freigegebenen Tagen auf Vorrat. In welchem Umfange das geschieht, läßt am besten die letzte Versammlung der Berliner Fleischermeister erkennen, in der ganz offen zugegeben wurde, daß die Einrichtung der fleischlosen Tage verminderte Einnahmen nicht zur Folge gehabt hat.
Damit zeigen aber jene Hausfrauen wieder einmal, daß ihr Denken und Handeln von privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten beherrscht wird, und daß sie sich an ein im allgemeinen volkswirtschaftlichen und nationalen Interesse liegendes Denken und Tun nur schwer zu gewöhnen vermögen. Hierdurch wird aber die Arbeit der Regierung, die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln gleichmäßig und billig zu versorgen, sehr erschwert. Es muß daher immer wieder darauf hingewiesen und gesagt werden: Alle Maßregeln der Regierung müssen unfruchtbar bleiben, wenn ihnen nicht in allen Kreisen der Bevölkerung verständnisvolles Entgegenkommen bereitet wird. Es muß zum obersten Hausgesetz in der Küche werden, die fett- und fleischlosen Tage auf das strengste innezuhalten. Sie müssen zu einer Kriegseinrichtung werden, die uns das Verhalten unserer Feinde aufzwingt und die mit dazu beiträgt, den Angriff der Gegner abzuschlagen.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)