Mittwoch, 19. Mai 1915
Für besondere Pfingstliebesgaben-Sendungen werden von der Heeresverwaltung Geleitscheine nicht erteilt.
Ein Bonner an den Dardanellen. Der deutsche Kapitänsleutnant Rudolf Firle, der zusammen mit dem türkischen Kapitän Achmed den Torpedojäger Muawenet-i-Millijeh auf der Siegesfahrt gegen das englische Linienschiff Goliath kommandiert hat, ist ein Bonner Kind. Er ist hier 1881 als Sohn des verstorbenen Sanitätsrates Firle geboren, besuchte das hiesige Kgl. Gymnasium und bestand dort 1900 die Reifeprüfung. Firle trat dann in die Marine ein und wurde 1910 Kapitänleutnant.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die ersten frischen Stachelbeeren vom Vorgebirge werden jetzt auf dem Markte feilgeboten. Sie sind so dick wie eine Erbse und haben eine gesunde grüne Farbe. Literweise werden sie abgegeben und von den städtischen Hausfrauen zum Einmachen, zur Bereitung von Kompott, Marmelade, Torten und Kriegskuchen gerne verwendet. Am Vorgebirge pflückt man sie an den Hecken solcher Gärten, in denen sie bei der Reife dem Diebstahl zu sehr ausgesetzt sein würden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
In der Kath. Akademiker-Vereinigung spricht heute abend Herr Prof. Dr. Gerhard Esser über „Kriegsnot und göttliche Vorsehung“. Der Vortrag findet um 6 Uhr im Bürgerverein statt.
Ludwig Wessel A.-G. Die 27. ordentliche Generalversammlung der Gesellschaft findet am 19. Juni im Verwaltungsgebäude Clemens-August-Straße statt. Dem Bericht des Vorstandes entnehmen wir:
„Die in unserem letzten Bericht bereits erwähnten ungünstigen Verhältnisse der deutschen Steingutindustrie machten sich auch im abgelaufenen Geschäftsjahre noch geltend und wirkten hemmend auf das Geschäft. Mit Ausbruch des Krieges trat naturgemäß eine weitere Verschlechterung ein, da die Erzeugnisse unserer Industrie für den Heeresbedarf nicht in Betracht kommen. Durch die zeitweise völlige Einstellung des Güterverkehrs waren wir gezwungen, den Betrieb vorübergehend ganz stillzulegen. Die vorliegende Bilanz schließt unter Berücksichtigung des Gewinnvortrages aus dem Vorjahre mit einem Betriebsverluste von 188.372,33 Mark ab (... )“
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)