Freitag, 3. Dezember 1915

     

Bonner Volksspende. Man schreibt uns: Das erste Vierteljahr der Bonner Volksspende ist abgeschlossen und hat einen schönen Erfolg gebracht: die eingegangenen Beiträge belaufen sich auf 94.439,60 Mark. Ueber 12.000 Spender, aus allen Schichten der Bürgerschaft, sind daran beteiligt. Arm und reich, alt und jung haben sich beteiligt, um zum Wohle unserer Krieger und ihrer Angehörigen zu dienen.
   Trotzdem die Preise für die Lebenshaltung sehr gestiegen sind, haben unsere Mitbürger Sinn und Zweck der Volksspende wohl verstanden, bleiben ihr weiter treu und geben gern ihren Beitrag. So muß und wird es bleiben. Jetzt wird es auch Zeit, daß die Fernstehenden das nützliche und segensreiche Wirken der Volksspende anerkennen und Mitglieder werden.
   Erfreulich ist es für die Verwaltung der Volksspende feststellen zu können, daß trotz der großen Anzahl der einzuholenden Spenden die Unkosten verhältnismäßig gering sind. Der weitaus größte Teil dieser Unkosten kommt den Einnehmern zugute, meist älteren Männern und Frauen von Kriegsteilnehmern, die hierdurch eine angemessene Erwerbstätigkeit gefunden haben, sodaß dadurch gleichzeitig eine soziale Fürsorge erfüllt wird.

Anzeige im General-Anzeiger vom 3. Dezember 1915Der Bonner Wehrbund unternahm am vergangenen Sonntage eine Geländeübung auf der rechten Rheinseite. Es lag ihr die Idee zu Grunde, daß eine rote Heeresabteilung vom Süden her vorrückte und sich der Siegübergänge zu bemächtigen suchte, die von einer Vorhut einer von Norden her anmarschierenden blauen Abteilung gesichert werden sollten. Zwischen Meindorf und Hangelar kam es zum Zusammenstoß der beiderseitigen Spitzenkompagnien, bei dem die der blauen Abteilung den Vorteil der günstigeren Stellung in die Wagschale der Entscheidung werfen konnte. Die klare Luft und der hart gefrorene Boden erleichterten die Ausführung der Uebung; Kälte und Wind focht die wettergewohnten Jungmannen, die überdies jeder 10 Pfund Gepäck zu tragen hatten, wenig an. Der gemeinsame Rückmarsch endete mit einem strammen Parademarsch auf der Brückenstraße.
   Der größere Teil der Jungmannschaft ist jetzt mit einer der militärischen Feldmütze entsprechenden Kopfbedeckung versehen. Hoffentlich gelingt es, bald alle mit einer gleichmäßigen Kleidung auszustatten, wie sie für den inneren Zusammenhalt und die Durchführung der Geländeübungen dringend erforderlich, an fast allen anderen Orten längst eingeführt und sic überall trefflich bewährt hat.

Münstetts Zirkus Liliput mit den kleinsten Menschen und Pferden der Welt gibt derzeit im Palast-Theater an der Meckenheimer Straße Vorstellungen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Ziele und Wege der Volkserneuerung. Der geistliche Redner, Universitäts-Professor Dr. Krebs, wußte gestern abend im Bürgerverein eine starke Stunde lang die gespannteste Auf­merksamkeit für seinen geistig sehr hochgespannten Vortrag wachzuhalten. Ausge­hend von der Tatsache des Krieges stellte er zunächst fest, daß in allen Herzen die Ueber­zeugung lebt: Dieser Krieg ist eine sittliche Pflicht, er ist nicht allein erlaubt, sondern er ist ge­boten. Wenn nun das Recht so stark auf unserer Seite steht, sind denn die Einzelnen des Sieges würdig? fragt Redner dann weiter und zählt als Antwort darauf die sittlichen Kräfte auf, die der Krieg gelöst: An und hinter der Front sind sie aufgeschossen, die Luft der öf­fentlichen Meinung ist gereinigt, die schlimmsten Witzblätter sind anständig geblie­ben, mit Frivolität ist nicht mehr zu hausieren. Die Opferwilligkeit aller Stände für den Dienst des Vaterlandes ist riesengroß. Wert der Früchte des Krieges werden wir, indem wir uns rückhaltlos für den Krieg eingesetzt und den wahren Frieden mit Gott gemacht haben.
   Die Ausführungen des Redners gingen dann in einer Ueberfülle von Gedanken in geistvol­le Weise auf das sittliche religiöse Gebiet über und damit zum eigentlichen Kern seines Vortra­ges. Voran stand dem der kurze Satz: Diene dem Vaterland! Die Verkünder des selbst­süchtigen Genusses auf allen Gebieten seien verstummt. Die alte germanische Lehns- und Mannestreue sei erwacht und die dienende Liebe Gemeingut aller geworden. Die die­nende Liebe aber lehre die christliche Kirche in der reinsten und edelsten Form. Liebe dei­nen Nächsten wie dich selbst. Nur dem Christentum dankten wir die tief innerli­che Kraft des Dienstbewußtseins. Dienst und Liebe seien christlicher Lebensgrundsatz. Wie der jetzt unser Vaterland erfülle, das sei der Weg zur Volkserneuerung. Und die Ziele!
   In der Ehe seien Mann und Weib einander zu dienen berufen, die Kinder in selbstloser Lie­be zu erziehen. Die Furcht vor dem Kinde oder den Kindern habe zu verschwinden. Die Erziehung der Jugend sei Gottesdienst. Die Schüler der mittleren und oberen Klassen be­trachteten vielfach den Unterricht als unliebsame Unterbrechung der Freizeit. Fleiß und Ar­beit seien nicht Schande, sondern Dienst am Vaterland; dazu sei die Jugend zu erziehen.
   Redner preist dann den Frauendienst, wie ihn der Krieg erzeugt, hofft, daß nach dem Krie­ge das weibliche Dienstjahr für alle Mädchen komme, das in Hauswirtschaft und Erfüllung sozialer Aufgaben abzulegen sei, preist den Militarismus als beste Schule und reinsten Dienst am Vaterland und findet in der Faust der Militärzensur die Reinheit der heutigen Presse begründet.
   Nach dem Kriege seien große soziale Aufgaben zu erfüllen; die größte aber sei die intensi­ve Pflege des christlich religiösen Lebens. Der Krieg sei gewissermaßen eine Volksmissi­on, die Gott mit uns abhalte und für die Zeit nach dem Kriege fordert Redner planmäßige Missionstätigkeit, auf daß der alte Wahlspruch eines berühmten Geschlechtes zur Wahr­heit werde: Ich diene. Im Dienst vor Gott liege unsere Erneuerung.

Eifelvereinsblatt. Die Novembernummer bringt u. a. einen Aufsatz über Adenau im Weltkriege, einen Rückblick auf die Tage des Aufmarsches der v. Hausen’schen Armee, der in Prüm seinen Anfang nahm, über Heldensöhne der Eifel, Kriegsferien. Stimmungsvolle Gedichte von Frau Anna Kirchstein in Chicago, einer geborenen Eiflerin, von Max von Mallinckrodt, Wigbert Reith und Professor Schürmann erbauen durch ihren Inhalt. Schließlich schildert ein junger Bitburger Offizier, wie sie das Eifelvereinsblatt als ihren liebsten Heimatboten im Schützengraben verehren. Trefflicher Bildschmuck verbindet sich mit vortrefflichem Inhalte, sodaß auch diese Nummer den Mitgliedern eine wertvolle, bleibende Erinnerung an die große Zeit sein wird.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Vereinslazarett „Prinzessin Viktoria“. Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe hat ihr lebhaftes Interesse für die Kriegswohlfahrtspflege in Bonn dadurch erneut zu bekunden geruht, daß die Bezeichnung Vereinslazarett „Glück auf“ in Vereinslazarett „Prinzessin Viktoria“ geändert wird.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)