Freitag, 20. August 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 20. August 1915Flaggen heraus! Rufen die Glocken, wenn sie hoch von den Türmen, urbi et orbi, die Siege unserer Heldenscharen verkünden. Wie schnell und gerne folgen wir ihren Rufen; wie wetteifern die Bürgerhäuser selbst in den entlegensten Stadtteilen mit den öffentlichen Gebäuden, die Freude der Gesamtheit zu bekunden und äußerlich ein Dankeszeichen denen zu geben, durch deren Aufopferung, Tapferkeit und Ausdauer diese Siege erfochten wurden.
   Und doch gibt es hier in Bonn eine Straße, die an solchen Festtagen dadurch auffällt, daß die beiden größten öffentlichen Gebäude keinerlei Anteilnahme an der allgemeinen Siegesfreude durch Beflaggen zeigen. Es ist die Wilhelmstraße. Wenn alle Deutschen dabei sind, ihre patriotischen Gefühle durch Beflaggen der Häuser nach außen hin kundzugeben, wenn in Preußens Hautpstadt sogar Victoria geschossen wird, dann sollte man eigentlich annehmen, daß auch Frau Justitia, die erste Dienerin des Staates, Veranlassung haben sollte, ihr nüchternes Alltagsgewand für einen solchen Tag auch zu schmücken, um dadurch zu zeigen, daß die allgemeine Siegesfreude auch sie angeht. Bonn, am Tage von Kowno. „Kritikus“

(Bonner Zeitung, Rubrik „Eingesandt“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 20. August 1915Kriegswallfahrt nach Kevelaer. Die Teilnehmer an der Fußprozession nach Kevelaer, die am vergangenen Sonntag morgen von der Remigiuskirche auszog, trafen gestern nachmittag wohlbehalten hier wieder ein. Gleichzeitig kamen auch die Wallfahrer, die am Mittwoch in zwei Zügen nach Kevelaer fuhren, hier wieder an. Die Beteiligung an beiden Prozessionen war ungemein stark. Unter feierlichem Glockengeläute zogen die Pilger kurz vor 6 Uhr in die Remigiuskirche ein, wo der Schlußsegen gegeben wurde.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 20. August 1915Freiwillige Abgabe von Kupfer, Messing und Nickel. Wie der Einsender sich überzeugt hat, ist in Bonn der besten Wille vorhanden, freiwillig Gegenstände aus Kupfer, Messing und Nickel abzugeben; aber es ist zurzeit hierfür noch nicht die Möglichkeit geboten, weil das angestellte Personal zugleich die Großlieferanten und die Kleinlieferanten befriedigen soll. Während eine Stunde lang die Lieferungen der ersteren verwogen werden, steht eine große Menschenmenge mit kleineren Lieferungen zusammengedrängt da und flüchtet schließlich hinweg, da ihr Vorhaben aussichtslos ist. Es ist erstaunlich, zu sehen, welche Metallmassen bereits jetzt angehäuft sind; immerhin ist zu bedenken, daß die Hauptbestände sich nicht in den Händen der privaten Aufkäufer, sondern in denen der Bürgerschaft befinden, die auf diese Weise abgeschreckt wird. Wenn Jemand 5 bis 6 Kg. Metall abgeben will, kann ihm nicht zugemutet werden, daß er stundenlang vergeblich sich ins Gedränge stellt oder hierfür vergeblich einen Dienstmann mietet. Eine Teilung zwischen Großlieferungen und der bei weitem größeren Zahl der Kleinlieferungen ist hiernach durchaus erforderlich, wenn der Zweck erreicht werden soll. Ein Praktikus.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)