Donnerstag, 14. Oktober 1915

    

Die Zentralsammelstelle des Vaterländischen Frauen-Vereins Stadtkreis Bonn, in der Lese bittet, da alle Bestände jetzt aufgebraucht sind, um Zusendung von gebrauchter oder neuer Bett- und Hauswäsche, Männerhemden, altem Leinen, Kissen und Wolldecken; besonders erwünscht sind Bettücher. Jede, auch die kleinste Gabe ist willkommen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. Oktober 1915„Die verrückten Butterpreise“. Vor Ausbruch des Krieges waren Deutschlands Hauptlieferanten Rußland (einschl. Sibirien), Holland und Dänemark. Heute kommt russische und sibirische Butter für den deutschen Markt natürlich nicht mehr in Betracht. Das Zentralblatt für den Butter- und Fettwarenverkehr, die „Berliner Markthallen-Zeitung“, hatte sich in einem längeren Artikel mit den Ursachen der teuren Preise eingehend beschäftigt und dabei der Ansicht Ausdruck gegeben, daß das Ausland die günstige Gelegenheit, d.h. die jetzige Notlage Deutschlands, benutze, sich seine Butter möglichst teuer bezahlen zu lassen. Ein holländischer Butter-Exporteur protestiert in der letzten Nummer des genannten Blattes ganz entschieden gegen diese Ansicht. Nach seiner Behauptung sind an „den verrückten Preisen“ die deutschen Händler selbst schuld. Diese führen ganz Holland ab, besuchten jede Molkerei, die jeden Tag mehrere Besuche von Deutschen erhielten, und machten den Exporteuren die festliefernden Molkereien durch ihre hohen Gebote untreu. Jeder Deutsche mache seinen Landsleuten in Holland Konkurrenz und stelle noch günstigere Bedingungen als die anderen. Eine Aenderung in diesen Preistreibereien könne nur dann kommen, wenn für ganz Deutschland ein einheitlicher Preis festgesetzt würde.-
   Bekanntlich hat Bayern schon in dieser Beziehung Vorkehrungen getroffen. Dort darf nicht mehr als 2 Mk. für das Pfund Butter verlangt werden. Was man in Bayern kann, sollte auch bei uns nicht unmöglich sein.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. Oktober 1915Dem Gedanken, einem Kriegswahrzeichen in Bonn die Verherrlichung Arndts zu Grunde zu legen, ist schon deswegen abzuraten, weil wir in Bonn schon ein würdiges Arndtdenkmal in herrlicher Lage und Umgegend besitzen. Es wäre in jeder Weise unmotiviert und überflüssig; auch schon deswegen, weil es keine direkte Beziehung zu unserer Gegenwart hat. Die Figur eines mit einem eisernen Panzer umschlossenen Vater Rheins ist für eine Benagelung ungeeignet und wäre in seiner Art, seiner Beziehung zur alten Lage eine große Geschmacklosigkeit.
   Ueberhaupt ist die Idee eines Kriegswahrzeichens neben der patriotischen, auch von der künstlerisch-ästethischen Anschauungsweise und deren Gesetzen zu betrachten.
   Ein Kriegswahrzeichen in Bonn, darin sollten wir uns einig sein, sollte direkte Beziehung zu der gegenwärtigen großen Zeit und deren Geist übermitteln. Sind wir uns auf Grund dieser Anschauungen über das „Das“, z. B. ein „schwertziehender Krieger“, ein „Krieger zu Pferd“ einig geworden, so überlassen wir das „Wie“, die Ausgestaltung, einem tüchtigen Bonner Künstler, der den künstlerischen Anforderungen eines Kriegswahrzeichens gerecht zu werden weiß. Dann vermeiden wir unglaubliche Banalitäten, wie sei etwa in Berlin mit dem benagelten (!) „Eisernen Hindenburg“ geschehen sind.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. Oktober 1915Hohe Butterpreise. Wir erhalten nachstehende Zuschrift, der wir mit Rücksicht auf die darin enthaltenen allgemeinen Gesichtspunkte gern Raum geben: „Infolge der hohen Butterpreise haben sich die unsinnigsten Gerüchte über meine Firma in hiesiger Stadt verbreitet. So soll mein Geschäft geschlossen worden sein, weil zu hohe Preise gefordert würden. Auch wird gesagt, der Sahne-Schmitz hat soviel Butter auf Lager, daß er das ganze Haus voll hat bis unter das Dach. Es würde mich sehr freuen, wenn dies zutreffend wäre, dann könnte ich zu einem sehr billigen Preise verkaufen und trotzdem noch ein Vermögen verdienen. Daß ich bei einem Verbrauche von ungefähr 80 bis 100 Zentner Butter wöchentlich einen Vorrat haben muß, ist selbstverständlich, sodaß es vorkommen kann, daß ich schon 50 bis 60 Zentner Butter, und zwar ganz frische Butter, auf Lager habe. Bis vor 14 Tagen hatte ich eine Butter im Kühlhaus stehen, welche, wie meine Kunden wohl zu würdigen wußten, ausgezeichnet war, trotzdem der Preis außerordentlich billig stand, nämlich 200 Pfg. das Pfund. Diese Butter kostete mich frei Bonn 182 Mark der Zentner, also sicher kein zu hoher Verdienst, wenn man Zinsen und Kühlhausspesen in Abzug bringt, und kann ich ruhig sagen, daß ich obigen Preis deshalb so niedrig hielt, um es auch armen Leuten zu ermöglichen, sich für annehmbaren Preis Butter zu beschaffen. Daß nun auf einmal eine solche Preiserhöhung auf dem Buttermarkte entstand, war nicht anzunehmen, obwohl auch ich einen hohen Preis erwartet hatte. (...) Nun brachte Holland noch das Ausfuhrverbot für Milchprodukte gesetzlich durch, wodurch eine allgemeine Preistreiberei entstand, da jeder sich noch eindecken wollte, bevor das Ausfuhrverbot in Kraft treten sollte. Daß diese Preise ungerechtfertigt sind, bedarf gar keiner Frage und es wird auch dadurch bewiesen, daß deutsche Butter 80 bis 100 Mark der Zentner weniger kostet als ausländische. Selbst habe ich holländische Butter unterwegs, welche 313 Mark und zwei Mark Fracht, also frei Bonn 315 Mark der Zentner kostet. Man wird mir entgegnen, dann sollte ich deutsche Butter kaufen, jedoch geht das nicht so leicht, da alle Molkereien ihre Kunden und Lieferungsverpflichtungen haben und keine neuen Abnehmer annehmen können. Es ist jedoch bestimmt zu erwarten, daß unsere Regierung, welche schon schwierigere Probleme gelöst hat, auch die Butterfrage in richtiger Weise zu regeln verstehen wird. Josef Schmitz, Inhaber der Firma Sahne-Schmitz.“

Eine Riesenkartoffel, die ein Gewicht von 2 Pfund besitzt, ist im Schaufenster unserer Geschäftsstelle ausgestellt. Sie wurde auf dem Ackerland der Wwe. Aug. Eckertz in Oberwinter geerntet.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“

Verwundete in Mehlem. Warum sind in unserem Orte keine Verwundete untergebracht? Diese Frage beschäftigt schon seit längerer Zeit die hiesigen Kreise. Alle Orte am Rhein – man will sie nicht alle nennen – haben Lazarette für unsere verwundeten Soldaten eingerichtet. Müssen wir denn da allein zurückstehen? Könnten nicht die Besitzer von großen Sälen dieselben dem Roten Kreuz zwecks Einrichtung eines Lazaretts zur Verfügung stellen. Die Säle stehen ja doch während der Kriegszeit leer und werden zu nichts gebraucht. In den umliegenden Ortschaften ist diese Einrichtung getroffen worden. Und sie haben sich dabei nicht im Schaden gestanden. Diese Einrichtung wäre auch für unseren Ort ebenso vorteilhaft und auch die Geschäftsleute hätten ihren Nutzen davon. Civis.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)