Freitag, 14. Mai 1915
Urlaubsgesuche zur Frühjahrsbestellung. Das Oberbürgermeisteramt gibt bekannt, daß Gesuche zur Frühjahrsbestellung für Angehörige der Feldtruppen, welche erst jetzt eingehen, nicht mehr weitergeleitet werden. Da auch bei schnellster Erledigung dieser Gesuche die erst jetzt Reklamierten frühestens gegen Mitte Mai an Ort und Stelle sein können, so wird die Frühjahrsbestellung bis dahin erledigt sein. Auch das stellvertretende General-Kommando sieht sich daher veranlaßt, derartige, jetzt noch eingehende Gesuche, die Feldtruppen oder Truppen im General-Guvernement Belgien betreffen, als „verspätet“ nicht mehr weitergeben zu können.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Maiglöckchen. Der Kottenforst hatte gestern zahlreichen Besuch. Schon in der Morgefrühe, zu Fuß, mit dem Rad und mit den Zügen eilten Tausende in seine im frischesten Grün prangenden Hallen. Die Maiglöckchengründe wurden aufgesucht und da die Pflanze in diesem Jahre zahlreiche Blüten angesetzt, war bald Groß und Klein im Besitze eines mächtigen Straußes der duftigen Waldblume. Mit Rücksicht auf die Maiglöckchenzeit hat die Staatsbahn die Züge, die über Station Kottenforst fahren, bedeutend verstärkt, aber der Ausflugsverkehr war so groß, daß die Wagen de Menschen hin und zurück kaum zu fassen wussten. Und wie im Kottenforst, so war es gestern auch in den anderen Wäldern unserer Heimat. Ihr lieblichstes Kind, das duftende Maiglöckchen, hatte ihnen gestern viele, viele Freunde zugeführt. Nie im Jahre werden die Wälder so besucht, als wie in der Maienzeit, wenn die Maiglöckchen blühen.
„Der Krieg und der K.C.“ Von den 950 Mitgliedern der im Kartell-Konvent vereinigten jüdischen Korporationen (K.C.) stehen derzeit 722 unter den Waffen. 100 von ihnen wurden mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet; 14 erhielten andere Kriegsauszeichnungen. ZU preußischen Offizieren wurden 11, zu bayrischen 2 befördert. Der Verband hat bisher, soweit bekannt ist, den Verlust von 28 Mitgliedern, die den Heldentod fürs Vaterland starben, zu beklagen.
Ausrangierte Militärpferde, die für den Kriegsdienst untauglich geworden sind, wurden früher auf dem linken Hinterbein mit einem DU gebrandmarkt. Nach neuerer Bestimmung wird ihnen jetzt ein rechtwinkliges Kreuz mit 10 Zentimeter langen Balken am linken Hinterbein aufgebrannt, um zu verhindern, daß sie nach Herausfütterung von gewissenlosen Händlern wieder an die Truppenteile verkauft werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Stadttheater. Wegen der langen Dauer der Meistersinger-Aufführung muß die Vorstellung bereits um 5¾ Uhr beginnen. – Die musikalische Leitung hat Herr Kapellmeister Sauer.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)