Montag, 14. Juni 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. Juni 1915Keinen Alkohol ins Feld senden. Der Minister des Innern hat eine Warnung vor der Zusendung alkoholhaltiger Genußmittel an die Truppen im Felde erlassen. Mit Rücksicht auf den Beginn der warmen Jahreszeit wird davon abgeraten, alkoholische Getränke als Liebesgaben zu senden. Warmer Trinkbranntwein wirkt erschlaffend und nachteilig auf die Gesundheit, besonders bei großen Anstrengungen. Wer Trinkbranntwein in der warmen Jahreszeit ins Feld schickt, erweist den Truppen keinen Liebesdienst, sondern gefährdet sie.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Zum Kartoffelpreisabschlag. Vom Eldoradozustande zeitgemäß preiswerter Speisekartoffeln befinden wir uns hier in Godesberg immer noch weit entfernt. Trotzdem allerwärts ein enormer Preisabschlag der Kartoffeln gemeldet wird, und in Bonn städtischerseits „gute, handverlesene Speisekartoffeln“ sogar für 2,50 Mark pro Zentner abgegeben werden, kosten hier in Godesberg die Kartoffeln immer noch 4,50 Mark.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. Juni 1915Der Schlitzrock. Als am Samstag abend eine Dame, die einen besonders auffallenden französischen Schlitzrock trug, durch die Sürst kam, wurde sie von einigen Herren, darunter auch Soldaten, verspottet. Sie flüchtete in eine Konditorei, wurde aber auch dort von der draußen wartenden Menschenmenge, die von Minute zu Minute größer wurde und schließlich die ganze Breite der Straße sperrte, durch Rufe verhöhnt. Unter dem Schutz der Polizei konnte die Dame nach einer Stunde ihren Weg fortsetzen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Hitzeferien für die Fortbildungsschüler und –Schülerinnen. Bei einer Temperatur von 30 und mehr Grad, die wir in den letzten Wochen verspürt haben, wäre es sehr erfreulich für uns Schüler, wenn uns hitzefrei gegeben würde. Die Volksschulkinder bekommen sogar schon mit 25 Grad Celsius im Schatten hitzefrei. Nur wir, besonders die Kaufleute, müssen uns in den Schulbänken der Fortbildungsschule totschwitzen. Auch wäre ein Bad in dieser Zeit den Schülern sehr angenehm.  Ein Fortbildungsschüler, der badebedürftig sein will!

Elektrische Straßenbahn. Man schreibt uns: Könnten Sei nicht einmal anregen, daß die elektrische Bahn, rote Linie, abends, wenn auch nur einmal nach 8 Uhr bis zur Stadthalle durchfährt? In den heißen Tagen wäre es auch rentabel, da viele Personen gerade in der Gronau Erholung suchen und von da gerne zurückfahren, besonders ältere Leute.  Einer im Namen Vieler.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)