Donnerstag, 7. Oktober 1915
„Ernst Moritz Arndt in Eisen“.
Man schreibt uns: Wie wir vernehmen, haben die vaterländischen Vereinigungen in Bonn sich dafür ausgesprochen, daß auch in Bonn ein Kriegswahrzeichen zur Erinnerung an die große Zeit und zur Beschaffung weiterer Mittel für Kriegswohlfahrtszwecke der Bonner Bürgerschaft errichtet werden soll. Man hat sich entschlossen, zu diesem Zwecke das Bildnis von E. M. Arndt zu wählen. Voraussichtlich wird jedoch nicht ein Standbild unseres früheren Mitbürgers E. M. Arndt selbst gewählt, um demnächst der Vernagelung unterzogen zu werden, da dies untunlich erscheint. Vielmehr wird man ein anderes Erinnerungszeichen, etwa eine Säule oder ein Mosaikbild wählen, dessen Mittelpunkt das Bildnis von E. M. Arndt darstellt, während die zur Benagelung bestimmte Fläche teilweise mit entsprechenden Sprüchen versehen wird. Zur künstlerischen Ausgestaltung der Idee werden hiesige und auswärtige geeignete Künstler aufgefordert wrden. Die Vorarbeiten liegen in den Händen eines Arbeitsausschusses, an dessen Spitze Herr Baurat Piehl steht; auch wird ein Ehrenausschuß gebildet werden, welchem die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden des Stadt- und Landkreises Bonn, sowie die sämtlichen in Betracht kommenden Vereine der Stadt Bonn angehören werden.
Man denkt die Vorarbeiten so zu fördern, daß wohl Ende des Monats in einer größeren Versammlung nähere Mitteilungen über die Veranstaltung gemacht werden können. Die Wahl des E. M. Arndt dürfte als eine glückliche bezeichnet werden. Arndt hat vom Jahre 1818, als er Professor an der Universität Bonn wurde, bis zu seinem im Alter von 90 Jahren erfolgten Tod in Bonn gelebt und gewirkt. In seiner Persönlichkeit bietet er eine glückliche Verbindung von Stadt und Universität; die Bürgerkreise, wie die Kreise der Universität und Studentenschaft werden in gleichem Maße ihr Interesse an der Kriegsnagelung betätigen.
Abgesehen von dieser stadtgeschichtlichen Bedeutung unseres früheren Mitbürgers, „des Vaters Arndt“, ist er aber auch eine für ganz Deutschland hervorragend tätige Person gewesen, der große Vorkämpfer für Deutsches Wesen und Deutsche Freiheit in den Jahren der Freiheitskriege; der Dichter, der mit flammenden Worten begeistert wirkte, der durch seine Lieder und Schriften, besonders gegen den französischen Erbfeind die Befreiung Deutschlands von der Fremdherrschaft wirksam unterstützt und mit an dem großen Ziele der nationalen Einigkeit gearbeitet hatte.
Die Zeit von 1813 und 1814 haben sich erneuert und so ist die Person unseres Arndt gerade jetzt wie keine andere geeignet, Gegenstand erneuter Liebe und Verehrung und neuer Begeisterung zu vaterländischer Areit und Hülfe zu sein.
Gleichzeit ist es eine Tat der Dankbarkeit, wenn bei dieser Gelegenheit unser heimischer Dichter unserer Bürgerschaft und dem deutschen Volke wieder näher gebracht wird, und so manche herrliche Perlen seiner Schriften und Gedichte wieder weiteren Kreise zugänglich gemacht werden.
Der Mann, der das Wort geprägt: „Der Rhein, Deutschland Strom, nicht Deutschlands Grenze“, und dessen herrliches Lied so oftmals die Studentenschaft begeisterte: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte“, ist die gegebene Gestalt, in unserer Vaterstadt als ein eisernes Wahrzeichen die kommenden Geschlechter an die eiserne Zeit der Jahre 1914 – 1916 zu mahnen.
Das 500jährige Jubiläum der Hohenzollernherrschaft wird am 24. Oktober mit Festgottesdienst gefeiert. Der Evangelische Oberkirchenrat bezeichnet es in einem Erlaß an die Konsistorien als Aufgabe der Kirche, die kirchliche Feier nach besten Kräften zu einer großen Dank- und Erinnerungsfeier des seinem Herrscherhause in unwandelbarer Treue und Dankbarkeit ergebenen und durch eine reiche, von Gott sichtbar gesegnete Geschichte fest verbundenen Volkes zu gestalten. Die Gottesdienste am 24. Oktober sollen daher als Festgottesdienste behandelt, mit Chorgesang verherrlicht, und staatliche und städtische Behörden zur Teilnahme eingeladen werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein Kriegsausschuß für Konsumenteninteressen ist. Wie wir bereits berichteten, am Sonntag von der sozialen Kommission christlicher Vereine von Bonn und Umgegend zu gründen geschlossen worden. Der Vorsitzende, Herr Verlagsbuchhändler Falkenroth, hat zunächst über die Tätigkeit der sozialen Kommission in der letzten Zeit berichtet. Pastor D. Weber, Mitglied des Gesamtvorstandes des Reichskriegsausschusses, berichtete, daß dem Ausschuß heute etwa 60 Verbände mit sieben Millionen Mitgliedern angehören. Als die wichtigsten Aufgaben des Kriegsausschusses bezeichnete er die Einrichtung einer Sammel- und Auskunftsstelle für alle Fragen, Tatsachen, Wünsche und Vorschläge auf dem Gebiet der Volksernährung und des Massenbedarfs, Aufklärung und Erziehung der Konsumenten zu einem vernünftigen Verbrauch der Vorräte, sachkundige Vertretung der Konsumenteninteressen gegenüber den Behörden, den Parlamenten und der Oeffentlichkeit, Bekämpfung der Preistreibereien, sowie des Nahrungsmittel-, Miets- und Arbeitswuchers. Die Herren Gutspächter Bitzer – Paulshof und Generalsekretär Oekonomierat Dr. Reinhardt beleuchteten die Entwicklung der Preisverhältnisse. Letzterer betonte besonders, daß die übereilten Einkäufe beim Beginn des Krieges viel verschuldet hätten. Eine Ausgleichung und Verständigung zwischen Konsumenten und Produzenten sei zu begrüßen. [...] Bankdirektor Steinberg berichtete über die segensreiche Einrichtung des Volksheims.
Metropoltheater. Schon mehrere Tage übt jetzt der neueste Detektivakt „Der gestreifte Domino“ eine berechtigte große Anziehungskraft aus. Dazu läuft seit Dienstag ein sehr interessanter und vornehm gehaltener Film „Nach dem Maskenball“, in welchem das an Wechselfällen reiche Leben der Malerwelt berührt wird. Das Theater ist fortgesetzt ausverkauft.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Wenzelgasse wird nicht, wie gemeldet, vom 11. Oktober ab gesperrt werden. Wie mitgeteilt wird, hat das Stadtbauamt auf die Vorstellung des Vorstandes des Handels- und Gewerbe-Vereins hin die Ausführung der Instandsetzungsarbeiten in einer stilleren Geschäftszeit, und zwar im Januar n. J., angeordnet.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)